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Drehbuch: Jon Watts
Kamera: Larkin Seiple
Schauspieler*innen: George Clooney, Brad Pitt, Austin Abrams, Amy Ryan
Land: USA
Sprache: Englisch
Länge: 1h48min
Genre: Comedy, Crime
Ein toter junger Mann in der Suite eines Luxushotels versetzt die Staatsanwältin Margarete (Amy Ryan) in Aufruhr. Aus einfachem Spaß wurde Ernst, als ihr One Night Stand auf dem Bett hüpfend das Gleichgewicht verliert und regungslos auf dem Boden zum Erliegen kommt. Hilfe muss her. Jemand muss die Sauerei aufräumen und Spuren verschwinden lassen.
Ein, zwei Mann für alle Fälle
Zum Glück kennt Margaret eine Nummer für solche Unannehmlichkeiten. Ruhig und gelassen, mit ein bisschen Bass und leichtem Kratzen spricht der Mann am anderen Ende der Leitung zu ihr. Hilfe ist unterwegs. Der Adressat (George Clooney) setzt sich in Bewegung, nur um am Ort des Geschehens kurze Zeit später von einem weiteren Mann für alle Fälle (Brad Pitt) überrascht zu werden, welcher vom Hotelpersonal denselben Auftrag erhielt.
Dass die beiden den Auftrag jeweils für sich beanspruchen, daraus machen sie keinen Hehl. Sie sind Einzelgänger in ihrer Profession. Schließlich geht es gerade darum, so wenige Menschen wie möglich zu involvieren. Zu schade, dass die beiden im Rucksack des Jungen Drogen entdecken und daraufhin gezwungen sind, die komplizierte Situation gemeinsam zu lösen: Die Leiche sam Spuren müssen verschwinden und die Drogen zu ihrem ursprünglichen Besitzer. Ein langer Trip durch das nächtliche New York steht bevor.
Das gleiche Modell in doppelter Ausführung.
Optisch und tonal unterscheiden sich die beiden Protagonisten nur in Nuancen, teilen sie sich neben ihres Jobs noch die durchfurchte Stirn, nonchalanten Sprüche und Gesten sowie ihren Kleidungsstil, bestehend aus braunschwarzer Lederjacke und leichtsitzender graubrauner Chino Hose. Mithilfe dieser Similarität wirft Wolfs seine Hauptfiguren in absurde Situationen und entfaltet in ihrer gegenseitigen Ablehnung vor allem sein humoristisches Potenzial.
Dafür nutzt Wolfs die Beziehung beider Darsteller hervorragend als Subtext aus: Nachdem Brad Pitts Produktionsfirma ein von George Clooney umworbenes Filmprojekt übernahm, waren die Darsteller angeblich nicht gut aufeinander zu sprechen. Jedoch handelt die Geschichte nicht von Anfeindungen oder strikter Arbeitsaufteilung zweier Profis. Stattdessen erzählt Wolfs von zwei Menschen, die mit der Gesellschaft perfekt verschmelzen, aber paradoxerweise keine emotionale Anpassungsbereitschaft zeigen.
Chamäleons im Großstadtdschungel
Was Jon Watts aus dieser Buddy-Komödie visuell herauskitzelt, ist zwischen der humoristischen Abneigung seiner Figuren recht ansehnlich. Im Schatten der Nacht verwandelt der Regisseur und Drehbuchautor seine Fixer in zwei Chamäleons. Die Lederjacke wird zur Camouflage im grauschwarzen Großstadtdschungel und zur Projektionsfläche der Weihnachtsreklame.
Die Protagonisten verschwimmen mit der zwielichtigen Umwelt. Interessant wird es, sobald die Figuren aus ihrer emotionalen Gewohnheit austreten und Empathie für sich entdecken. Ihre Tarnung führt in solchen Situationen zu einem kontrastreichen Aufbrechen der Szenerie, die beide Männer gefährdet, insbesondere zwischen weißer Festkleidung auf einer Hochzeit der kroatischen Mafia.
Doch für den größten Teil der Laufzeit werden die Protagonisten nur für uns sichtbar, weil Watts es so möchte, indem Clooney und Pitt von Türen, Toren oder Straßenschluchten eingerahmt werden. Einerseits sind sie Personen der Unterwelt, die innerhalb vorgegebener Strukturen agieren, eintauchen aber auch abtauchen, andererseits bietet die Architektur des Films keine Flucht für seine Protagonisten. Sie sind gefangen, wissen es aber noch nicht.
Umso erfreulicher ist die Realisation des Ausbruchs, der sich im Laufe der Handlung vollzieht und dazu führt, dass die Einzelgänger ihre Tarnung in Schwarz auf Weiß ablegen und zum Team-Up verschmelzen. Die gar nicht mehr so einsamen Wölfe begreifen die Architektur der Filmwelt endlich als Gefängnis. Ob dieser Ausbruch gelingt, das bleibt offen, so wie die Namen beider Figuren, was Wolfs eigentlich banalen Geschichte eine ästhetische Poesie einflößt, die den Film ungemein aufwertet.
8.0 Punkte
Wolfs - Review