SynopsisCrewDetails
Der notorische Einzelgänger Ethan Edwards findet nach Jahren im Bürgerkrieg bei seiner Rückkehr auf die heimische Ranch Bruder und Schwägerin von den Comanchen des Schwarzen Falken dahingemordet vor. In blindem Hass, begleitet nur von seinem ungeliebten Neffen Martin, begibt er sich auf einen fünf Jahre währenden Rachefeldzug, von dem er sich nicht zuletzt ein Wiedersehen mit der beim Indianerüberfall entführten Nichte Debbie erhofft.
© TMDB
Regie: John Ford
Drehbuch: Frank S: Nugent
Schnitt: Jack Murray
Kamera: Winton C: Hoch
Schauspieler*innen: John Wayne, Jeffrey Hunter, Vera Miles
Produktionsjahr: 1956
Land: USA
Sprache: Englisch
Länge: 1h59min
Genre: Western

Drei Jahre nach dem Ende des Sezessionskrieges findet Ethan Edwards (John Wayne) seinen Weg zur Residenz seines Bruders. Mit der Rückkehr des Familienhelden wirkt der Sonnenuntergang nur noch idyllischer und das gemeinsame Glück scheint unabdingbar, bis eine Tragödie das Leben der Landsleute zerschlägt: Eines Abends wird die Familie von einem indigenen Volksstamm überfallen – bei Abwesenheit des Veteranen. Lichterloh stehen die Flammen am Horizont, als Ethan nach dem grausamen Unterfangen zum Anwesen zurückkehrt und die Leichen seiner Angehörigen sich stapeln. Nicht unter den leblosen Körper ist Deborah, die kleine Nichte Ethans. Er lässt alles stehen und liegen und begibt sich auf eine langjährige Suche nach dem entführten Kind, während seine Intentionen immer fragwürdiger und beunruhigender werden.

Mann oder Monster?

Zu hören, dass ein Onkel sich der Rettungsmission seiner verlorenen Nichte verpflichtet, mag zuerst nobel und korrekt klingen, doch in diesem Fall wirft die Motivation des Protagonisten Zweifel auf, sodass sein Status als solcher mehr und mehr infrage gestellt wird. Bereits im Prolog, als Ethan seinem Neffen Martin (Jeffrey Hunter) begegnet, werden rassistische Gedankengüter verdeutlicht. Martin ist nämlich nicht biologisches Mitglied der Familie, sondern ein Adoptivsohn seines Bruders von teilweise cherokeenischer Abstammung. Direkt spricht Ethan dies an und in seiner Mimik lässt sich vorprogrammierte Verachtung ablesen. Dies lässt sich rückwirkend betrachtet als erstes Warnzeichen davon erkennen, welches das von Vorurteilen geprägte Aggressionspotenzial des Hauptcharakters definiert. Sogar dem hiesigen Polizeipräsidium werden dessen Strategie suspekt, als ein Suchtrupp des Sheriffs auf eine Gruppe Ureinwohner trifft.

Während letzterer einen defensiven Zugriff vorschlägt, um die Geiseln – sofern diese Gruppe sie überhaupt festhält – nicht zu gefährden, muss Ethan regelrecht von einem Frontalangriff abgehalten werden. Bereits hier lässt sich theoretisieren, was ihm wirklich wichtiger ist. Möchte er tatsächlich seine Nichte retten oder sucht er nach einem Freifahrtschein der Vergeltung? Die Wut darüber, was seiner Familie widerfahren ist, vernebelt seinen taktischen wie auch moralischen Blick. Effizient im Ausführen seiner Rache tritt er die Sicherheit aller Anwesenden mit Füßen und dies zu allem Überfluss völlig bewusst. Wenn er den Schädel eines erschossenen Eingeborenen skalpiert, ist im Geiste des eigentlichen Vorhabens mehrere Meilen über das Ziel hinausgeschossen worden. Als seine Methoden dem Sheriff zu radikal und deshalb kritisiert werden, löst sich der Protagonist vom Team los und prescht ausgerechnet mit Martin vor, um seinen Gelüsten Befriedigung zu verschaffen.

Der Schwarze Falke verdreht das Konzept eines Helden und verwandelt ihn zum absoluten Bösewicht. Wer die Entführung seiner Nichte als Rechtfertigung missbraucht, diverse Ureinwohner abzuschlachten und somit das rassistische Ego auf die denkbar möglichst unethische Weise aufzupumpen, ist definitiv kein Held. Bald lautet die Frage nicht mehr, ob all das Töten ein Leben retten wird, sondern ob das Retten eines Lebens das Töten wahrhaftig beenden wird. Unberechenbar und psychopathisch wird die Figur inszeniert, was deren Odyssee so spannend und faszinierend gestaltet. Wie ein tollwütiger Bluthund macht der Protagonist Jagd auf Menschen, die optisch ins Beuteschema passen. Seine erschreckende Vorgehensweise wartet mit den Fragen bis nach der Gewalt, das Monster im Manne scheint dermaßen lang auf den Weckruf gewartet zu haben, dass es den Alptraum in die Realität trägt.

Wirre Dynamiken mit Kitsch und Klamauk

Gegen das ruchlose Treiben von Ethan wirken Aspekte einer Handlung, die bedauerlicherweise oft von der tiefsinnigen Wirkung der Thematik ablenkt. Es finden sich unzählige Nebenfiguren, welche das Szenario durch humoristische Darbietungen auflockern sollen. Damit entfernt John Ford sich vom düsteren Kern der Story und sorgt in erster Linie dafür, dass man schlichtweg auf eine Rückkehr zur schauderhaften Attitüde der Hauptfigur wartet. Zwar drehen sich die Dialoge und Konflikte zwischen ihm und Martin häufig im Kreis, doch ist John Waynes intensive Performance mehr als ausreichend, um dies zu verzeihen.

Etwas dröge wird es, sobald Wayne mal nicht vor der Kamera steht. Die unnahbare, spontan eingeführte Liebesbeziehung zwischen Martin und einer jungen Frau, welche sich Jahr um Jahr mehr nach ihm verzehrt, nimmt nicht nur irritierend viel Raum ein. Sie schmälert das Tempo einer Erzählung, deren Rasanz einen beachtlichen Teil dazu beiträgt, dass das verquere Charaktermodell Ethans so gruselig bleibt. Mit ihm folgt Klimax auf Klimax, Konflikt auf Konflikt und Abscheu auf Abscheu. Wenn man dann plötzlich dazu gezwungen wird, der Geliebten beim stümperhaften, minutenlangen Versuch zuzusehen, einen Brief Martins vorzulesen, der gleichzeitig verbalisiert, was für die Zuschauerschaft visualisiert wird, schwankt das Narrativ.

Auch wie mittels der Einbindung dieser Charaktere eine schleichende Harmonisierung der Ereignisse vorgenommen wird, bietet einen unpassend inkonsequenten Kontrast zur sonst außergewöhnlich konsequenten Ambivalenz der Story. Dadurch fällt die Laufzeit von beinahe zwei Stunden in den falschen Momenten auf, denn neben der spannenden Psychoanalyse eines Jägers jenseits der Waidgerechtigkeit wartet der Film mit fantastischen Bildern auf. Silhouetten in der Prärie, das Wüstland im Schimmer der Morgenröte oder verschneite Täler gehören zur Norm und bannen das Augenpaar an die Leinwand. Wäre die Thematik nach hinten raus pointierter und noch fieser, würde man in Lektüren von Vorreitern der perfiden Rachegeschichte zweifelsohne oftmals auf Der Schwarze Falke stoßen, denn es handelt sich um so viel mehr als einen Western-Klassiker.

DER SCHWARZE FALKE IST AKTUELL (STAND: 31. MÄRZ 2025) AUF WOW VERFÜGBAR

7.0
Punkte