©Netflix Inc.
Drehbuch: Leigh Janiak, Phil Graziadei, Zak Olkewicz
Schnitt: Rachel Goodlett Katz
Kamera: Caleb Heymann
Darsteller*innen: Sadie Sink, Emily Rudd, Ryan Simpkins
Land: USA
Originaltitel: Fear Street Part Two: 1978
Sprache: Englisch
Länge: 1h50min
Genre: Horror
Bereits bei der Rückblende zu Beginn des Filmes, der die Geschehnisse des Vorgängers im Schnelldurchlauf wiedergibt, wird deutlich, dass Netflix großes mit diesem Gruselkabinett geplant hat. Wo Fear Street – Teil 1: 1994 mit der Premoderne unserer Gegenwart besticht, finden wir uns diesmal im Jahre 1978 im Camp Nightwing wieder.
Ein von Teenagern durchzogenes Zeltlager. Einer der ikonischsten Schlachtplätze des totalen Gemetzels. Doch ikonisch wird zunehmend gleichbedeutend mit verbraucht. Ja, sein Setting über seine Standards hinaus zu pressen gelingt Fear Street – Teil 2: 1978 praktisch zu keiner Sekunde. Trotz des immerwährenden Ambientes eines solchen Szenarios, verpasst der Film das Potenzial der Prämisse seines Franchises – im Gegensatz zum ersten Part nicht wie selbiger um Haaresbreite. Das hier ist schlichtweg dein dahergelaufener Slasher, dessen storytechnische Tragweite über die volle Laufzeit relativ theoretisch bleibt.
Die Fortsetzung eines Universums hat unter anderem eine Aufgabe: Die Erweiterung der gezeigten Welt. So findet sich durchaus eine Menge Exposition in Fear Street: 1978, allerdings wenig der mehrfach angedeuteten Backstory. Zwar ist es chronologisch und klimaktisch betrachtet als sinnvolle Entscheidung zu gewichten, sich diesen Tiefgang für den Abschluss der Trilogie aufzusparen. Gut für den dritten Film, schlecht für den zweiten. In diesem Falle ist des einen Verlust wirklich des anderen Gewinn. Von vorne bis hinten ist dieser Film nicht viel mehr als ein Lückenfüller, um das Grande Finale einzuläuten.
Als alleinstehender Slasher hat er durchaus seine Qualitäten vorzuweisen. Da wären wie bereits im Vorgänger brutale und explizite Kills und die audiovisuell gelungene Aufmachung. Auch das Schauspiel des Cast kann sich wieder sehen lassen. Dennoch fehlt in dieser Geschichte der gelegentlich durchschimmernde Charme der herzlichen Figuren sowie ein wahrer Antrieb, der seiner kompletten Reihe einen Mehrwert generiert. Dabei versagt der Aufbau selbst beinahe schon auf ganzer Linie und plätschert nur so daher, bis der in diesem Jahrgang heimische Mörder zur Waffe greift.
Wo wir doch schon bei ihm sind: Der sogenannte “Nightwing” ist in seiner Präsenz stark eingedämmt. Was ist schon groß dabei? Ein Kerl ohne Empathie oder dem Funken eines gesunden Menschenverstandes mit einer Axt, die nach Blut dürstet. So ein Profil hat nicht gerade mit Komplexität oder Innovationen zu prahlen, ist aber seit jeher ein intensiver Gegenspieler. Besagte Intensität auf die Leinwand zu bringen, gelingt jedoch nur bedingt.
Fear Street: 1978 schleicht lieber durch die Dunkelheit und hat erst kurz vor Einbruch des letzten Drittels die Idee, mal richtig in die Eisen zu hauen. Dafür bringt er dann aber auch so richtig Spaß. Nur schade, dass es da quasi schon zu spät ist. Trotz der im Kontrast zu damaligen Zeiten technischen Errungenschaften sind Filme wie Freitag der 13. oder der wesentlich unbekanntere The Burning geschickter in der Inszenierung ihres Schauplatzes und fiesen Antagonisten.
Darüber hinaus verwirkt der Film jedwede Chance, einen Bezug zu seinem Universum herzustellen. Die wenigen Szenen, in denen dies erwirtschaftet wird, gehen eher auf das Konto des noch kommenden Fear Street: 1666. Leider ist der zweite Teil der Fear Street-Reihe somit eher eine spröde Lagerfeuergeschichte als furchterregende Folklore. Alles in allem ein kurzweiliger, kompetent produzierter aber durchschnittlicher Slasher. Dass er in Relation zu restlichen Slashern jedoch knapp unter den Durchschnitt fällt, ist seinem Franchise zu schulden, dem er bedauerlicherweise in keinerlei Hinsicht etwas hinzufügt.
Die Trilogie wird am 16. Juli auf Netflix ihr Ende finden.
4.0 Punkte
Dorian
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Die Leidenschaft Filme jeder Art in sich hinein zu pressen, entbrannte bei mir erst während meines 16. Lebensjahres. Seit diesem Zeitraum meines Daseins gebe ich jeder Bewegtbildcollage beim kleinsten Interesse eine Chance, seien es als Pflichtprogramm geltende Klassiker oder unentdeckte Indie-Perlen.