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Drehbuch: Timo Tjahjanto
Schnitt: Dinda Amanda
Kamera: Batara Goempar
Schauspieler*innen: Aurora Ribero, Hana Malasan, Andri Mashadi
Land: Indonesien, USA
Sprache: Indonesisch
Länge: 2h25min
Genre: Action, Thriller, Crime
Ein kurzer Moment der Schwäche genügt, um Fleiß und Engagement zu relativieren, es gar so aussehen zu lassen, als habe man auf ganzer Linie versagt. Nachdem sich eine junge Auftragsmörderin (Aurora Ribero) von einem ungeplanten Kollateralschaden aus dem Konzept bringen lässt, wird sie von einem Bodyguard angeschossen und fällt dabei in Ohnmacht. Dass sie sich vorher durch unzählige Mitglieder einer Yakuza-Bande geschossen sowie geschnetzelt und dabei das Hauptziel ausgeschaltet hat, interessiert ihre erzürnte Mentorin wenig. Es würde ab hier nur noch schwerer werden und einen solchen Fehltritt könne man sich in ihrem Metier nicht erlauben, tadelt jene nur. Die Prinzipien ihrer Arbeitgeber missachtend, stürzt sich die namenlose Killerin nach allen Standpauken dennoch in eine schwermütige Reise, als sie sich auf die Suche ihres verschwundenen Nachbarsjungen begibt.
Falsche Menschlichkeit
Nicht verhandeln, niemanden beschützen, sondern nur neutralisieren – das Motto des geheimnisvollen Syndikats ist ebenso unmissverständlich wie leicht zu merken. Wie kommt es also, dass sich die Frau, welche lediglich auf den Titel „Nummer 13“ hört, plötzlich für fremde Leben einsetzt? Sie könnte nicht mehr Nachteile durch ihren Akt der Menschlichkeit gewinnen, da dieser in den Augen ihrer Vorgesetzten falsch ist. Loyalität gilt in ihrer Wahrnehmung aber nicht dem Profit vom Töten, sondern dem Schutz des Lebens derer, die ihres selbst nicht schützen können – zumindest in diesem speziellen Fall.
Inmitten dieses moralischen Leitbildes möchte Codename 13 seine Protagonistin auf die Probe stellen, denn über die tragischen Umstände ihres unschuldigen Nachbarsjungen, der in die Hände einer brutalen Verbrechensorganisation gerät, weiß sie gut Bescheid. Also zieht sie in den Kampf gegen besagte Organisation, um sein Leben zu verschonen. Dass diese Geschichte bereits dutzende Male in abgewandelter Form erzählt worden ist, muss nicht gleich bedeuten, dass sie nicht auf eine gute Weise erneut aufgelegt werden kann. Nichtsdestoweniger ist exakt dies passiert, was in erster Linie an der gefährlichen Überschätzung der angewandten Figurenzeichnung und Dramaturgie liegt.
Es ist nur passend, dass der eigentliche Name der Hauptfigur im Verborgenen gehalten wird, da ihre Persönlichkeit lediglich von der Prämisse definiert wird. Timo Tjahjanto bemüht sich, das Spektakel des professionellen Mordens den potenziellen Konsequenzen für die menschliche Entwicklung gegenüberzustellen, vertraut dabei aber entschieden zu sehr auf die Annahme, die Ausgangslage reiche als emotionaler Ankerpunkt aus. Während Nummer 13 eine enorme Blutspur hinter sich zieht, geschieht kaum etwas, das die Bindung zu ihrem unfreiwilligen Klienten stärkt oder transparent gestaltet. Dieser Film hat eine Laufzeit von beinahe zweieinhalb Stunden, schmückt diese zwar gelegentlich mit Action aus, füllt den Rest der Geschehnisse aber mit ungenügendem World-Building und zu vielen redundanten Nebenfiguren.
Zelebriert werden die Momente der gewaltfreien Konfrontation dennoch, als hielte die Protagonistin den heiligen Gral der Vorreiterin einer mysteriösen, skrupellosen aber irgendwie doch empathischen und fürsorglichen Rächerin in der Hand; im Endeffekt könnte ihr Wesen aber nicht weniger tiefgründig sein. Aurora Ribero hat eine intensive Präsenz und spielt großartig, kann das Drehbuch aber nicht größer wirken lassen, als es in Wahrheit ist. Anstatt also zu akzeptieren, dass man mit dieser Story keine Bäume ausreißen wird – weil man es auch schlichtweg nicht muss -, nimmt sie in ihrer generischen, unzureichend nuancierten Ausführung trotzdem den meisten Raum ein. Die Zuschauerschaft wird damit konfrontiert, was die betrogene Untergrundfirma denkt: Das hier ist falsche Menschlichkeit.
Unausgewogene Proportionen
Wäre die Action als Kontrast zumindest ausgefallen genug, um darüber hinwegzutrösten, könnte man sich dementsprechend davon ablenken. Wenn man sich allerdings die bisherige Arbeit des Regisseurs ansieht, fällt auch dieser Aspekt erschreckend flach aus. Durchaus werden dem Publikum mehr als genug solide durchgeführte wie auch gefilmte Choreographien vorgesetzt, insgesamt missen diese aber prägnante Ideen, um gegen die gewaltige Last der Story bestehen zu können. Dass die Kämpfe gelegentlich einen Hauch zu dunkel gefilmt sind, ist hierbei nicht allzu schlimm, zumal es perfekt zur schmierigen Atmosphäre passt und die Übersicht niemals verloren geht.
Kompensieren können die wohl platzierten Schläge, Tritte und Kopfnüsse die inhaltlichen Schwächen des Filmes dennoch nicht. Auch dass es an Blutfontänen, separierten Extremitäten und wahnwitzigen, maßlos übertriebenen Kills nicht mangelt, ist ein schwacher Trost, weil die Visualität der Brutalität teilweise sehr digital wirkt. Aus klaffenden Wunden pulsierende Löcher im praktischen Stil gibt es zuhauf, in einer Vielzahl an Momenten, wo es richtig zur Sache geht, ist der plastische Look der aggressiven Gewalt aber nicht wirklich von Vorteil.
Somit kann die ausschweifende Länge weder erzählerisch noch inszenatorisch gerechtfertigt werden. Es fehlt die Interaktion mit den Sets, um unerbittliche Dynamik und Wucht zu generieren. Während Timo Tjahjanto in The Night Comes for Us zahlreiche Statisten durch Möbelstücke schleudern und sie auf innovative Art von Gegenständen verstümmelt werden lässt, ist die Action in Codename 13 wirklich kompetent, aber in Anbetracht der schieren Menge an Gehaltlosigkeit zu basisch, repetitiv und oftmals von leeren Räumlichkeiten geprägt. Es fühlt sich beinahe schon respektlos an, dies auszusprechen, da sämtliche Choreographen Schweiß und ihre Gesundheit riskieren, um tolle Kämpfe darzubieten. Durch die restliche Wirkung des Filmes, verhält es sich leider wie bei der Protagonistin: Trotz einer bemerkenswerten Leistung, wird das Ziel der Mission nicht erreicht und sie ist als Konsequenz gescheitert.
CODENAME 13 IST SEIT DEM 17. OKTOBER 2024 AUF NETFLIX VERFÜGBAR
4.0 Punkte
Dorian
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Die Leidenschaft Filme jeder Art in sich hinein zu pressen, entbrannte bei mir erst während meines 16. Lebensjahres. Seit diesem Zeitraum meines Daseins gebe ich jeder Bewegtbildcollage beim kleinsten Interesse eine Chance, seien es als Pflichtprogramm geltende Klassiker oder unentdeckte Indie-Perlen.