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Als eine Bekannte des Autors Dixon Steele ermordet wird, ist er der Hauptverdächtige, denn er war am Abend ihres Todes noch mit ihr zusammen. Seine Nachbarin Laurel gibt ihm ein Alibi, denn sie will ihn schützen – und mehr sein als nur seine Nachbarin. Kann diese Konstellation auf Dauer funktionieren?
© TMDB
Regie: Nicholas Ray
Drehbuch: Edmund H. North, Andrew Solt
Schnitt: Viola Lawrence
Kamera: Burnett Guffey
Schauspieler*innen: Humphrey Bogart, Gloria Grahame
Produktionsjahr: 1950
Land: USA
Sprache: Englisch
Länge: 1h34min
Genre: Romance, Crime, Mystery, Drama

Dixon Steel (Humphrey Bogart) befindet sich in so etwas wie einem kreativen Tief. Sein Erfolg sowie Ansehen als Drehbuchautor sind über die Jahre abgeflacht; obgleich die lyrische Arbeit einst für sich sprechen konnte, ist insbesondere die Reputation daran Schuld, es sei schwer, mit ihm zu arbeiten. Er selbst würde dies kaum leugnen, seinem Temperament ist er sich bewusst. Ein falsches Wort und es fliegen Gegenstände oder sogar die Fäuste.

Gegenüber spezifischen Frauen gibt er sich jedoch ganz galant, wie Laurel Gray (Gloria Grahame) feststellen soll und sich seinem Charme kaum noch entziehen kann. Kurzerhand keimen romantische Gefühle zwischen den beiden auf, doch Laurel lernt nach dem harmonischen Ersteindruck schnell die Schattenseiten ihres Liebhabers kennen. Plötzlich hat sie Angst vor ihm und kann sich nicht einmal mehr selbst vergewissern, ob er nicht der Täter hinter eines erst kürzlich geschehenen Mordes ist. Zu unberechenbar und undurchschaubar ist sein Wesen, zu groß aber die Liebe und Zweifel, um sich von ihm zu trennen.

Liebe macht blind

Es wird einem auch als Zuschauer nicht gerade leicht gemacht, Laurel in ihrer inneren Zerrissenheit zu bevormunden, denn Dixon ist in seinem Auftreten wahrlich zweideutig und dementsprechend weder als Engel noch Teufel einzuordnen. Motzt er in einem Moment noch, sein voriger Aufenthaltsort ginge seine Partnerin nichts an, bereitet er ihr wenige Stunden später ein Frühstück zu, weil ihr offenbar unwohl zu sein scheint. Dixons Handeln und Denken ist ebenso schwankend wie sein Gemüt: nur wenig ist notwendig, um ihn über die Klippe zu stoßen.

Seine bessere Hälfte hingegen ist in ihrer Natur eher sanft und übt sich darin, Dixon das Verständnis entgegenzubringen, welches seine Eskapaden verlangen. Immerhin sei er laut der Aussage seines Agenten wie Dynamit und Dynamit müsse auch mal explodieren. Nichtsdestoweniger bringt der mörderische Hintergrund ihres Zusammenfindens sie an ihre moralischen Grenzen, da sie nur mit Schweiß und Tränen mit der akuten Ungewissheit leben könnte, in potenzieller Zukunft per Ehegelübde an einen Killer gebunden zu sein.

Die Beziehung der beiden ist in ihrer Inszenierung deswegen so abwechslungsreich, weil sie als glaubwürdige Romanze und Spannungsgarant des angetriebenen Mysteriums gleichermaßen eingesetzt wird. Wie gut man seinen Nächsten tatsächlich kennt, ist mitunter das größte Rätsel menschlichen Zusammenlebens. Denn ab wann kann man aus tiefster Überzeugung behaupten, man kenne jemanden in- und auswendig?

Wie viel Zuneigung hat eine Verliebte für ihren Geliebten übrig, wenn sie Zeuge davon wird, wie besagter Geliebter einen anderen Mann bis zur Besinnungslosigkeit niederschlägt, weil jener ihm im falschen Augenblick begegnet ist? Wenige Sekunden später bittet er sie zu fahren und fragt nach einer Zigarette, als sei nichts gewesen. Innerhalb einer Minute entwickelt sich der Protagonist von einem vertrauten Bekannten zu einem gefährlichen Fremden und wieder zurück. Emotionen sind dabei weniger hilfreich, als sie prinzipiell sein sollten, da sie Objektivität verschleiern. Liebe macht bekanntermaßen blind und Laurel fürchtet, dass dies zu ihrem Verhängnis wird.

Einsame Zweisamkeit

Zwar gerät die eigentlich Investigation und Suche nach der Identität hinter dem Verbrechen relativ früh aus dem Fokus und irritiert damit partiell, qualmt als Frage aber konstant im Hintergrund. In einer Szene schildert Dixon einem Freund und – nicht gerade zufällig auf ihn angeheuerten – Polizisten, wie der Tathergang hätte abgelaufen sein können. Mit inbrünstiger Stimme und intensiven Blicken lässt er seinen Freund in die Psyche eines Mörders eintauchen. Durch Dixons Fähigkeit zu authentifizieren fällt dieser derart in Trance, dass er kaum bemerkt, wie er seiner neben ihm als Statistin sitzenden Gattin die Atemwege abschnürt.

Seine erzählerischen wie auch gefühlsechten Sätze und Formulierungen sind schnell mit Erfahrung zu verwechseln, als investiere er in jede von ihm niedergeschriebene Zeile einen Teil seiner selbst. Fiktion und Realität verschwimmen, sobald er redet und das allein macht ihn zum perfekten Verdächtigen. Des Hauptcharakters Erscheinung verwirren seine Mitmenschen, wie ein Chamäleon wechselt er die Streifen auf seiner Haut. Mehr oder minder unabsichtlich füllt er den Ordner mit Aspekten, die gegen seine Unschuld sprechen.

Es ist situationsbedingt als Gabe oder Fluch zu klassifizieren, wie der Exzentriker sich äußert. Zu jeder gegebenen Situation ist Dixon Steel der Mann, dem man alles glauben will, was er kommuniziert. Mal ist er witzig, mal zuvorkommend und charmant, mal entsetzlich aufbrausend und furchteinflößend. In allen Belangen ist er aber sehr überzeugend, wodurch er sich über Paranoia von seinem Umfeld abkoppelt. Neben Humphrey Bogarts atemberaubender Performance einer solch wankelmütigen und komplexen Figur ist es auch das Skript, das durch die gewiefte Aneinanderreihung seiner Szenen mit dem Publikum spielt.

Als Krimi erklimmt dieses Werk jeden Gipfel der Spannung, erfasst er dabei doch die Quintessenz noiristischer Kernaspekte bis zur Perfektion. Der Aufstieg und Zerfall zweier Seelen, welche lieber Hand in Hand in den Abgrund gezogen werden, anstatt ihren Griff zu lockern und den anderen gehen zu lassen. Selten ist Liebe und Misstrauen so intensiv zu beobachten, noch seltener jedoch ein Filmtitel ironischer und treffender, denn das Zusammensein kann jenseits von Gut und Böse vor allem eines sein – Ein einsamer Ort.

„I was born when she kissed me. I died when she left me. I lived a few weeks while she loved me.“

9.0
Punkte