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Wenn die Sonne untergeht und sich die Stadt zum Schlafen legt, kommen zwei Kräfte zum Vorschein. Sie sind unsichtbar, doch mit der Macht, die sie über uns ausüben während wir schlafen, kämpfen sie um unsere Seelen in unseren Träumen. Vater und Tochter sind in diese fantastische Traumweltschlacht verwickelt. Sie kämpfen um Vaters Seele und dafür, die Tochter vor einem ewig dauernden Albtraum zu bewahren. Jeder für sich begibt sich auf eine Reise und sie begegnen dabei schrägen Charaktären, die eigentlich nur in ihrem Unterbewusstsein existieren. Tun sie das wirklich?
© TMDB
Regie: Jamin Winans
Drehbuch: Jamin Winans
Schnitt: Jamin Winans
Kamera: Jeff Pointer
Schauspieler*innen: Christopher Soren Kelly, Jessica Duffy, Quinn Hunchar
Produktionsjahr: 2009
Land: USA
Sprache: Englisch
Länge: 1h46min
Genre: Action, Fantasy

Über das Phänomen der Träume weiß man prinzipiell kaum etwas mit Gewissheit. Allgemein bekannt ist, dass sie einen des Nachts heimsuchen und man sich auch gelegentlich daran erinnern kann. Für einige Schlafphasen sind sie wohlige Fantasien, nicht weniger oft spiegeln sie tiefe Ängste wider.

Ob ein Traum einem freundlich oder feindlich gesinnt ist, scheint oftmals willkürlich. Was wäre aber, wenn es Entitäten gibt, die über Kräfte verfügen, exakt dies zu kontrollieren? Dann lebt man in der Welt von Ink, in der ein Traumsöldner darauf angeheuert wird, die Seele eines träumenden Mädchens zu entführen — zu welch unheilvollem Zweck, ist auch ihm nicht klar.

Risse in Fragmenten

Undurchsichtig ist die Welt der Träume, schleierhafte und inkonsistente Weggabelungen führen zu Szenerien, die ebenso vertraut und gewöhnlich wie fremd und abstrakt aussehen. Portale eröffnen sich wie ein einschlagender Blitz, die in ihrer Abfolge völlig unsinnig erscheinen. Befand man sich vorher beispielsweise noch im eigenen Schlafzimmer, steht man nach der Durchquerung besagter Portale urplötzlich in einer dunklen Seitenstraße. Ähnlich verwirrend zum World-Building verhält sich die technische Gestaltung des Filmes, was sich jedoch nicht immer als Vorteil behauptet.

Ink ist ein Independent-Projekt und atmet seine sichtbaren Limitierungen, dennoch ist insbesondere das Schnittstakkato ein Dorn im Auge. Desorientierende Keilereien stehen an der Tagesordnung. Dabei ist insgeheim jede Action-Sequenz mit tollen Choreographien bestückt, wahrlich bestaunen kann man jene aber nur in Wimpernschlägen. Auf so gut wie jeden Schlag, Tritt oder Dreher folgt ein harter Perspektivwechsel, wodurch die Dynamik der Kämpfe zwar unangefochten bleibt, allerdings merklich verblichenes Potenzial aufweist.

Sogar in einer Vielzahl an Dialogen wird regelrecht zwischen den Silben geschnitten. Ob als bewusstes Stilmittel gewählt oder nicht: Wenn Konversationen den Fokus auf das Gesagte verlieren, kann nur von unzähligen Kubikmetern an Luft nach oben philosophiert werden. Handwerklich ist dieses Werk wie eine Säule voller Fragmente, die zusätzliche Risse bekommen. Am irritierendsten ist hierbei aber, dass diese Störfaktoren wenig von der restlichen Faszination nehmen, wenn man sich nicht nur die Vielzahl an Ideen ansieht, sondern auch, wie diese trotz der spärlichen Mittel umgesetzt werden.

Innovationen wie aus einem Traum

Zuerst trifft einen noch der Schock: Bilder eines Vaters, der mit seiner Tochter im Garten spielt; beschichtet mit einem Alptraum von einem Filter. Beginnende Einstellungen sind dermaßen hell und entsättigt, dass der fade Anblick direkt ein Grummeln im Bauch provoziert. Doch kurzerhand wird der Filter abgelegt und man sieht den Kulissen nach wie vor an, dass kein großer Betrag hinter dieser Kamera steckt. Sobald aber die ersten Traumsequenzen aufschimmern, tritt der Wow-Effekt ein.

Wow, wie makellos und kreativ ist die Transition, in der ein Fenster aus einer Küche direkt in die Mitte eines Wohnzimmers führt! Wow, wie perfekt animiert und positioniert ist die invertierte Reparatur einer Glasscheibe, die Sekunden vorher noch von einer durchpreschenden Person zerbrochen wurde! Wow, wie gruselig und beeindruckend ist dieses Make-up!

Ink schäumt vor visuellen und inhaltlichen Ideen über und erzählt dabei eine Storyline, deren Tragik sich zwischen all dem Wirrwarr an Figuren und Gimmicks mit einer Wucht entfaltet, die ihr für längere Zeit der Handlung kaum zuzutrauen wäre. Während die bizarre Reise um die Entführung eines Mädchens schlichtweg mit sämtlichen Erwartungen bricht, ist der Alltag ihres cholerischen Vaters gleichzeitig schleppend zu ertragen und unscheinbar in seiner Relevanz. Als sich die Kurven aber am schicksalhaften Schnittpunkt übertreffen, schaut man auf die dramaturgischen Eindrücke aus einem anderen Blickwinkel zurück.

Surrealistische Momente kleben als Etikett auf einer Geschichte, deren Cleverness ohne Spoiler kaum zu vermitteln ist. Ähnlich verhält es sich mit der Visualisierung, welcher keine Beschreibung gerecht werden kann. Auch wenn das ruppige Editing wie erwähnt nicht immer an die Qualitäten anknüpft, zeigt dies allein schon, was für ein besonderes Filmerlebnis Jamin Winans geschaffen hat. Elemente aus Fantasy und Science-Fiction bilden ein traumhaftes Gespann, das die Neuronen durch ihre apokalyptische Atmosphäre fordert, um sie währenddessen mit der intimen Erzählung zu besänftigen.

7.0
Punkte