©Walt Disney
Drehbuch: Ted Elliott, Terry Rossio, Justin Haythe
Schnitt: Craig Wood, James Haygood
Kamera: Bojan Bazelli
Schauspieler*innen: Johnny Depp, Armie Hammer, William Fichtner, Helena Bonham Carter
Sprache: Englisch
Länge: 2h29min
Genre: Action, Adventure, Western
“Never change a winning team” ist allweil als inspirierende Maxime bekannt, kann in einer unglücklichen Auffassung allerdings auch schnell zu einer schwachsinnigen Präambel verkommen. Welche Angelegenheit auf die Kooperation hinter The Lone Ranger zutrifft, ist relativ fix geklärt: Zweitere. Da der Film selbst aber schon keine Bereitschaft dafür aufbringen wollte, sich kurz zu halten, sollte man es selbst auch nicht tun. Die Urväter der populären und erfolgreichen Filmreihe Fluch der Karibik bündelten ihre Kräfte erneut, um einen weiteren, risikofreien Blockbuster-Hit zu landen. Mit Erfolg? Absolut nicht. Das millionenschwere Westernepos scheiterte zuerst bei den Kritikern und fand in den Schlagzeilen lediglich als Sandsack Verwendung, erlitt an den Kinokassen aber einen noch schwereren Knockout. Ein kommerzieller Flop der obersten Klasse.
Dass Disneys gigantische Piratensaga nicht mehr den frischen Wind verbreitete, wie zum Zeitpunkt seines Ursprungs, lag schon vor der Produktion dieses Filmes in der Luft. Trotzdem nahm man denselben Regisseur, denselben Produzenten, dieselben Drehbuchautoren und denselben Johnny Depp, um nach demselben Schema denselben Film zu machen, nur mit einem kleinen Tapetenwechsel. Der Vergleich scheint auf den ersten Blick faulenzerisch und einfach die erstbeste Gelegenheit zu sein, den Film (mehr oder weniger) grundlos niederzumachen, aber in der Tat liegt bei ihm im Offensichtlichen die Wurzel allen Übels. Die Ideenlosigkeit ist praktisch nicht zu überbieten. Den pfiffigen Stil seiner Filmographievettern auf ebendieses Szenario zu transferieren, ist gnadenlos zurückgeschossen. Ob und wie es hätte gelingen können, steht in den Sternen, aber mit allen Aspekten inbegriffen lässt The Lone Ranger schon den Anschein erwecken, als hätte es hier nie Potenzial zum Verschwenden gegeben.
Das Skript ist vollkommen lieblos zusammengesetzt. Die Story ist kaum der Rede wert. Der Ablauf der Geschichte wird total spannungsarm und spröde abgespielt. In der Narrative und Hektik des Plots spiegelt sich der Spirit und die Handschrift des Teams wider, hinterlässt aber nichts als Staub. Die Erzählung schlägt unendlich viele Haken. Konflikte wiederholen sich, Figuren häufen sich, Knackpunkte relativieren sich durch die wildesten Zufälle. Dies ließe sich noch als Humor verkaufen, der Witz geht in diesem Fall aber deutlich auf die Kosten des Absenders. In punkto Slapstick wohnt man einem absoluten Overdrive bei. Armie Hammer und Johnny Depp mögen auf dem Papier als Lead-Pair vielversprechend aussehen, enttäuschen aber auf ganzer Linie. Wo Darsteller wie Ruth Wilson oder William Fichtner in der Nebenbesetzung alles geben und lobenswerte Arbeit investieren, findet Hammer sich keinen Deut in seine Rolle ein, während Depp völlig lustlos sein Ding durchzieht. Letzteres lässt sich auf das gesamte Projekt metaphorisieren: Hier wird völlig lustlos sein Ding durchgezogen.
Wenn jetzt doch die Hoffnung blüht, The Lone Ranger würde bei all den negativen Aspekten der späten Epoche von Fluch der Karibik zumindest die positiven gleich mit übernehmen, trifft die Realität einen umso härter. Obgleich das Franchise mit der Zeit gewisse Abnutzungserscheinungen aufzeigte, war es bis zu einem angemessenen Grad nämlich immer noch unterhaltsam. Auch darin versagt The Lone Ranger nach Strich und Faden. Die kreative Inszenierung und Choreographie irrwitziger Action von Fluch der Karibik fehlt beinahe komplett. Es gibt zwei längere Sequenzen dieser Art, die auch wie erwünscht fantastisch anzusehen sind, im Verhältnis zum Storytelling aber knietief im Schatten stehen. Dies ist in Anbetracht des Produktionsdesigns furchtbar tragisch, da besagtes schlichtweg makellos ist. Auch ohne die überwiegend starken Effekte hat der Film mitunter einige der grandiosesten Set-Pieces der letzten Jahre vorzuweisen. Der epische Score, komponiert vom meisterhaften Hans Zimmer, ruft bei der schieren Bildgewalt die Abenteuerlust in einem hervor. Auch über die Kostümierung und Maske lässt sich nur schwärmen. The Lone Ranger ist eine audiovisuelle Wucht. Doch all dies geht bei der schlecht ausbalancierten Laufzeit von fast zweieinhalb Stunden unter.
Dabei ist die Tatsache, dass die Titelfigur in ihrer finalen Form erst nach ungefähr 50 Minuten aufkreuzt, gar nicht das Hauptproblem, sondern alles darum herum. Dieses ewige Drumherumdrehen um das Wesentliche. Eine überlange, uninspirierte und repetitive Erzählung, welche nichts zu erzählen hat. The Lone Ranger ist ein Fall, für den ein immens großer Aufwand betrieben worden ist, um ein immens faules Endprodukt zu kreieren. Dieses Ross war schon verdurstet, bevor der Ritt überhaupt begonnen hat. Wenn man einen guten Western von Gore Verbinski mit Johnny Depp in der Hauptrolle sehen will, schaut man sich lieber gleich zweimal Rango an. Das bringt entschieden mehr Spaß und wirkt auch kurzweiliger.