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Drei junge Frauen, die seit ihrer Kindheit unzertrennlich sind, beschwören den Geist von Kandisha, einer rachsüchtigen Kreatur aus marokkanischen Legenden. Was nur als Spiel gedacht war, entwickelt sich zu einem Albtraum, als die engen Verwandten des Trios unter immer tragischeren Umständen zu verschwinden beginnen. Im Angesicht des Undenkbaren müssen die drei Freunde versuchen, Kandisha zu vertreiben.
Regie: Alexandre Bustillo, Julien Maury
Drehbuch: Alexandre Bustillo, Julien Maury
Schauspieler*innen: Mathilde La Musse, Samarcande Saadi, Suzy Bemba
Produktionsjahr: 2020
Land: Frankreich
Sprache: Französisch
Länge: 1h25min
Genre: Horror

“Aisha Kandischa, Aisha Kandischa, Aisha Kandischa, Aisha Kandischa, Aisha Kandischa.” Würde ich diese Worte mit voller Absicht vor einem bestimmten Symbol sprechen, würde ich die gleichnamige marokkanische Legende beschwören. Das weibliche Geistwesen ist ein Dschinn-Dämon aus marokkanischen Überlieferungen entspringt und sich vor allem an Männern vergeht. Diese Legende behandelt der französische Film Kandisha, das neuste Werk der Inside-Macher Alexandre Bustillo und Julien Maury. Ihr bekanntester Film ist vor allem berüchtigt für seine immense Brutalität, die hier – so viel sei verraten – zwar lange nicht so stark im Fokus steht wie noch bei Inside, jedoch immer mal wieder ihr Spotlight findet.

Im Kern ist Kandisha eine schon sehr häufig erzählte Geisterbeschwörungs-Geschichte à la Candyman oder Veronika. Die beiden Regisseure folgen dieser etablierten Schablone ohne Umwege, Ausflüge oder nennenswerte Fortentwicklung. Dabei ist der Abgang von der klassischen christlichen Thematik hin zu einer arabischen Kultur grundsätzlich etwas erfrischendes – wenn sich das inhaltlich aber kaum unterscheidet, ist auch dieses Alleinstellungsmerkmal dahin. Auch der feministische Ansatz, der früh zum Vorschein zu kommen scheint, wird nach kurzer Zeit zur Seite gelegt, um wahllosen Generiken zu weichen. Das ist schade, weil damit auch der Großteil der Aussagekraft flöten geht, die Kandisha hätte haben können, gemeinsam mit dem spannenden Ansatz, dass Kandisha den Protagonistinnen sogar positiv gegenübersteht. Stattdessen geht Kandisha auf einen wilden Serienmord-Feldzug, der inhaltlich langweiliger kaum sein könnte.

Einer der wenigen Lichtblicke ist da das Setting, in das wir in Kandisha verfrachtet werden. Im urbanen Pariser Vorort folgen wir einer kleinen Jugendclique, die in verlassenen Hochhäusern sprayt, gemeinsam abhängt und sich Lil Peep auf die Ohren wirft. Ein Milieu, das im Genre erfrischend wirkt, zumal die drei Freundinnen im Zentrum des Films ihre Chemie toll ausspielen können und einfach glaubwürdig wirkten. Grundsätzlich schaffen es Bustillo und Maury auch, die Nebencharaktere mit der extrem kurzen Laufzeit entsprechenden geringen Screentime vernünftig zu charakterisieren und ins Herz schließen zu lassen – was den Feldzug von Kandisha dann zumindest ein klein wenig spannend macht.

Wirklich glänzen tut Kandisha in den Slasher-typischen Todesszenen. Was in der ersten Hälfte noch eher geheimnisvoll und verhalten beginnt, entwickelt sich in der zweiten Hälfte in einzelnen Szenen zu einem Fest der Brutalität. Man sieht hier, was die beiden Regisseure wirklich können. Dadurch erzeugen sie einige wirklich starke Momente, die zweifellos erinnerungswürdig sind. Auch sonst ist die Inszenierung ohne Frage zumindest gut, mit einigen kreativen Kameraeinstellungen wird die Verlorenheit der modernen Großstadt gut in Szene gesetzt und mit dem klassischen Horror-Plot miteinander verwoben.

Kandisha war im Rahmen der Fantasy Filmfest Nights XL zu sehen.

5.5
Punkte

Fazit

Inhaltlich hat Kandisha nicht viel zu präsentieren. Die fast schon problematische Geschichte enttäuscht, während die interessante Setting-Verknüpfung eigentlich Potential geboten hätte. Als klassischee, kaum herausragendee Candyman-Variante macht Kandisha aber einen mehr als soliden Job, insbesondere wenn die französische Affinität für gesteigerte Brutalität zum Vorschein kommt.