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Vier Jahre nach den Ereignissen von “Halloween Kills” leben Laurie Strode (Jamie Lee Curtis) und ihre Enkelin Allyson (Andi Matichak) nach dem Tod von Mutter Karen noch immer gemeinsam in Haddonfield. Michael Myers (James Jude Courtney) hat in dieser Zeit niemand mehr gesehen, doch die Erinnerung an ihn lebt weiter. Als Allyson den jungen Corey (Rohan Campbell) kennenlernt, wird das Leben der kleinen Strode-Familie durcheinandergewirbelt. Schließlich wird Corey beschuldigt, vor Jahren ein Kind, das er babysitten sollte, umgebracht zu haben. Was nur ein Unfall war, wird in den Köpfen der Bewohner Haddonfields zu einem brutalen Mord, der Corey belastet. Das wiederum weckt alte Erinnerungen und als mehrere Morde die Kleinstadt schockieren, ist auch die Angst vor Michael Myers wieder präsenter denn je. Dritter und wohl finaler Teil der neuen “Halloween”-Reihe von David Gordon Green.
© TMDB
Regie: David Gordon Green
Drehbuch: Danny McBride, David Gordon Green, Chris Bernier, Paul Brad Logan
Schnitt: Timothy Alverson
Kamera: Michael Simmonds
Schauspieler*innen: Jamie Lee Curtis, Andi Matichak, Rohan Campbell
Produktionsjahr: 2022
Land: USA
Sprache: Englisch
Länge: 111min
Genre: Horror

Vier Jahre sind eine lange Zeit. Laurie Strode (Jamie Lee Curtis) wusste ihre zu nutzen und baute sich ein neues Leben nach den schrecklichen Ereignissen auf, die ihr und ihren Mitmenschen in der geteilten Heimatstadt Haddonfield widerfahren sind. Michael Myers kam, sah und tötete erneut. Während des Genesungsprozesses der Gemeinde geschieht ein tragischer Unfall, bei dem ein kleiner Junge sein Leben verliert. Bei einem Unfall will Haddonfield es aber nicht belassen und bezichtigt Corey Cunningham (Rohan Campbell) – den Babysitter des Jungen am entscheidenden Abend – des Totschlags.

Als potenzieller Ingenieurwissenschaftsstudent bricht sein Image unter den Anschuldigungen und wird durch eine fatale Entwicklung ersetzt — das Monster, welches Haddonfield nach dem Verschwinden von Myers verlangt. David Gordon Greens Abschluss seiner Halloween-Trilogie unterscheidet sich im erzählerischen Schwerpunkt vehement von allen Vorgängern. Dadurch entpuppt sich Halloween Ends als wahnsinnig interessanter Ableger des Franchise. Er hat lediglich das Pech, dass er der wichtigste von ihnen ist.

Mörder auf Abwegen

Erschreckender als die immer währende Präsenz des berüchtigten Serienmörders waren einzig die niederprasselnden Kritiken, die sich auf einen bestimmten Aspekt der Handlung stützen. Die Drohungen von Erststimmen, Michael Myers sei kommuliert betrachtet kaum im Film zu sehen, stießen auf Verwunderung und sollten doch recht bald bittere Realität werden. Da fragt man sich im Vorhinein völlig zurecht: Ein Halloween-Film ohne Michael Myers? Was soll denn der Quatsch? Obacht ist geboten, wenn man sich der Beantwortung besagter Frage nähert.

Einerseits bildet seine Figur das Aushängeschild der Reihe und sorgte für die ikonischen Momente, durch die sie überhaupt ihre Größe erlangt hat. Andererseits bietet Myers undurchsichtiges Täterprofil eine Menge Angriffsfläche für Querschläge auf die Psychologie anderer. Letzteres macht sich der Film zu eigen und thematisiert das Böse als eine Form des Virus, welches jeden befallen und infizieren kann. Halloween Ends konkretisiert sich auf die Konsequenzen, welche die Taten von Michael mit sich bringen. Allerdings handelt es sich dabei nicht um die Auswirkungen für ihn und seine Zukunft, sondern um die Auswirkungen auf Haddonfield und seine Bevölkerung. Das Fallbeispiel von Halloween Ends: Corey Cunningham.

Eine gesamte Menschengruppe lebt in Furcht vor der eigenen Vergangenheit und dem Moment, in dem sie von jener eingeholt wird. Primär wird das Schlechte im Menschen gesehen, weil die gebrandmarkte Gesellschaft sich auf den Schmerz ihrer Wunden beruft und nicht deren Heilung. So will die Mutter des verstorbenen Jungen Coreys Behauptung, er habe ihren Sohn nicht absichtlich die Treppe hinuntergestoßen, nicht anhören. Für sie ist das Böse in ihm bereits ultimativ. Unser filmischer Protagonist stellt nach dem Vorfall den Antagonisten seines eigenen Zuhauses dar.

Trotz seiner diskutablen Unschuld wird ihm die Rolle des Kriminellen auferlegt. Für ihn wird es zunehmend schwerer dieser Bürde Widerstand zu leisten und er beginnt sich ihr zu fügen, wenn er gegenüber den ihn als Perversling bezeichnenden Rüpeln ein Messer zückt. In ihm geschieht etwas, das Erinnerungen an die Biographie der Stadt weckt.

Vermisstenanzeige einer Bestie

Die Idee hinter seiner Transformation ist fantastisch. Wäre die Umsetzung nur mit einem erkennbareren Aufbau befrachtet, hätte Halloween Ends als Psychogramm tatsächlich überzeugen können. Alles an Coreys Werdegang schreit nach Verleumdung seiner Persönlichkeit, jedoch lernen wir diese nie kennen. Gleiches gilt für die Mentalität von Haddonfield, die man sich praktisch allein erschließen muss. Es wird viel gepredigt und mit dem Finger auf andere gezeigt, allerdings existiert bis auf den grausigen Aufstand in Halloween Kills kein Fundament innerhalb der Trilogie. Als Filmreihe ist Greens Dreierpack in seiner Chronologie nicht durchdacht konzipiert, so dass die Thematik von Halloween Ends eher einem spontanen Einfall als einer eleganten Pointe gleicht.

Hierbei schießt sich Halloween Ends mit seinem Konzept ins eigene Bein, denn ohne die Vorarbeit braucht die Storyline einen merklichen Einfluss vom maskierten Killer, um eine Untermauerung von Coreys Charakterentwicklung zu gewährleisten. Dieser hält sich aber für einen Großteil der Laufzeit aus der Handlung raus, Corey ist auf sich allein gestellt. Als souveräne Figur versagt Cunninghams Zeichnung auf ganzer Linie, wenn er den Kontrast zur von ihren Aktionen konfliktierten Laurie mimt und seine Motivation in der Leideslust versinkt. Vielmehr verfällt er den bekannten Mustern und steht als gepeinigter Sündenbock erstaunlich blass da, wenn er in einer weiteren Konfrontation mit den benannten Schlägern zu Eisenketten und Bunsenbrennern greift. Seine Figur wird eine Attraktion und verkommt zur Effekthascherei. Aus einer guten Idee entsteht ernüchternde Willkür.

Umso perplexierender gibt sich der Umschwung im Endspiel, wenn sich der Film doch auf die bekannteste Horrorfehde der Filmgeschichte konzentriert. Damit wirkt der Film in seiner Gesamtheit verwirrend, wenn er sich als Schlusswort einer mehr als 40-jährigen Storyline nicht arrangieren möchte. Will er jetzt die Zelebrierung von Michael Myers als genredefinierender Bösewicht bewirken oder sich von seiner Macht distanzieren und eigene Wege beschreiten? Diese Diskrepanz verunstaltet alle lobenswerten Intentionen des Werkes. Zwei verschiedene Vorhänge fallen und entblößen Halloween Ends als einen Versuch, der es einem sehr leicht macht ihn zu hassen. Das wichtigste an einer Geschichte ist und bleibt ihr Ende. So thront die Enttäuschung doch über allem anderen, weil das Halloween-Universum nun dazu verdammt ist, uns mit diesem Abgesang im Gedächtnis zu bleiben.

HALLOWEEN ENDS LÄUFT SEIT DEM 13. OKTOBER 2022 IM KINO

5.0
Punkte