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Der professionelle Rausschmeißer Dalton soll das heruntergekommene “Double Deuce” auf Vordermann bringen. Schnell merkt er, daß er mit mehr als nur ein paar Trunkenbolden aufzuräumen hat. Sein Gegenspieler ist der skrupellose Wesley, der mit seinen Mannen nicht nur die Bar, sondern auch die gesamte Stadt terrorisiert.
© TMDB
Regie: Rowdy Herrington
Drehbuch: Hilary Henkin, R. Lance Hill
Schnitt: John F. Link, Frank J. Urioste
Kamera: Dean Cundey
Schauspieler*innen: Patrick Swayze, Kelly Lynch, Sam Elliott, Ben Gazzara
Produktionsjahr: 1989
Land: USA
Sprache: Englisch
Länge: 1h54min
Genre: Action, Thriller

Trotz markanter Schönheitsfehler gilt das „Double Deuce“ für viele als das Paradies auf Erden: Alkohol in Hülle und Fülle, bildschöne Frauen und kein Funken von System oder Justiz. Ein Regelwerk herrscht in der heruntergekommenen Kneipe nicht, harmlose Raufereien sind im Alltag des hiesigen Nachtlebens noch das geringste Übel.

Übergriffe, Drogendeals und Anmaßungen gehören zur guten Tugend, denn dieser Club verschlingt die Schwachen – also diejenigen, die sich nicht an die Kriminalität anpassen. Gäste und Arbeitskräfte ertrinken in ihrem eigenen Limbus, bis James Dalton (Patrick Swayze) an der Türschwelle erscheint und als oberster Sicherheitsbeamter den Laden mächtig umkrempelt.

Die Philosophie der Gewalt

Alles an Daltons neuem Arbeitsplatz trieft vor Testosteron, einige Männer scheinen den Schuppen lediglich wegen der Verheißung auf eine ordentliche Prügelei aufzusuchen. Ein falscher Blick auf die Freundin, ein blöder Kommentar in ihre Richtung oder sogar ein ungewollter Anrempler sind Grund genug, um die Fäuste fliegen zu lassen. Dies bricht mit der Philosophie des wohlwollenden Rausschmeißers, denn er lebt nach folgendem Motto: Gewalt ist das Mittel der Wahl, wenn alle vor ihm versagen.

Der Protagonist beherrscht Techniken und Kombinationen der Kampfkunst, bei denen auch die erfahrensten Schläger grün vor Neid werden. Nutzen tut er sein Repertoire aber ausschließlich in Momenten, in denen kein friedlicher Ausweg in Sicht ist – Handeln aus Einsicht der Notwendigkeit. Physisch sieht er nicht nach viel aus, kann aber praktisch jeden Kampf binnen Sekunden für sich entscheiden. Im Geiste ist er jedoch ein Pazifist.

Aggression umzupolen und körperliche Brutalität zu dosieren, fällt seinem Team nicht leicht. Ansteckend ist aber die Entschlossenheit des Meisters im Konfliktlösen… was nicht heißen soll, dass nicht doch gelegentlich einige Plomben aus Kiefern gedroschen oder Kniescheiben aus ihren Scharnieren bugsiert werden dürfen. Angenehm oder gar pädagogisch wertvoll ist diese Einstellung sicherlich nicht, allerdings bewahrt sie innerhalb des Mikrokosmos Leben vor deren vorzeitigem Ende; sowie Daltons Gehalt.

Inhaltliche Intelligenzallergie

Von erlesenem Intellekt ist dieses Macho-Vehikel des 80s-Actionkinos zwar nicht, der Ansatz ist aber doch zumindest auf theoretischer Ebene interessant. Quer durch die Vereinigten Staaten ist der Hauptcharakter für etwas bekannt, das er gleichermaßen verachtet und vergöttert. Er pflegt eine Hassliebe zu seinen Fertigkeiten. Einerseits missfällt ihm der Gedanke, auf ebendiese „Gabe“ beschränkt zu werden, andererseits hilft sie ihm immer wieder dabei, bei taffen Szenarien der Letzte zu sein, der noch aufrecht steht.

Weder das wankelmütige Schauspiel, noch die aufgesetzte Coolness der bedeutungsschwangeren Dialoge untermauern diesen Ansatz, aber er ist zweifelsohne da. Wenn James mit seinem Kumpel Wade (Sam Elliott) über alte Narben von fatalen Auseinandersetzungen spricht und man in seine traurigen Augen sieht, gewinnt die Geschichte eine tragische Doppeldeutigkeit. Gefangen in der Ironie seines Legendenstatus ist er dazu verdammt, immer der zu sein, an dem sich andere entweder messen wollen oder keinen Zentimeter herantrauen. An der Spitze ist es einsam, völlig egal, woran sie definiert wird.

Doch Road House wirft diesen dramaturgischen Hieb mehr und mehr vorbei und verfehlt das Ziel um Längen. Plötzlich häufen sich die Kampfchoreographien von Kicks, Judowürfen, Aufgabegriffen und Knockouts, die sinnlichen Momente rücken in den Hintergrund. Gewalt wird ohne narrative Basis zur Hauptantwort der Story und Dalton metzelt sich regelrecht durch die Halunken, welche seine romantische Beziehung zu Elizabeth Clay bedrohen. Besagte Beziehung bildet das Leitmotiv von allem, was geschieht, sobald sie (aus dem Nichts) aufkommt.

Geschickt eingefädelt ist die Handlung von vornherein nicht, wird dadurch aber komischerweise ihrer kompletten Kredibilität beraubt. Bei all den überheblichen Sprüchen, blutigen Keilereien und lauten Kulissen fragt man sich, ob man vorher nicht doch einen völlig anderen Film gesehen hat. Für die pure Unterhaltung taugt der Umschwung durchaus, nur ist das Ganze so bitterernst und substanzlos vorgetragen, dass es schwer wird, sich das sarkastische Lächeln zu verkneifen.

Immerhin ist das tosende Fratzengeballer gebührend in Szene gesetzt – scheppernde Requisiten, schweißgetriebene Schlagabtausche und insbesondere die magische Musik von Jeff Healey, der als Darsteller wie auch Sänger den Tresen zum Beben bringt, elevieren einen Flair, dem man sich ungern entziehen möchte. Dass Road House seinen Tiefgang nach zu viel Druck auf der Brust austauscht, ist dennoch bedauerlich, aber jeder muss Opfer bringen – der explosive Ausgang kreiert aber mehr, als er rettet.

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6.0
Punkte