Michael Lazarus (Vin Diesel), oder besser gesagt Bloodshot, erinnert sich nicht mehr an seinen früheren Namen Angelo Mortalli. Grund dafür ist die Injektion von Nanomaschinen, die ihm bei einem Experiment mit dem Namen Rising Sun gesetzt wird. Nun verfügt er über übermenschliche Fähigkeiten und kann mit Computern kommunizieren, aber den Preis, den er dafür zahlt, ist sein Gedächtnis. Somit macht er sich auf eine Reise in sein Inneres, um seine Vergangenheit zu finden, die er lieber ruhen lassen sollte…

Bloodshot hat vor seinem Release eigentlich nur durch eine Sache Aufsehen erregt – der Trailer nahm indirekt wichtige Handlungsentwicklungen vorweg und erzürnte so Fans der Comicvorlage. Wenn das das einzige ist, was die Leute zu interessieren scheint, und sonst kein Wort über den neusten Superheldenfilm gewechselt wird, dann ist das kein gutes Zeichen. Für meinen Teil war der einzig relevante Grund, Bloodshot zu schauen, dass ich vor einigen Jahren mal die mehr als mittelmäßige Comic-Vorlage über den Über-Soldaten gelesen habe. Der Film Bloodshot ist letztendlich genau wie seine Vorlage: Ein Militär- und Actionporno mit so vielen Versuchen, cool zu wirken, wie man irgendwie in die begrenzte Seiten- beziehungsweise Minutenanzahl stecken kann und einem einigermaßen akzeptablen Twist in der Mitte. Für wen das zu sehr nach klassischem Vin-Diesel-Material klingt, der hat absolut Recht und dem sollte hiermit schon klar sein, ob er knapp zwei Stunden für Bloodshot investieren sollte oder nicht.

Tatsächlich ist Bloodshot ein zaghafter Versuch, dem kleinen Superhelden-Universum-Bruder von Marvel und DC – das Valiant Universe – auch ein eigenes Filmuniversum zu spendieren. Engagiert wurde für den Regie-Stuhl dabei Dave Wilson, ein Mann, der vorher nur an Videospielen gearbeitet hat. Der inszeniert letztendlich einen sowieso schon ziemlich dümmlichen Film auf noch dümmere Weise und scheitert nach meiner Meinung auf so ziemlich jeder Ebene, Bloodshot zu einem einigermaßen individuellen, ansprechenden Superhelden-Film zu machen. Im Ernst, alleine die Optik ist schon eine Katastrophe: Dave Wilson wechselt dabei ständig vom generischen, graublauen Headquarter hin zu ein paar Money-Shots, die wirken, als wären sie eins zu eins aus dem Werbekatalog für Fernreisen geklaut, hin zu noch viel generischeren Action-Szenen, die an Langeweile in der Optik kaum zu überbieten sind. Um nicht den aufdringlichen Lens Flare zu vergessen, der jede Szene durchdringt wie eine Seuche. Häufig wirkt es so, als hätten die Macher diese völlige Überstilisierung – wie zum Beispiel durch den Lens Flare – benutzt, um irgendwie ihre Unfähigkeit, ansprechende Bilder zu erzeugen, zu überdecken. Wären wenigstens die Effekte auf dem Stand der Dinge, hätte man da wenigstens etwas zu gucken, gerade da Bloodshot als Supersoldat, dessen Körper sich immer wieder zusammensetzt, egal wie viel er hat einstecken müssen, da ein perfektes Modell für wäre. Leider merkt man hier die Budget-Restriktionen in ganzer Breite, die meisten Spezial-Effekte – auf die die Kamera auch noch explizit drauf hält, als wäre sie richtig stolz darauf – sind gelinde gesagt mäßig. Selbst die Brutalität, die dem Comic-Original in ihrer völligen Übertreibung zumindest etwas Eigenes verleiht, wird hier auf PG-13-Niveau heruntergebastelt.

Wo Bloodshot inszenatorisch also ein Generikum sondergleichen ist, wird es beim Inhalt nicht wirklich besser. Das Drehbuch wirkt völlig unbeholfen, ohne Ideen, etwas auch nur annähernd interessantes oder spannendes in die hoffnungslos klischeebehaftete Geschichte zu injizieren. Das Militär macht böse Experimente, ein unbesiegbarer Supersoldat entsteht, der kloppt ein paar bösen Männern ins Gesicht, wendet sich dann gegen seine Schöpfer und kloppt denen auch ins Gesicht blablabla… Ist das wirklich etwas, dass Menschen noch interessiert? Es ist natürlich fraglich, wie viel man den Filmemachern das alles wirklich vorwerfen kann, so ist die Vorlage nicht minder uninteressant und uninspiriert, doch selbst die paar wenigen Änderungen, die die Autoren hier vorgenommen haben, sind geradezu amateurhaft. Mit ein paar Charakteren, deren einziges wirkliches Merkmal irgendeine in ihrem Körper integrierte technologische Erweiterung ist und im Laufe des Films mal mit, mal gegen Bloodshot kämpfen, ist es eben einfach nicht getan. Selbst der Twist, der im Grunde eigentlich ganz gut ist, wirkt völlig hölzern transportiert und perlt einfach von einem ab, ohne dass sich irgendein Gesichtsmuskel anspannen würde. Er ist schlichtweg belanglos, da der Rest des Films es ebenso ist.

Wirklich zu schauspielern versuchen die Darsteller dabei übrigens gar nicht erst. Vin Diesel wechselt in seinen berüchtigen Hyper-Maskulinismus, verzieht keine Mine, um möglichst cool zu wirken und hat letztendlich nichts zu bieten abgesehen von seiner markanten Haarlosigkeit und seiner Muskelmasse. Auch beim Rest des Casts, wie zum Beispiel bei seiner Love Interest Eiza Gonzalez kann man kaum Interesse beobachten, sich wirklich Mühe zu geben. Man sieht jedem Beteiligten einfach an, wie gut sie wissen, wo sie gerade mitspielen. Zugegebenermaßen haben alle auch nicht gerade viel Material, mit dem sie arbeiten können – die Dialoge sind hölzern und steif bis zum bitteren Ende.

Dass Bloodshot ein guter Film werden würde, haben glaube ich die wenigsten erwartet. Wer sich an Coolness, Männlichkeit und dem amerikanischen Militär ergötzen kann, der findet hier vielleicht einen Funken Spaß, ich für meinen Teil nicht. Inszenatorisch und erzählerisch ist Bloodshot völlig vergessenswert und belanglos und schafft es nicht, wirklich Alleinstellungsmerkmale für sich herauszustellen. Es handelt sich bei Bloodshot also um reinen Action-Trash, bei dem selbst Fans der Vorlage einschlafen oder vorher abbrechen dürften. Lasst am besten die Finger weg und verbringt zwei Stunden auf sinnvollere Weise.