Ende der 1920er Jahre kämpft der italienische Flugzeugpilot Porco Rosso, ein Mann in Gestalt eines Schweines, als Auftragssoldat für Frieden am Himmel rund ums Mittelmeer. Auf seinen Reisen tut er sich mit der talentierten Mechanikerin Fio zusammen, die ihm in seinem Kampf gegen den Luftpiraten Curtis zur Seite steht. Als Porco Rosso von einem prahlerischen Piloten zum Duell herausgefordert wird, beginnt ein Kampf, der das Leben der beiden Fliegerasse und der Zuschauer am Boden für immer verändern wird.

Schon immer lebte Hayao Miyazaki seine Liebe für Flugzeuge auch in seinen Filmen aus. In Nausicaä aus dem Tal der Winde ist es eine Art Flug-Surfbrett, mit dem die Protagonistin unterwegs ist, in Das Schloss im Himmel ist die Welt voller Flugschiffe und militaristisch angehauchten Zeppelinen, in Mein Nachbar Totoro kann der große Totoro mit seinem Schirm durch die Luft schweben, in Kikis kleiner Lieferservice ist die namensgebende Titelfigur eine Hexe, die auf einem Besen fliegt. Das Fliegen ist gerade in seinen früheren Filmen immer ein großes Thema in Miyazakis Filmen und zeigt, wie viel Persönlichkeit er in seine Werke steckt. 1991 zog er dieses Herzensthema so sehr in den Vordergrund wie noch nie zuvor und schuf mit Porco Rosso einen der unterbewertetsten, von vielen sträflich missachteten, Filme aus dem Hause Ghibli. Dabei sind die Fliegerszenen so toll wie eh und je – es ist eine Freude, wie Miyazaki es hinbekommt, die Freiheit der Lüfte und das majestätische Gefühl auf etwas bannt, das letztendlich eine Aneinanderreihung gezeichneter Bilder ist, und damit das Fliegen so geschickt romantisiert.

Lieber bin ich ein Schwein als ein Faschist.

Porco Rosso

Anders als in vielen anderen Ghibli-Filmen ist Porco Rosso genau in eine Zeit und einen Ort unserer bekannten Welt gesetzt worden. Miyazaki nimmt sich natürlich dennoch typisch große Freiheiten, er macht jedoch keinen Hehl mehr daraus, dass sein Film auch ein mehr als reales Thema behandelt. “Lieber bin ich ein Schwein als ein Faschist.” Das Thema ist zwar, was die reine Handlung betrifft, recht weit in den Hintergrund gerückt, denkt man genauer darüber nach, handelt es sich bei Porco Rosso jedoch um einen tief antifaschistischen Film. Dabei ist es nicht nur interessant, dass Miyazaki das erste Mal ein solch schweres Thema anfasst, es ist ebenso beeindruckend, wie er eben dies als subtilen Subtext verpackt, dass man Porco Rosso ganz einfach als Abenteuerfilm für Kinder betrachten kann, wenn man auf diesen Aspekt schlicht nicht achtet.

In diesem Aspekt haben wir es letztendlich mit einem recht klassischen Ghibli-Film zu tun. Das mag auf den ersten Blick nicht so anmuten, alleine die Tatsache, dass auf einmal ein Mann der Protagonist ist, beschwört in den ersten Minuten einen anderen Eindruck. Doch Miyazakis feministische Ader findet hier letztendlich in den Nebenfiguren seinen Ausdruck, die beide essenziell für die Themen von Porco Rosso sind und gleichzeitig intelligente und kompetente Persönlichkeiten sind, gerade Fio, die Mechanikerin, die zur Gefährtin von Porco Rosso wird. Auch sonst haben wir es mit den klassischen Stärken und Eigenheiten der Filme dieser Art zu tun. Es ist ein recht simpel gestricktes Abenteuer, mit eingängigen Charakteren -wobei gerade der schweinische Protagonist auf den ersten Blick dickköpfig und eigensinnig scheint, sich auf den zweiten aber als warmherzigen und sympathischen Draufgänger herausstellt – herrlich bunten Bildern, die die Leinwand durchgehend zum Leben erwecken zu scheinen und typisch grandiosem Score von Joe Hisaishi. Porco Rosso ist also ein herausragender Abenteuerfilm ohne große Schwächen, der einen mit der uns mittlerweile bekannten Magie verzaubert, der völlig zu unrecht in der meisterhaften Filmographie des Studio Ghiblis und des Meisters Miyazaki untergeht.