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Nach dem tragischen Tod seiner Frau reist Dr. Nate Daniels dorthin, wo er sie einst kennenlernte: in die südafrikanische Savanne. Die lang geplante Reise in das Wildreservat des Biologen und alten Freundes der Familie, Martin Battles, soll ihm und seinen Teenager-Töchtern Meredith und Norah die Möglichkeit geben, den schweren Verlust zu überwinden. Viel Gelegenheit dazu bekommen sie allerdings nicht, denn sie werden zum Ziel mehrerer aggressiver Angriffe eines blutrünstigen Löwen.
©: TMDB
Regie: Baltasar Kormákur
Drehbuch: Ryan Engle
Schnitt: Thomas Lambert
Kamera: Philippe Rousselot
Schauspieler*innen: Idris Elba, Leah Jeffries, Iyana Halley
Jahr: 2022
Land: USA
Sprache: Englisch
Länge: 1h33min
Genre: Action, Abenteuer

Jeder kennt die Geschichte: ein gealterter Mann wird in eine Situation geworfen, in der er gegen ein schier unschlagbares Tier antetreten muss. Ich rede hierbei aber nicht über einen weißen Hai, riesige Dinosaurier oder blinde Aliens. In Beast – welcher im Sommerloch etwas untergeht, wird die bekannte Aufmachung von Actionfilm auf die Basis reduziert. Ein aufgebrachter Löwe greift den von Idris Elba gespielten Dr. Nate Daniels sowie dessen Freunde & Familie in Südafrika an. Mensch gegen Beast, Tierjäger gegen Jägertier. Simpler könnte es fast nicht sein – komplizierter hätte es auch nicht sein dürfen.

Kein vollendeter Mainstream

Denn eine solche Simplizität, wie sie Beast gesegnet hat, fehlt in vielen heutigen Blockbustern. Diese haben sich so entwickelt, dass sie gerne mal zweieinhalb Stunden mit Weltzerstörungsplänen, großen Actionszenen, Twists, Turns und neuerdings auch wieder verstärkt mit Humor füllen. Manchen der genannten Eigenschaften kann sich Beast auch nicht entziehen.

Schließlich ist der Film immer noch ein Hollywood-Blockbuster, eine Studioproduktion, Massenware. Dennoch – und das ist der Unterschied – puzzelt sich der Film nur aus Versatzstücken dieser klischeebehafteten Charakteristika zusammen. Somit bleibt er ein spaßiger Sommerfilm, wird jedoch nie zu einem endlos langen Kampfszenenfeuerwerk, einem vollendeten Mainstream-Produkt.

Stattdessen erzählt Beast ein schnörkelloses Vater-Töchter Drama. Dabei kommt es zur Begegnung mit besagtem Löwen. Vieles lässt sich erahnen: Die Mutter der Töchter und zugleich Nates Ex-Frau ist gestorbenen; Nate ist anfangs ein sich zurückhaltender Arzt, der im Laufe des Filmes über sich hinauswachsen muss, um eine Chance zu haben.

Natürlich sind die Töchter genervt von ihrem Vater und müssen im Verlauf des Filmes zusammenwachsen, um aus der Gefahrensituation herauszufinden. Das ist alles aus dem Drehbuchratgeber abgeschrieben und hat deswegen auch nur geringe emotionalen Auswirkungen. Doch wirklich wichtig ist das nicht. Diese negativen Punkte überwiegen nur, wenn man sich ausschließlich auf die Defizite konzentriert.

Wenn man einfach etwas herunterfährt und die Show genießt, kann man dem Film vielleicht etwas mehr abgewinnen. Wie bei einem Kartentrick: irgendwie weiß man, dass die eigens gezogene Karte einem am Ende vor das Gesicht gehalten wird. Und trotzdem hat man Spaß am Spektakel des Geschehens.

Von Bestien und bestialischen Taten

Ganz das Hirn ausschalten muss man schließlich auch nicht. Dafür ist Beast nicht einseitig genug. Der Film ist nur auf den ersten Blick eine Art „Panikmache“: „fürchtet euch vor dem Löwen“, könnte man denken. Aber das trifft es nicht ganz. Vielmehr ist das eigentliche Böse in Beast die Tier-Jagd selbst. Der illegale Fang und die illegale Tötung von Großkatzen. Dass es hier um zumindest etwas mehr geht, wird schon in der ersten Szene klar, in welcher ein aufwendiger Long-take eine brutale Nacht zeichnet: Tierjäger töten Löwen, nur um schließlich selbst angegriffen zu werden.

Dass das erste Lebewesen, was in Beast stirbt, dabei ein Löwe selbst ist, kommt nicht von ungefähr. Ist der Mensch selbst schuld, wenn er sich in das Revier des Löwen begibt und ihn in diesem provoziert, gar jagt? Die erste Szene gibt damit eine gewisse Ambiguität vor. Beast bleibt zwar etwas zu oberflächlich in seiner Behandlung dieses Dilemmas, doch immerhin traut sich der Film eine ansatzweise politische Haltung zu.

Erhöhte Spannungskurve

Eine weitere Eigenschaft, die Beast über den Film ausbaut und die den Spaßfaktor fast durchgehend auf einem konstanten Level hält, ist, wie die nächsten Plot Points eingeführt und durchgeschrieben sind. Jeder neue Abschnitt erhört die Stakes mehr. Das sorgt dafür, dass die Spannung zumindest für einen großen Teil des zweiten Aktes konstant hoch angesetzt bleibt. Beispielsweise die erste Szene mit Nate, Familie und Löwe. Es reicht nicht, dass Nate und seine Familie von ihrem Freund, der sich in der Gegend auskennt, getrennt sind und sich eingesperrt in einem Geländewagen vor einem aufgebrachten Löwen verstecken müssen.

Zusätzlich crasht das Auto beim Versuch, wegzufahren vor einer Klippe und kann nun nicht mehr fahren. Darüber hinaus ist die Funkverbindung eingeschränkt. Außerdem ist der Wasservorrat knapp. Kontinuierlich werden die Probleme größer und schwerer zu lösen. Und genau dann, wenn man denkt, dass es jetzt wirklich keinen Ausweg mehr gibt, fängt Beast an, Lösungswege zu etablieren.

Mehr als Trash

Außerdem ist es einfach spaßig, sich Beast hinzugeben. Denn auch wenn die Action-Szenen als Long-takes erst einmal gewöhnungsbedürftig sind und auch nicht vollends durchkoordiniert wirken, gibt es sie! Und das tut dem Film gut, denn diese zumindest visuelle Abgrenzung von anderen Genrevertretern reicht schon, um eine andere Atmosphäre zu erzeugen. Eine, die viel ernster und weniger trashig wirkt, was in Anbetracht der Natur der Actionszenen, in denen Menschen teilweise mit Messern gegen Löwen kämpfen, so komisch ist, dass man seine Augen ungern von Geschehen trennen möchte.

Für mich ist es manchmal schon genug, einen Abenteuer-Film zu sehen, der seine trashigen Actionszenen durch Long-takes veredelt, der CGI-Löwen bei allen technischen Schwierigkeiten echt toll in Szene setzt, indem er sie als majestätische Wesen weniger herablassend einfängt. Außerdem: Idris Elba im Hand-to-Pfote-Combat gegen einen animierten Löwen zu begutachten, das hat schon was. Dabei einfach meinen Spaß zu haben und am Ende trotzdem etwas über Tierschutz nachdenkend den Kinosaal zu verlassen, ist schon mehr, als man von diesem Genre meist gewohnt ist. Und das ohne viel Schnickschnack und drumherum erzählend. Weniger kann schließlich manchmal auch mehr sein.

7.0
Punkte