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Eines der erfolgreichsten Horror-Franchises des letzten Jahrzehnts schlägt ein neues, schockierendes Kapitel auf. Mit dem fünften Teil geht die Purge noch einen verhängnisvollen Schritt weiter und stellt alles auf den Kopf, was wir glauben, über die düstere Tradition zu wissen. Eine neue Bewegung, die sich nicht mehr mit nur einer jährlichen Nacht der Anarchie und des Mordens zufriedengeben will, beschließt, die Purge zum Dauerzustand zu machen, und so beginnt ein dystopischer Kampf ums Überleben. Eine Flucht nach Mexiko scheint der einzige Ausweg zu sein, doch eine Mauer versperrt den Weg…
Regie: Everardo Gout
Drehbuch: James DeMonaco
Schnitt: Vincent Tabaillon, Todd E. Miller
Kamera: Luis David Sansans
Darsteller*innen: Josh Lucas, Ana de la Reguera, Tenoch Huerta
Produktionsjahr: 2021
Land: USA
Sprache: Englisch
Länge: 1h43min
Genre: Thriller, Action, Horror

Gibt es ihn überhaupt noch: Den amerikanischen Traum? Dies ist eine der vielen Fragen, die The Forever Purge sich zwar traut zu stellen, sich dann aber doch vor jedweder Antwortmöglichkeit sträubt. Spätestens seit im desaströsen Auftakt des Franchises die Metallwälle zum Schutz der Inhabitanten das erste Mal heruntergefahren worden sind, wurde deutlich, dass The Purge sich nie innerhalb seines eigenen Universums einrichten können wird. Da kann die aufgedrückte Kritik am amerikanischen Lebensstandard, gesellschaftlichen Habiti, der Machtverhältnisse und dem zwiespältigen Justizsystem noch so beißend scharf sein, die Botschaft hat ihre eigenen Intentionen total verwirkt.

Weder wollten die Ansätze im völlig missratenen Erstling The Purge – Die Säuberung, noch in den mal mehr, mal minder soliden Fortsetzungen zünden. Wieso sollte The Forever Purge hierbei die Ausnahme sein? Die altbackenen Versatzstücke der typischen Purge-Storyline sind auch hier wieder in Hülle und Fülle gegeben – die an eine parallel gepflegte Faszination gekoppelte Furcht vor dieser staatlich gepriesenen Nacht, eine Untergrundorganisation am Rande der Rebellion, Familien und ihre Komplexe, willkürliche Gewaltausbrüche und die omnipräsente Doppelmoral des Tötens und Getötetwerdens. Mit dem nun inzwischen fünften Teil dieser grotesken Reihe applaudiert James DeMonacos Konzept abermals seiner selbst und vergisst dabei, dass zu einer Belobigung eine gewisse, vorig erbrachte Leistung gehört. Denn nachdem dem Publikum abermals dasselbe Prozedere vorgekaut und hingespuckt wird, kommt ein dringender Verdacht auf: Ist die Prämisse von The Purge tatsächlich so genial?

Mitnichten sind sämtliche Einfälle zu Szenen und Thesen über die Ethik des menschlichen Verhaltens und Denkens unbrauchbar, allerdings verkommt jeder einzelne dieser Anstöße zum puren Selbstzweck. Das Konzept hinterlässt den Eindruck, als suche man nach einer Entschuldigung für stupide Brutalität. Und da Brutalität und Voyeurismus Hand in Hand gehen, will Gewalt im Film auch immer wieder funktionieren. Doch was wäre die Filmwelt, wenn sich jedes Werk hinter seinem Konzept verstecken würde? Die Geschichten dieses Universums sind ebenso unbedeutend und austauschbar wie die Menschenleben deiner Nächsten, die hier auf den dunklen Straßen ausgelöscht werden. Gerade für eine Ansammlung von Filmen, die sich mit der gewieften Konfrontation pikanter Probleme auf hyperbolischen Gefilden brüsten, ist es schon auf eine traurige Art und Weise belustigend, wie sehr die Prämisse zurückfeuert.

Auch dass The Forever Purge dem Rassismus die blutrote Karte zeigt, tröstet nicht über eine Idee hinweg, die sich zu Tode gerannt hat. Wie seine Vorgänger versucht sich der Film an einem intelligenten Punkt, steht sich mit seinem eigenen Intellekt allerdings im Weg. Langweilige Dialoge, hölzerne Inszenierungsstrategien und platte Figuren weisen abermals vor, dass dieses Konzept von vornherein zum Scheitern verurteilt war. Nie war das Franchise so smart, wie es denkt. Nie war es so vielschichtig, wie es vorgibt. Nie war es das schockierende Abbild einer anarchistischen Realität, welche es krampfhaft zu repräsentieren versucht. Wenn man sich an netten Effekten und stumpfer Action ergötzen mag, hält es das bereit, was praktisch jeder andere Actioner bereithält. Durch die Aufhebung der eigenen Regeln wird auch keine neue, interessante Perspektive eröffnet, vielmehr wird die eigene Austauschbarkeit des Zustandes roher Gewalt um ein Vielfaches erweitert. The Forever Purge konnte einfach nicht funktionieren. Wenn es also dumpf und hohl knallt, dann ist man im Purge-Universum angekommen, der totalen Antithese einer politischen Allegorie.

THE FOREVER PURGE LÄUFT SEIT DEM 12. AUGUST 2021 IN DEN DEUTSCHEN KINOS

4.0
Punkte