Cecilia (Elisabeth Moss) atmet auf, als sie hört, dass ihr gewalttätiger Ex-Freund Suizid begangen habe. Endlich kann sie einen Neuanfang wagen. Sie erbt auch einen erheblichen Teil seines Vermögens. Doch Vorkommnisse in ihrem Leben lassen vermuten, dass ihr ehemaliger Partner doch nicht tot ist er sie heimlich weiterjagt. Cecilia hat Angst, dass ihr niemand glauben wird und dann gibt es auch schon ein erstes Todesopfer…

Leigh Whannell bewies bereits mit Upgrade aus dem Jahr 2018, dass er ein Gespür für gute Stoffe hat und gekonnt die Feder als Drehbuchautor schwingt. Zudem verfügt er über ein unfassbar gutes Auge im Hinblick auf Kamera-Arbeit, Schnitt und allgemeinem Timing und allein deswegen war ich schon sehr gespannt auf seinen neuen Film Der Unsichtbare. Mit Elisabeth Moss hat er sich eine verdammt gute Schauspielerin an die Seite geholt und die Weichen für einen richtig starken Film waren gestellt. Und dann kam der Trailer, welcher mich persönlich massiv enttäuscht hat. Nicht optisch oder auditiv, aber mit dem Inhalt. Es schien, als würde mehr oder weniger der gesamte Film gespoilert werden und auch die Aussage von Leigh Whannell persönlich, dass dem nicht so sei, konnte mich von diesen Gedanken nicht so ganz befreien. 

Um meine größte Sorge gleich aus dem Weg zu räumen: Der Trailer nimmt meiner Ansicht nach nicht zu viel vorweg. Der Film ist durchweg spannend, oft in die Irre führend und überaus unterhaltsam und spannend. Der Unsichtbare beginnt ziemlich langsam und der Grusel breitet sich mit der Zeit zunehmend aus, was mitunter an der verdammt starken Inszenierung von Whannell liegt. Ständig sucht man das Bild nach Hinweisen auf den Unsichtbaren ab und seltenst wird man fündig, jedoch ist man sich nie sicher, ob man nicht etwas übersehen hat und dahingehend hat der Film fantastische Arbeit geleistet. Zu keinem Zeitpunkt kommt Langeweile auf und auch wenn nicht alle Schockmomente klischeefrei daherkommen, überzeugt er im allgemeinen doch vor allem damit, dass er überraschend brutal daherkommt. Natürlich gibt es hier keine derartige Gewalt wie in John Wick 3 oder ähnlichen Filmen, aber es geschieht doch wesentlich mehr in der Richtung, als man es von einem solchen Film in der Vergangenheit gezeigt bekommen hat. Auch der ein oder andere Twist kommt natürlich vor und größtenteils gefielen mir diese sehr gut, doch muss ich zugeben, dass nicht jeder vollends überzeugt. Mit dem Ende bin ich persönlich im Grunde zufrieden, auch wenn nicht alle Fragen geklärt sind, aber das wollte der Film auch nicht, was ich sehr gut finde. Tiefer kann ich in einer spoilerfreien Review leider nicht ins Detail gehen.

©Universal Picutres

Elisabeth Moss als Cecilia gefiel mir sehr gut. Ihre schauspielerische Leistung reiht sich hinter Lupita Nyong’o (Us), Florence Pugh (Midsommar) und Toni Collette (Hereditary) in die Liga der überaus positiv auffallenden Performances weiblicher Darstellerinnen in Horrorfilmen der letzten Jahre ein. Die Motivationen ihrer Figur werden von Beginn an deutlich und sie meistert den Spagat zwischen Angst und Wahn fabelhaft. Für einen Horrorfilm bietet ihr Charakter ein ordentliches Maß an emotionaler Tiefe, sodass man zwar immer mit Cecilia mitfiebert, sich gleichzeitig aber auch um ihre psychische Gesundheit sorgt, womit wir wieder beim Stichwort Irreführung wären. Sämtliche Nebenfiguren haben so viel Tiefe, wie man es von ihnen erwarten kann, sind bei Gelegenheit charismatisch und auch schauspielerisch kann man sich wirklich nicht beklagen, besonders im Fall von Aldis Hodge.

Die Kameraarbeit in Der Unsichtbare würde ich als leicht überdurchschnittlich positiv bezeichnen, mit nicht wenigen Ausschlägen ganz weit nach oben. Es gibt einige unfassbar stark gefilmte Szenen, die an die legendäre Kampfszene aus Upgrade erinnern und einen immer wieder vom Hocker hauen. Auch hier spielt das Timing oft eine große Rolle und so sieht man gelegentlich leere Settings mit viel Liebe zum Detail und einer wirklich guten Ausstattung. Der Schnitt untermalt das Ganze hinsichtlich des zuletzt genannten Punktes und weiß stets zu überzeugen, auch wenn nicht von einer Meisterleistung die Rede sein kann. Der Score ist passend, jedoch nicht der innovativste und zudem, ob es am Kino lag oder nicht kann ich nicht sagen, etwas zu laut geraten, was generell auf das Sound-Mixing zutrifft. Das Sound-Design hingegen ist hervorragend. Viele leise Geräusche, Schritte, Klingen, Stoff; hier wurde sich wirklich Mühe gegeben und für einen Film wie diesen ist es mehr oder weniger makellos und ohne jeden Zweifel eines der Highlights.

Der Unsichtbare hat mir auf allen Ebenen richtig gut gefallen. Dass die Handlungsentwicklung nicht so vorhersehbar ausfällt wie zuerst gedacht ist vermutlich das, was mir am meisten Erleichterung beschafft hat. Die Regie, die Kamera-Arbeit, das Sound-Design, sowie das Schauspiel von Elisabeth Moss ist aber ohne jeden Zweifel das Highlight des Films und vor allem innerhalb des Horrorgenres wirklich bemerkenswert. Ich bin gespannt, ob Filme wie A Quiet Place Part II (19. März) oder Candyman (11. Juni) an das Niveau dieses Films heranreichen, oder ob wir mit Der Unsichtbare bereits das Horror-Highlight dieses Jahres gesehen haben. Leigh Whannell beweist erneut, dass er ein verdammt guter Regisseur ist und ich bin auf jeden Fall auf seine zukünftigen Projekten gespannt!

SEIT DEM 27. FEBRUAR IN DEN DEUTSCHEN KINOS