SynopsisCrewDetailsVerfügbarkeit
Kurt Kunkle, ein nach Followern dürstender Rideshare-Fahrer, hat einen tödlichen Plan ausgeheckt, um viral zu gehen. Als sein verstörender Livestream absurderweise von der Social-Media-Welt gefeiert wird, taucht ein Komiker als einzige Hoffnung auf, ihn zu stoppen.
Regie: Eugene Kotlyarenko
Drehbuch: Eugene Kotlyarenko, Gene McHugh
Schnitt: Benjamin Moses Smith
Kamera: Jeff Leeds Cohn
Schauspieler*innen: Joe Keery, Sasheer Zamata, David Arquette, Kyle Mooney
Land: USA
Sprache: Englisch
Länge: 1h33min
Genre: Comedy, Thriller, Horror
Aktuell keine Verfügbarkeit

Wie auch schon in King of Comedy von Martin Scorsese, geht es in diesem Film von Eugene Kotlyarenko um einen jungen Mann, der sich nichts weiter sehnt als Aufmerksamkeit. Dargestellt wird diese in Spree anhand von Zuschauerzahlen eines Livestreams. Anhand von Kommentaren, Likes und Followern. Willkommen in einem von Instagram (und ähnlichen Plattformen) geprägten Zeitalter.
Um im Rampenlicht zu stehen würde Kurt alles tun und so beschließt er auf die Jagd nach Menschen zu gehen, die er umbringen kann. Nutzen tut er dafür vorrangig manipuliertes Wasser, welches er den Kunden unterjubelt, die ihn über den Fahrdienst Spree angefordert haben.

Im Grunde ist die Handlung von Spree wirklich extrem dünn und es muss gleich zu Beginn definitiv angemerkt werden, dass das dem Film stellenweise zum Verhängnis wird. Einerseits werden die Geschehnisse ab einem gewissen Punkt – trotz einer kurzen Laufzeit von nur 93 Minuten – einfach relativ eintönig, andererseits ergeben gewisse Handlungselemente einfach keinen Sinn. So muss man sich beispielsweise mehrfach fragen, wie es überhaupt sein kann, dass Kurt mit seinen Taten über einen so langen Zeitraum ohne wirkliche Probleme durchkommen kann.

Je näher sich der Film seinem Ende neigt, umso deutlicher wird, was er auszusagen gedenkt. Und was er aussagen möchte ist eine gute Sache mit einem wahren Kern. Leider muss man sich dann auch die Frage stellen, ob die explizite Darstellung der Geschehnisse im Film die richtige Wahl war. Kritik an Social Media und seinen Nutzern*innen in einen Film stecken zu wollen, der selbst im Grunde nur von einer Sensation zur nächsten jagt, ist ein heikles Unterfangen. Die Kritik kann deshalb hier leider nicht ihre volle Wirkung entfalten kann.

Aber ist das überhaupt der Anspruch von Spree? Es wäre ein leichtes darauf zu plädieren, dass der Film nichts weiter sein möchte als ein spaßiger Trip, doch das würde mindestens eine Frage hervorbringen: Wieso wird die Sozialkritik am Ende so extrem in den Fokus gerückt?

Weichen wir nun allerdings ab von den negativen Aspekten des Films und widmen uns den positiven Dingen. Spree macht einen Mordsspaß! Zugegebenermaßen muss man dafür spätestens ab der zweiten Hälfte des Films über die Schwächen des Drehbuchs hinwegsehen, doch wenn man das kann, bietet Kotlyarenko wirklich ein sehr unterhaltsames Gesamtwerk ab. Etliche Spannungsmomente und vor allem auch die Morde sind in der Regel, so makaber das auch klingen mag, fesselnd inszeniert und die Vorgehensweise von Kurt wird interessant beleuchtet. Auch Gründe für sein Handeln werden spätestens zum Ende hin klar, obgleich man dann wieder etliche moralische Diskussionen führen könnte.

Schauspielerisch kann ganz besonders Joe Kerry in der Hauptrolle glänzen. Jederzeit nimmt man ihm seine Rolle – ganz besonders den Aspekt des Wahnsinns – vollends ab. Neben ihm können auch alle weiteren Darsteller überzeugen, obgleich niemand an seine wirklich starke Leistung anknüpfen kann. Ein Beispiel wäre Sasheer Zamata, welche eine Comedian darstellt, die besonders im letzten Drittel des Films an Relevanz gewinnt, ein anderes David Arquette als Kurts Vater, wodurch einige zwischenmenschliche Konflikte angerissen werden.

Neben dem Unterhaltungswert von Spree ist es aber definitiv der Look, durch den der Streifen das Publikum so lange an der Stange halten kann. Wie es unter anderem Searching tat, wird die Geschichte von Kurt nur über Livestreams, Überwachungsaufnahmen, YouTube-Videos und ähnlichen Formaten präsentiert. Durch die abwechslungsreichen Perspektiven, der Liebe zum Detail und vor allem den tollen Schnitt, wird das Ganze auch nicht zu eintönig und bleibt bis zur letzten Sekunde ein clever genutztes Gimmick des Films. Untermalt wird das Ganze von einem passenden Soundtrack, welcher vorrangig aus ‘Kurts’ selbst angefertigter Beat-Sammlung stammt.

Wer lediglich auf der Suche nach einem unterhaltsamen Film ist, der ist mit Spree an der richtigen Adresse. Der Streifen unterhält von Beginn an, hat dafür jedoch seine ganz klären Schwächen auf Seiten des Drehbuchs. Glücklicherweise sind Bild und Ton stark genug, um Teile dessen, was das Drehbuch verbockt, zu übertünchen. Der Streifen hat seine klaren Stärken… doch leider auch genügend Schwächen. Sehenswert bleibt er der kurzen Laufzeit wegen dennoch – und sei es am Ende nur unterhaltsamer 90 Minuten wegen.

7.0
Punkte