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Drehbuch: Ryan Coogler
Kamera: Autumn Durald Arkapaw
Schauspieler*innen: Michael B. Jordan, Miles Caton, Hailee Steinfeld
Land: USA
Sprache: Englisch
Länge: 2h18min
Genre: Horror, Thriller
Mit einer ganzen Menge Geld treffen die Gangsterzwillinge Smoke und Stack (Michael B. Jordan) aus Chicago nach langer Abwesenheit wieder in ihrer Heimat in Mississippi ein. Inmitten all den, von der schwarzen Bevölkerung weiter zu bewirtschaftenden, Baumwollplantagen kaufen sie eine alte Windmühle und die dazugehörige Scheune, während sie auf der Suche nach alten Freunden und schwarzen Musikern sind.
Denn hier soll ein Nachtklub für ihre afroamerikanische Gemeinschaft entstehen, ein Zufluchtsort, in dem zum Blues das Tanzbein geschwungen wird. Der Klu-Klux-Klan ist dabei das geringste Problem, denn auf einmal bitten Vampire um Einlass und gefährden alles, was Smoke und Stack errichtet haben. Nach dem ersten Biss steht fest: Es steht die blutige Unterwerfung bevor und die Integrität der Gemeinde auf dem Spiel.
Über Sünden und Sünder
Mit dem von Smoke und Stack etablierten Zufluchtsort bieten die Brüder einen bitter benötigten Raum für das Zusammenkommen ihrer Gemeinschaft, denn auch wenn die späten 1930er Jahre woanders in den vereinigten Staaten bereits Wohlstand und Progression versprechen, steht die Zeit weiter südlich nahezu still. Statt der Sklaverei sind es nun die Jim-Crow-Gesetze, die der schwarzen Bevölkerung einen ganz konkreten Platz zuweisen.
Musik wird so zur unersetzlichen Ausdrucksform eines Gefühls, aus dem Kraft und Verbundenheit geschöpft wird, was aber auch voller Warnungen steckt. Blues ist eine Sünde, wenn sie nicht über den christlichen Glauben handelt – so der schwarze Gemeindepriester, dessen Sohn „Preacherboy“ Sammie (Miles Caton) nichts lieber möchte, als mit der Gitarre und Stimme die Massen zu begeistern.
Drogen, Sex, Musizieren – wer die sozialen Ketten sprengt und sich frei fühlen will, wird als Sünder diffamiert. Ob durch Religion oder Rassismus, Regisseur Ryan Coogler geht in Blood and Sinners auf gesellschaftliche Strukturen externer und interner Repressionen ein. Musik ist das freiliebende Pulverfass, was auferlegte Regeln sprengt oder im Gegenteil symbolisiert.
Bissiger Kulturkampf
Wenn dann die Blutsauger auf den Plan treten, verwandelt sich der Film dank präziser Inszenierung nicht nur in einen Kampf um Leben und Tod, sondern auch in einen um den Erhalt afroamerikanischer Kultur. Nachdem Sammies Blues die Scheunenwände zum Zittern bringt, tanzt und singt die gebissene Meute außerhalb irische Volksongs. Der Ton gibt der oberste Vampir an.
Hier findet eine kulturelle Auslöschung statt. Der Nachtklub erscheint als letzte Bastion einer gefährdeten Gemeinschaft, die mit Pflöcken, Knoblauchöl und Feuerwaffen ihr Schicksal selbst bestimmen will. Cooglers Figuren, so reich etabliert an Eigenheiten und Charakterzügen, verlieren ihre Identität und geben sich den Vorgaben der Horrorgemeinschaft hin. Die Monstergestalt des Vampirs wird nahtlos in seiner Symbolik als ein Abbild von Erwartungen genutzt, die dominante Gesellschaften an Minderheiten pflegen. Coogler macht all diese unterschwelligen Dynamiken dank lebensfreudiger Musik und blutigem Überlebenskampf der Scheunenpartygänger sichtbar, gibt ihnen ein Gesicht.
Totgeglaubte Legenden
Die den Film umspannende Erzählung macht Blood & Sinners Punkt ziemlich klar. Zu Beginn des Films wird von Legenden über Menschen berichtet, die Musik erschaffen und damit eine Barriere zwischen Leben und Tod überwinden, dadurch Geister der Vergangenheit und Zukunft beschwören. Coogler greift dies nicht nur in einer fulminanten Szene auf, in welcher die Scheune in eine Reise durch die afroamerikanische Musikgeschichte verwandelt wird. Der Film selbst führt uns immer wieder durch die auditive Kraft des Tonfilms die Sehnsucht nach Freiheit bis in die Jetztzeit vor Augen, indem er eine Zeit aufgreift, die totgeglaubt war und so aktuell erscheint wie lange nicht mehr.
9.0 Punkte
Blood & Sinners - Review