Vor dem monströsen (nur bedingt verdienten) Flop namens Solo: A Star Wars Story befanden sich noch zwei weitere Star-Wars-Spin-Offs in der Disney-Pipeline. Ein Film über Obi-Wan Kenobi, der dessen einsiedlerisches Leben auf Tattooine beschreiben sollte und ein weiterer, der einem Mandalorianer eine Geschichte geben sollte. Nach dem dicken finanziellen Reinfall von Solo lenkte Lucasfilm jedoch radikal um und cancelte beide Projekte. Dachte man zuerst. Bis dann der Start der hauseigenen Streaming-Plattform Disney+ immer näher kam und beide Pitches stattdessen als exklusive Serien vorgestellt wurden. Die erste, die gleich zum Launch starten sollte: The Mandalorian. Am 12. November war es dann soweit, Disney+ ist seitdem live und damit auch die erste (mittlerweile zwei) Folge der Serie, deren erste Staffel 8 Folgen beinhalten soll. Obwohl der Streaming-Dienst in Deutschland erst im nächsten April starten soll, hatte ich die Gelegenheit, die ersten beiden Folgen schon mal zu sehen. Viel erwartet hatte ich nicht, umso mehr freue ich mich, dass mir The Mandalorian bisher eigentlich ganz gut gefällt.
Worum geht es?
The Mandalorian spielt kurz nach der Schlacht von Endor, also nach Episode VI, das Imperium existiert nicht mehr, große Teile der Galaxie schweben im gesetzlosen Chaos. Mitten in diesem durch die Rebellion ausgelösten Durcheinander folgen wir den Geschichten eines eigenbrötlerischen Kopfgeldjägers, ein Mandalorianer wie Jango und Boba Fett es auch waren. Der spricht nicht nur nicht gerade viel, er hat zumindest bisher auch noch keinen Namen und kein Gesicht, letzteres wird stets von seiner Maske versteckt. Dass da ein Pedro Pascal (unter anderem Game of Thrones & Prospect) drunter steckt, ist bisher also noch ziemlich egal. Man hätte aber wohl kaum einen mittlerweile so namhaften Darsteller engagiert, würde sich das nicht bald ändern.
Kennenlernen tun wir unseren (Anti-?)Helden dabei, wie er einen Job auf einem Eisplaneten erledigt. Eindrucksvoll darf er, wie es sich für eine Einführung eines Protagonisten einer Adventure-Serie gehört, zeigen, was er kann. In diesen ersten Minuten bekommen wir auch sofort mit, wie stark The Mandalorian produziert ist. Kostüme, Sets und Spezialeffekte sehen allesamt leinwand-würdig aus und zeigen, wie hoch das Niveau mittlerweile ist, damit Star Wars auf der Packung stehen darf. Das bleibt die ersten beiden Folgen auch durchweg so, in keinem einzigen Moment wird man wegen schlechten Looks stutzig. Die Welt von Star Wars ist noch immer kunterbunt und bietet immer etwas neues zum Entdecken. Gleichzeitig entdecken wir immer wieder Referenzpunkte, die wir mit Bekanntem verbinden. Wenn wir da beispielsweise den neuen Auftraggeber (Werner Herzog) unseres Mandalorianers kennenlernen, wie er eine kleine Truppe ehemaliger Storm Trooper als Bodyguards zur Seite hat, wissen wir genau, wo wir sind. Gute Sache – um ehrlich zu sein war das aber auch genau so zu erwarten, oder nicht?
Eine Handvoll Dollar im Star-Wars-Universum?
Schaut man weiter, wird einem schnell klar, worauf The Mandalorian hinausläuft. Die Titelfigur fliegt in der Galaxis umher, lernt mal hier einen Typen kennen, der ihn für eine Zeit lang begleitet, dann mal hier jemanden, der ihm das Reiten auf merkwürdigen Alien-Wesen beibringt, und erlebt episodische Abenteuer, die alle gut in die ziemlich kurze Episodenlänge von 30 Minuten passen. Es ist am besten mit alten Western aus den 60ern und 70ern zu vergleichen, nur eben in brandneuenLook. Wir haben einen wortkargen, groben, aber ziemlich coolen Antihelden, der in der Welt (hier in der Galaxis) herumreitet und verschiedene Abenteuer erlebt, mal alleine, mal mit einem Kumpanen. Ist zumindest in Star Wars etwas einigermaßen neues, also warum eigentlich nicht? Schade nur – womit wir bei der ersten Kritik angelangt wären – dass eigentlich alle Charaktere, die der Mandalorianer auf seinen ersten Reisen kennenlernt, nur so kurz auftauchen, dass sie alle flach und uninteressant sind. Die wenigsten der Figuren bekommen überhaupt einen Namen oder überleben bis zum Ende der Folge. Das ist schade und auch der wie erwähnt kurzen Folgenlänge zuzuschreiben. Bei 30 Minuten ist eben einfach nicht viel Zeit, gerade, wenn die Staffel nur 8 Folgen haben soll. Meiner Meinung nach hätten da 10-15 Minuten mehr nicht geschadet.
Statt spannender Figuren bekommen wir dafür eben mit einem sehr schnellen Pacing Abenteuer serviert, die zwar ziemlich sicher schnell wieder aus dem Kopf verschwinden werden, aber zumindest einiges an Spaß machen. Denn durch eine ziemlich gute Inszenierung und einigen netten Dialog-Fetzen kommt so etwas wie Langeweile definitiv nicht auf. Der angesprochenen Belanglosigkeit entgegen geht vor allem eine Figur, die sich schon jetzt zum Internet-Meme entwickelt hat. Denn der Mandalorianer lernt einen kleinen Mini-Yoda, ein junges Exemplar der noch namenlosen Spezies von Yoda, kennen, den er ab dann auf seinen Reisen mitnimmt. Der kleine Kauz trifft natürlich volle Kanne in das Kindchenschema und ist somit streng genommen ein ziemlich billiger Trick, der aber nun mal einfach funktioniert. Er haucht einer Serienwelt, in der wir sonst nur einem wortkargen, gesichtslosen Charakter folgen, so einiges an Charisma ein.
Das Fazit
Fassen wir also zusammen: The Mandalorian hat scheinbar nicht den Aufbau einer klassischen modernen Drama-Serie. Stattdessen, so zumindest der Eindruck nach zwei Folgen, werden wir hier mehrere kleine Abenteuer serviert bekommen, die alle Spaß machen, gut aussehen und das “Star-Wars-Feeling” gut transportieren, aber nur lose einem stringenten Faden folgen. Wirklich viel Tiefgang oder eine komplexe Auseinandersetzung mit seinen Charakteren darf man von der von Jon Favreau geschriebenen Serie absolut nicht erwarten, sondern nicht mehr als einen kurzweiligen Western-in-Space-Spaß, bei dem man immer mal wieder von der Coolness des Protagonisten beeindruckt ist und bei dem Anblick des Mini-Yodas dahinschmilzt. Wer seine Erwartungen also entsprechend zurecht zimmert, wird hier spätestens im April nicht enttäuscht werden.