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Robert McCall plagt das eigene Gewissen. Als Auftragsmörder für die eigene Regierung hat er in der Vergangenheit viele Dinge tun müssen, die er nun nicht mehr mit seinen Wertevorstellungen übereinbringen kann. Im Killer-Ruhestand versuchte er deshalb immer wieder die Waage damit auszugleichen, Gerechtigkeit für die Unterdrückten zu schaffen. Doch auch das scheint mittlerweile hinter McCall zu liegen, als er aus den USA auswandert und ein neues Leben im malerischen Süditalien beginnt. Doch schnell wird ihm klar, dass auch dort finstere Mächte das Sagen haben und aus dem Verborgenen heraus selbst die Strippen seiner neuen Freunde ziehen. Sein Geduldsfaden reißt endgültig, als es plötzlich mehrere Tote gibt. Um seine Freunde vor dem gleichen Schicksal zu bewahren, muss er noch einmal aufmunitionieren und auf altbekannte Methoden zurückgreifen. Denn hinter alledem steckt die Mafia.
© TMDB
Regie: Antoine Fuqua
Drehbuch: Richard Wenk
Schnitt: Conrad Buff IV
Kamera: Robert Richardson
Schauspieler*innen: Denzel Washington, Dakota Fanning, Andrea Scarduzio
Produktionsjahr: 2023
Land: USA
Sprache: Englisch
Länge: 1h49min
Genre: Action, Crime, Thriller

Robert McCall (Denzel Washington) sitzt in einem dunklen Raum auf einem Stuhl, mitten in einem sizilianischen Anwesen auf einer Weinplantage. Um ihn herum sammeln sich vier Bösewichte, von denen zwei jeweils eine Schusswaffe an seine linke sowie rechte Schläfe halten. Er gibt dem Anführer der Aggressoren neun Sekunden, die er investieren kann, sein Schicksal und das seiner Männer zu bestimmen. Wer mit dem Schaffen des kalkulierenden Einzelgängers vertraut ist, weiß, dass es sich nicht darüber zu debattieren lohnt, wer diese Auseinandersetzung als Sieger verlässt.

Nachdem er sich durch zahlreiche Söldner geschnetzelt und geschossen hat, überrascht Roberts Triumph kaum. Allerdings wird er auf dem Weg zum Ziel verwundet und von einem hiesigen Polizisten aufgelesen. Nicht nur wird er in dessen Heimat diskret und professionell verarztet, sondern auch noch äußerst warm von den Landsleuten aufgenommen. Robert entdeckt vollkommen unerwartet etwas, von dem er nicht mehr geglaubt hat, es jemals wiederzufinden: eine Chance auf Zufriedenheit und Gesellschaft, praktisch ein Zuhause. Soll dieses Glück aber lange gut gehen, wenn die örtliche Mafia ihr Unwesen treibt? Auch hier liegt die Antwort auf der Hand.

Was man sieht, wenn man ihn ansieht

Insgesamt erfährt man über den alternden Veteranen ziemlich wenig, davon nimmt sich auch The Equalizer 3 – The Final Chapter nicht aus. Sehen tut man dafür umso mehr und bekommt somit das Gefühl, alles über ihn zu wissen, was man wissen muss. Wenn Robert seine Schießeisen wetzt, ohne zu blinzeln diverse Kopfschüsse verteilt, einem kräftig gebauten, vollbärtigen Mann das Gesicht mit einem Hackebeil spaltet und einem anderen einen Korkenzieher durch den Unterkiefer bohrt, sind große Fragen auch eher unangebracht. McCalls undurchsichtige Biographie und seine unorthodoxen Eigenheiten sind seit Beginn der Filmreihe das, was jene wahrlich interessant macht. Viele seiner Charakterzüge bleiben unerklärt und bieten Interpretationsspielraum für ein Profil, dem man ihn zuordnen kann.

Warum stellt er sich seine Uhr, bevor er mit dem Abschlachten derer startet, von denen er glaubt, dass sie es verdient haben? Wieso führt er sein eigenes Besteck mit sich und nimmt kein fremdes an? Weswegen ist es ihm so wichtig, dass er trotz des Blutvergießens sauber bleibt? Wie in einem neurotischen Teufelskreis gefangen, baut er die Ticks seines Handelns in den Alltag ein und scheint sie selbst gar nicht mehr wahrzunehmen. All diese Zwänge sind aber nicht mal das Auffälligste an ihm, denn womit er einen wirklich in seinen Bann zieht, ist seine Art zu „arbeiten“. Sobald der Schalter umgelegt wird, funktioniert er wie eine Maschine, die in ihrer Vorgehensweise auf das kleinste Detail programmiert ist. Damit fasziniert und ängstigt er gleichermaßen, denn Robert tritt nicht wie der unbefleckte Actionheld auf, den jeder liebt.

McCall ist ein eiskalter, mit sich selbst im Zwiespalt stehender Vigilant und operiert auch dementsprechend. Gemessen an seinen moralischen Werten selektiert er Personen und macht sie sich zur Zielscheibe. Als Selbstjustizler nimmt er sich somit das Recht heraus, Gut und Böse voneinander zu trennen und das Böse zu bestrafen; in seinem Fall mittels blutiger Vergeltung, allerdings ebenfalls mit Konsequenzen für ihn und diejenigen, die ihm wichtig sind. Das unumgängliche Dilemma um seine Taten wird hierbei für das Publikum auf ein philosophisches Level gehoben, da man als Beobachter gezwungen ist, sich mit der eigenen Haltung gegenüber dem auseinanderzusetzen, was er tut. Einerseits hilft er Menschen, rettet sie gelegentlich sogar vor dem Tod. Andererseits setzt er sich als selbsternannter Henker auf einen Thron, den niemand ausfüllen dürfen sollte. Man ist sich zwischendurch überhaupt nicht sicher, was man sieht, wenn man ihn ansieht: einen scheinheiligen Engel oder doch einen ehrlichen Teufel?

Stilistik gegen Inhalt

Wie auch seine Vorgänger ist dieser verzwickte Diskurs hübsch aufbereitet und mit einer Inszenierung versehen, die nicht mit anderen zu vergleichen ist. Wie ein aufkommendes Unwetter wird der Protagonist in Szene gesetzt, wenn er zum Schlag ausholt. Die Action wirkt eskalativ und unvorhersehbar – trotz des Bewusstseins dafür, dass es in wenigen Augenblicken Tote geben wird. Der Härtegrad des Werkes passt sich dem wunderbar an und kommt unsagbar makaber daher, wenn sich das Blut einer von Patronen zermarterten Leiche mit dem Violett eines verschütteten Weines vermischt. Antoine Fuqua beweist abermals inszenatorisches Geschick und kreiert Bilder, die einem aufgrund ihrer Konsequenz im Kopf bleiben. Schade ist da nur, dass die Geschichte weder ihrer Hauptfigur, noch der Aufmachung das Wasser reichen kann.

Inhaltlich hält dieser Film wenig parat, das einen begeistert. Abermals sind ein gesichtsloser Drogenbaron und seine abertausenden Lakaien der Feind, es geht um Geld und Macht und niemand ist ihnen gewachsen, außer die eine Nemesis, die jeder Antagonist hat. Einen wahren Flow erlangt der Film nicht, es sind vielmehr separate Szenen und Aspekte, die dem Film diesen einnehmenden Unterbau verleihen. Als eigenständige Storyline, die vor Klischees und Vorhersehbarkeiten förmlich trieft, fehlt der besonderen Erscheinung des Ganzen ein ebenso besonderer Fokus, der auf den Hauptcharakter zugeschnitten ist. Dabei rücken die ethischen Diskrepanzen in den Hintergrund und wirken zwischenzeitlich trivial, wobei die Ansätze für eine Vertiefung definitiv spürbar sind.

Beispielsweise gibt es eine Szene, in der Robert vor einem Bistro sitzt und seine Servietten über den Tisch verteilt. Was als merkwürdiger Drang beginnt, wird mehr und mehr zu einem Wohlfühlzustand. Ihm gefällt es als Stammgast das Lokal zu besuchen, mit der Inhaberin zu plaudern und die Menschen auf der Straße zu beobachten. Obgleich seiner Machenschaften und der eigentlichen Distanziertheit seines Wesens ist er inkludiert, nichts aus seinem vorigen Leben scheint er zu vermissen. Wenn man ihn derart glücklich sieht, lässt sich eine Entwicklung der allgegenwärtigen Reuefrage sehen, deren Fortbestand aber – insbesondere im antiklimaktischen Finale – mit der Austauchbarkeit des Plots fällt.

So schafft es The Equalizer 3 – The Final Chapter stetig um sein subtextuelles Potenzial herumzuschleichen und bleibt seinen Vorreitern damit treu, da er nur selten in der Form auf Roberts Problematik eingeht und selbige eher anspricht als thematisiert. Im Nachhinein wirkt der Film weniger extraordinär, als man es während des Schauens empfindet. Durch die hypnotische Action und Denzel Washingtons makellose Performance verspricht der Film eine packende Atmosphäre mit einer eindringlichen Persönlichkeit im Zentrum. Der Schwerpunkt der Geschichte liegt aber im falschen Bereich und offenbart eine Aneinanderreihung von Dialogen und Handlungselementen, denen schlichtweg der letzte Feinschliff in Form einer Inspiration fehlt. Somit ist wieder erstklassig produzierte Unterhaltung geboten, der spannende Kern wird von diesem Entertainment jedoch überschattet.

THE EQUALIZER 3 – THE FINAL CHAPTER LÄUFT SEIT DEM 31. AUGUST 2023 IN DEN DEUTSCHEN KINOS

6.0
Punkte