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Drehbuch: Jim Thomas, John Thomas
Schnitt: Mark Helfrich, John F. Link
Kamera: Donald McAlpine
Schauspieler*innen: Arnold Schwarzenegger, Carl Weathers, Elpidia Carrillo, Kevin Peter Hall
Land: Mexico, USA
Sprache: Englisch
Länge: 1h47min
Genre: Science-Fiction, Adventure, Action, Thriller
Unnachgiebig ist der Standort, in den Major Alan „Dutch“ Schaefer (Arnold Schwarzenegger) seinen Söldnertrupp führen muss. Ihre Mission ist es, als Geiseln gefangene Soldaten aus den Fängen von Guerillakämpfern zu befreien; mitten im Herz des tiefsten Tropendschungels. Als seien diese Aufgabe und deren Umstände nicht bereits gefährlich genug, stellen sie fest, dass ihre Schlacht auch nach dem Einsatz noch nicht gewonnen ist, regelrecht gerade erst beginnt. Ein unsichtbarer, sich den Beschaffenheiten des Umfeldes angepasster Feind hat ihre Fährte aufgenommen und stellt ihnen nach. Damit verfällt das Team dem Muster zum Opfer, welches sie für sie sich und ihre Profession perfektioniert haben: Sie sind die Beute einer Jagd.
Rascheln in den Blättern
Nicht nur der Gegenspieler, dessen Strategien wie auch Identität lange Fragen aufwerfen, bereitet den Protagonisten Sorgen. Vielmehr scheint die Kombination aus beschriebener Ungewissheit und dem Schauplatz des Dilemmas den Eindruck zu erwecken, als könne einen alles innerhalb des von Bäumen und Büschen überwucherten Settings binnen Sekundenschnelle ins Grab befördern. Wodurch John McTiernans Klassiker neben der für verhältnismäßig lange Zeit vor dem Publikum versteckten Hauptattraktion insbesondere besticht, ist die gnadenlose Atmosphäre. Hervorgerufen wird diese Stimmung durch ein gekonntes Zusammenspiel aus optischer wie auch inhaltlicher Bedrohlichkeit.
In einer Szene wird eines der Mitglieder von Dutchs Kommando verwundet, woraufhin ein anderes zu dessen Hilfe eilen möchte. Der Anblick schockiert sogar den abgebrühten Veteranen, denn dort wo eigentlich der menschliche Brustkorb zu sehen sein müsste, ist nur noch ein klebriges Loch bestehend aus verbranntem Blut und zersplitterten Rippen. Schnell berappelt er sich und fixiert seinen Blick auf den Pfad vor ihm. Vom lebendigen Rascheln des Waldes abgesehen herrscht Totenstille auf der Leinwand, bis eine verschwommene Silhouette aufblitzt. Direkt eröffnet der Soldat schreiend das Feuer, die restlichen Überlebenden schließen sich dem wütenden Gefecht an. Zahlreiche Magazine von Sturmgewehren werden in das Gestrüpp gepumpt und was haben sie damit erreicht? Bis auf die Dezimierung des kleinen Teils eines gigantischen Ökosystems relativ wenig.
Weder finden sie eine Leiche, noch den Hauch einer Spur davon, dass sich überhaupt jemals etwas in ihrer Schussbahn befunden hat. Sie stehen vor einem Mysterium, das dem Unwohlsein gleichkommt, als habe man ein Gespenst gesehen. Mit dieser erdrückenden Leere wird auch die Zuschauerschaft mit der Vagheit konfrontiert, wann zwischen Instinkt und Panik nicht mehr differenziert werden kann. Dass eine aktive und lebensbedrohliche Gefahrenquelle anwesend ist, steht anlässlich der zugezogenen Verletzungen und Projektil- wie auch Nahkampfangriffe nicht zur Debatte, was Predator als Survival-Thriller allerdings so gruselig macht, fängt mit dem brillant eingefangen sowie inszenierten Setting an und endet bei dem hiesigen Wesen, das die kalten und nassen Ranken wie ein Phantom heimsucht.
Animalische Attacken mit scharfem Verstand
Früh wird den als Zielscheiben vor sich her gescheuchten Männern deutlich, dass sie es eventuell nicht mit einer Kreatur ihresgleichen zu tun haben. Ihr Feind erscheint als verschwommene Statur in humanoider Form, entblößt sich jedoch nach und nach als viel mehr. Der sogenannte „Predator“ ist eine der populärsten sowie ikonischsten Figuren des Monster-Movies, was dem Einklang diverser Faktoren zu verdanken bleibt. Einerseits trägt seine prägnante, physische Erscheinung einen großen Teil dazu bei, dass diese blutrünstige Bestie einen das Fürchten lehrt. Mit stählerner Maske und einer Laserkanone auf die Schulterpanzerung montiert nimmt sie die Verfolgung nach allem auf, was atmet, um exakt dies zu ändern. Dass Kevin Peter Hall die plötzlichen Bewegungen als Darsteller des Monsters bei einer Körpergröße von beinahe zweieinhalb Metern bravourös meistert, macht es nur im positiven Sinne schrecklicher zu begutachten. Ob mit Maske oder ohne: Der Antagonist ist das konzentrierte Extrakt der bittersten Säfte, die einem in Alpträumen begegnen.
Des Weiteren zeugen seine Gewohnheiten und Taktiken nicht allein von evolutionärem Geschick. Prinzipiell bestreiten die Charaktere einen Krieg, den sie niemals verstehen werden, was es umso unwahrscheinlicher gestaltet, ebenjenen als Sieger zu verlassen. Beispielsweise überrascht die Kreatur einen der Männer durch seine Tarnvorrichtung, die ihn wortwörtlich mit dem Hintergrund eins werden lässt. An anderer Stelle stellt ein unter einem Baumstamm kriechender Angreifer fest, dass sich auf seinem Arm eine Art Rotpunktvisier abzeichnet und immer weiter gen Kopf wandert. Vor der technischen Ausrüstung kann man erschaudern, es ist aber die disziplinierte Vorgehensweise, die einen fragen lässt, ob man den Kampf tatsächlich aufnehmen oder schlichtweg fliehen sollte. Und wenn man hier nach dem Was fragt, folgt das Wie automatisch.
Am angenehmsten bleibt dabei, dass der Gegenspieler vom Drehbuch kaum entmystifiziert, sondern psychologisch definiert wird. Man wohnt ihm beispielsweise bei, wie er eine Sammlung menschlicher Schädel betrachtet. Sacht streicht er mit seiner riesigen Hand über ein Exemplar mit einem Loch im Stirnbein – er findet Befriedigung und Faszination in seinen Trophäen, tötet aus Leidenschaft. All dies wird einem in einer Handlung geboten, die nicht weniger nennenswert sein könnte und das soll nochmal besonders als Beweis dienen, mit welchem Minimalismus dieses Werkals spannungsgeladenes und handgemachtes Produkt seiner Zeit begeistert.
Der Anspruch wird klein gehalten, die Präsentation erfolgt daraufhin umso gewaltiger. Predator entstammt einer Filmepoche, in der simplifizierte Geschichten zugunsten effektiver Erzählungen existieren durften. Action und Spannung ohne viel Erklärung und Vertiefung mögen primitiv und faul klingen, bilden aber in der richtigen Ausführung manchmal nur das, was man braucht. Dieser Meilenstein beweist, dass weniger nicht nur mehr, sondern alles sein kann.
PREDATOR IST AKTUELL (STAND: 31. JANUAR 2024) BEI DISNEY+ VERFÜGBAR
9.0 Punkte
Dorian
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Die Leidenschaft Filme jeder Art in sich hinein zu pressen, entbrannte bei mir erst während meines 16. Lebensjahres. Seit diesem Zeitraum meines Daseins gebe ich jeder Bewegtbildcollage beim kleinsten Interesse eine Chance, seien es als Pflichtprogramm geltende Klassiker oder unentdeckte Indie-Perlen.