©Walt Disney
DarstellerInnen: Elizabeth Olsen, Paul Bettany, Teyonah Parris, Randall Park, Debra Jo Rupp, Evan Peters, Fred Melamed, Kat Dennings, Kathryn Hahn
Sprache: Englisch
Länge: 9 Folgen à 30-40 Minuten
Genre: Mystery, Drama, Comedy
Die erfolgreichste Filmreihe aller Zeiten, das Marvel Cinematic Universe, sorgte und wird auch in Zukunft noch an den Kinokassen für Warteschlangen sorgen und die Fanherzen höher schlagen lassen. Jetzt haben sich die Schlaufüchse im “Mousehouse” Disney eine neue Strategie überlegt, mit schier unbegrenztem Content unbegrenzt Geld zu machen. Diese Idee nennt sich Disney+ und ist ein – in Deutschland seit knapp einem Jahr – sehr erfolgreicher Streaming Dienst im Sinne von Netflix und Co. Doch das Innere der nach außen leeren Fassade, die bis jetzt vor allem mit Nostalgie-Brocken, Klassikern oder millionenfach gesehenen Blockbustern gefüllt war, soll jetzt mit neuen Inhalten aufgepeppt werden – was würde da besser passen als das MCU. Dabei macht WandaVision den Anfang. WandaVision ist die erste Disney+-exklusive Serie des MCU und soll der Startschuss in eine glorreiche neue TV-Zeit sein. Ob und wie gut Marvel jedoch als Serie funktioniert, erfahrt ihr in dieser Kritik.
Gemeinsam als Paar durchleben die Hexe Wanda und der Android Vision unterschiedliche Dekaden in der kleinen Stadt Westview, mitten im Nirgendwo, orientiert an populären Sitcoms ihrer Zeit. Doch der Schein dieser wohl perfekten Welt trügt: Irgendetwas ist falsch – und so kommen nicht nur Vision, sondern auch andere Bewohner dieser Welt langsam hinter die Pläne Wandas und das Geheimnis von Westview.
Wenn man eine solche Reise durch die TV-Vergangenheit Amerikas macht, darf dann The Brady Bunch, Full House, Malcolm in The Middle oder Modern Family nicht fehlen. An ebendiesen Serien orientiert sich WandaVision sehr stark. Schnell wird klar, wie nah WandaVision teilweise an den amerikanischen Kultserien ist. Das Schauspiel von Elizabeth Olsen, Paul Bettany, Kathryn Hahn und Co. betreffend hat man sich sehr deutlich an den Originalen orientiert. Und das funktioniert, da allesamt einen soliden und passenden Job abliefern. Nichts ist zu overacted oder zu kalt – die perfekte Mischung eben.
In den ersten Folgen der neunteiligen Serie wird sehr stark auf den Sitcom-Aspekt gesetzt, während die Handlung gegen Ende hin in das Mystery-Action-Genre übergeht. Eine Sache lässt sich bei WandaVision dabei nicht abstreiten: Die Produktion ist so hochwertig wie erwartet. Disney pumpt massig Geld in das Projekt: Teilweise bis zu 25 Millionen Dollar Folgebudget sollen die Macher der Serie zur Verfügung gehabt haben und das zeigt sich. WandaVision sieht fantastisch aus. Von den verschiedenen Looks der Sitcoms, über die Farben bis hin zu den Effekten, alles ist in Hochglanz poliert. WandaVision wird in diesem Aspekt dem Standard des MCU gerecht und zeigt, dass das Superhelden-Universum auch in Serienform funktionieren kann.
Perfekt ist WandaVision jedoch nicht. Gerade die immer wieder in den Vordergrund tretenden Sitcom-Episoden sind was die Länge angeht gerade noch so an der Grenze zum Serviervorschlag. Es gibt einen Grund, warum die imitierten Serien mittlerweile veraltet sind und mich als Opponent des Sitcom-Genres (mit Ausnahmen) konnte dieser Teil der Serie schon gar nicht überzeugen.
Dennoch bin ich damit – glaube ich – eher in der Minderheit. Viele mochten den Sitcom-Aspekt der Serie sehr und sehen ihn als gelungen an. Die Kreativität und der Abwechslungsreichtum, die WandaVision dem MCU bringt in allen Ehren, aber ohne eine gewisse Zuneigung zum Sitcom-Genre hat mir der Beginn der Serie kaum Spaß bereitet. Drangeblieben bin ich trotzdem, da die Serie immer mal wieder vereinzelt Hinweise auf ein größeres Ganzes einstreut, welche zum Weiterschauen ermutigen.
Die Veröffentlichungsstrategie Disneys (eine Folge wöchentlich) mag zwar in aus finanzieller Sicht Sinn ergeben, schadet WandaVision aber insofern, dass die Folgen stets nur 30-40 Minuten lang sind. In kleinen Häppchen bekommt man kurze Episoden spendiert, die sich in sich immer wieder neu aufbauen müssen, aber letztlich nie wirklich befriedigend wirken. Geschmacksache, ob einem diese Strategie zusagt, mein Fall war es jedoch nicht.
Erzählerisch hält die Serie den Ball flach, weshalb man keinen großen Startschuss für eine neue Phase erwarten sollte – auch wenn sich das Ende als etwas völlig anderes herausstellte als ich erwartet habe. Trotzdem: Wer sich nicht brennend für WandaVision interessiert, aber dennoch im MCU mitkommen möchte, dem wird eine Recherche über die Serienereignisse ausreichen. Auch wenn das Anschauen natürlich der schönere Weg ist.
Zum Schluss ein paar technische Details. Die Musik und Kameraarbeit sind nett. Am besten hat mir das Wechseln von verschiedenen Aspect-Ratios gefallen. Dieser Wechsel ist stets passend und sehr schön in die Story eingebaut. Auf einer technischen Ebene hat WandaVision also nahezu keine Makel.
WandaVision ist nicht belanglos, aus meiner Sicht jedoch auch nicht den extremen Hype wert. Bei Interesse kann man zweifellos einen Blick in Wandas und Visions erstes Soloabenteuer werfen. Zu spektakuläre Erwartungen sollte man jedoch auslassen.