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Vier Männer, die alle nach Südamerika geflohen sind, um ihren dunklen Vergangenheiten in der “Zivilisation” zu entfliehen, haben nichts anderes mehr im Kopf, als diese unmenschliche Gegend wieder zu verlassen. Um an das benötigte Geld zu kommen, willigen sie ein, den hochexplosiven Sprengstoff Nitroglyzerin zu einer brennenden Ölquelle zu transportieren. Der Brand dort soll mit einer gewaltigen Explosion erstickt werden. Aufgrund falscher Lagerung ist der Stoff allerdings instabil geworden und droht bei der geringsten Erschütterung zu explodieren. Der Transport per Hubschrauber ist zu gefährlich und so müssen sie ihre Reise durch den Urwald mit Lastwagen antreten. Ständig durch ihre tödliche Fracht und die Tücken des Dschungels bedroht, beginnt für die Männer eine waghalsige Odyssee…
© TMDB
Regie: William Friedkin
Drehbuch: William Friedkin, Walon Green
Schnitt: Robert K. Lambert, Bud S. Smith
Kamera: Dick Bush, John M. Stephens
Schauspieler*innen: Roy Scheider, Bruno Cremer, Francisco Rabal, Amidou
Produktionsjahr: 1977
Originaltitel: Sorcerer
Land: USA
Sprache: Englisch, Französisch, Spanisch, Deutsch
Länge: 2h2min
Genre: Adventure, Thriller, Drama

Tapetenwechsel dienen dem Entkommen von alten Mustern, welche einen zu sehr stressen oder anderweitig Probleme bereiten. Kommt man aus dem romantischen Frankreich oder vielfältigen Amerika und tauscht es gegen einen kolumbianischen Regenwald voller Krankheit und Armut, mag dies auf den ersten Blick jedoch nicht die naheliegendste Alternative sein. Dennoch bringt es vier Männer an exakt diesem Ort zusammen, um eine gefährliche Ladung Nitroglycerin quer durch das unnachgiebige Gebiet zu transportieren; potenziell deren einziger Ausweg aus diesem tödlichen Heim. 

Einengende Überwucherung

Als zweite Verfilmung der gleichen Vorlage versetzt William Friedkin das Geschehen von einem sandigen, überwiegend trockenen Gebirge in einen schlammigen, verregneten Tropenalbtraum und hebt sich damit direkt in der Location von Henri-George Clouzots Klassiker aus dem Jahre 1953 ab. Er inszeniert einen mystischen und wahnhaften Abstieg ins Unbekannte und schickt den Menschen mit der Maschine als Waffe seiner Wahl in ein Duell gegen unberührte Natur. 

Feuchtes Dickicht und absackender Dreck verschlingen das Publikum beim bloßen Hinsehen, förmlich jede einzelne Ranke kann beim Atmen inspiziert und bewundert werden. Keine Minute hat man innerhalb dieser grünen Hölle zum Pausieren, da das heißkalte Klima auch ohne zusätzliche Geschehnisse zur Geltung kommt. Klaustrophobisch ist das Körpergefühl, wenn jemand sich mit einer Machete durch einen modrigen Sumpf schnitzt und hackt, es aber keinen sichtbaren Effekt hinterlässt. Vielmehr scheinen sich die Bäume nur weiter auszubreiten und sämtlichen Raum für sich zu beanspruchen. 

Friedkin füllt seine intensiven Bilder mit roher Naturgewalt, illustriert die den Wetterverhältnissen trotzende Flora gleichzeitig als majestätisch und überlegen. Kaum befahren die Protagonisten das Terrain, positioniert es sich als ihr ärgster Feind. Mit aller Deutlichkeit wehrt sich der Dschungel gegen die aggressiven Passanten und beweist, dass manche Straßen nicht dazu gedacht sind, befahren oder betreten zu werden. Undurchdringbar und undurchsichtig gibt sich der Schauplatz, aufseiten der Figuren macht sich aber eine similäre Unnahbarkeit bemerkbar. 

Trockene Gesichter

Zwar nimmt sich der Film anfangs die Zeit, mit den Schicksalen der Charaktere zu jonglieren und somit ihre Ankunft im zentralen Ort der Handlung in einen Kontext zu setzen, vermittelt dabei jedoch wenig Zugang. Ein gescheiterter Dieb, ein verzweifelter Geschäftsmann, ein geflüchteter Freiheitskämpfer sowie ein auffälliger Fremder treffen aufeinander, über ihre Herkunft hinaus, bleiben sie nach der hektischen Einführung aber blass. 

Durch die sich überschlagenden Ereignisse wirken die Männer selten greifbar, dramaturgisch bleibt dieses Werk im Gegensatz zu den monströsen Eindrücken der Kamera trocken. Durchaus bietet es noch konsequente Spannung durch diverse Höhepunkte, ist als ein solcher Spannungsgarant dann aber eingeschränkter in seiner Wirkung, wie es noch sein französischer Vorgänger gewesen ist. 

So ist beispielsweise das Überqueren einer morschen und löchrigen Hängebrücke, die von einem tobenden Sturm auf links und rechts gedreht wird, eine Szene, die im Gedächtnis verweilt. Wenn man den Blick auf die Leinwand wagt, kann man lediglich staunen und in Ehrfurcht versinken. Somit ist Atemlos vor Angst als Survival-Thriller ebenso bildgewaltig wie nervenzerfetzend mitreißend. Er lässt primär die Bilder sprechen und kommt dafür als Adaption des Quellenmaterials in den psychologischen Elementen etwas kurz. Unterhalb der Motorhaube hat er weniger nennenswerte Kabel und Zylinder, allerdings genug Öl im Tank, um die Reise zu passieren.

7.0
Punkte