SynopsisCrewDetailsVerfügbarkeit
Die Sowjetunion hält halb Japan besetzt. Einer von zwei Kindheitsfreunden verschwindet: Als die internationalen Spannungen zunehmen und ein mysteriöser Turm, der von der Union gebaut wurde, beginnt, die Materie um ihn herum durch Materie aus anderen Universen zu ersetzen, kreuzen sich ihre Wege wieder und sie erkennen, dass ihr vermisster Freund der Schlüssel zur Rettung der Welt sein könnte…
Regie: Makoto Shinkai
Drehbuch: Makoto Shinkai
Schnitt: Makoto Shinkai
Kamera: Makoto Shinkai
Land: Japan
Sprache: Japanisch
Länge: 1h31min
Genre: Animation, Science Fiction, Drama, Adventure, Romance

Makoto Shinkai hat sich inzwischen einen richtigen Namen gemacht. Sein gefeiertes Werk Your Name. genießt unterhalb der Allgemeinheit den Status, der beste Anime aller Zeiten zu sein. Sowohl kommerziell erfolgreich als auch bei Kritikern und Fans beliebt erklomm er die hohe Leiter und überholte in diesem Titel sogar Größen wie Satoshi Kon und den Anime-Giganten Ghibli – ein Ruf, dem ich nur meine vollste Zustimmung gegenüberstellen kann. Aber wie jeder große Künstler vor und nach ihm, hatte auch Shinkai mal seinen Anfang. Und dieser Anfang war The Place Promised in Our Early Days.

Ein wahnsinnig genialer Titel. Schon beim Lesen des Filmnamens macht sich ein schwungvolles Gefühl der Melancholie und Mysterie breit. Dies deckt sich auch wunderbar mit der Einteilung seiner Genres, denn wie bei vielen von Shinkais späteren Werken handelt es sich gleichzeitig um ein Drama und einen Science-Fiction-Film. Dabei gilt es dann gewissermaßen herauszufiltern, wo hierbei Shinkais Prioritäten liegen. Und es stellt sich recht deutlich heraus: Eindeutig auf dem Sci-Fi-Element und der Auserzählung seiner Prämisse. Kommt dies dem Film aber tatsächlich zugute? Die Frage ist knifflig. Denn einerseits verfügt The Place Promised in Our Early Days über ein unheimlich spannendes Konzept innerhalb einer unheimlich spannenden, fiktiven Timeline unserer Realität. Das Mysterium darum, welche Bedeutung und Funktion der geheimnisvolle Turm, welcher die Fronten spaltet, in sich trägt, hat einen grandiosen Klimax. So originell es ist, so gut ist es auch letztendlich umgesetzt. Und dennoch steckt hinter besagter guten Umsetzung ein weiterer Strang, quasi ein weiterer Film, mit dessen fehlendem Ausbau im Endprodukt wieder einiges verloren geht.

An der Stelle, wo die Dramageschichte und seine Figuren Raum zur Entfaltung bekommen könnten, vertraut Shinkai wesentlich mehr auf sein Konzept und widmet sich der Exposition seiner Prämisse. Das nagt an der emotionalen Schlagkraft, die der Film als verschlafene Ode des Heranwachsens, raue Stimme des manchmal erbarmungslosen Schicksals und von missglückten Versprechungen durchzogene Tragödie anzielt. Dabei hat der Film mehr als nur einen richtig berührenden, fantastisch auf Charakterebene konzipierten oder vom Storytelling her geschickt eingebrachten Moment oder Dialog, der ordentlich Tiefdruck hat. Trotzdem ergibt das Mischverhältnis seiner Genres nicht ganz die vollkommene Quintessenz, die in der Story steckt. Und dadurch schrammt The Place Promised in Our Early Days wirklich haarscharf daran vorbei, ein Meisterwerk zu sein.

Sonst gibt es nämlich wenig zu bemängeln. Inhaltlich arbeitet der Film wie bereits erwähnt mit einigen super eindringlichen, dramatischen Höhepunkten, sympathischen Charakteren und einer tollen Nachwirkung der ganzen Geschichte. Die in den Zeitebenen umherspringende und von an die falschen Stellen gesetzte Exposition gefüllte Narrative wirkt zwar situativ konfus, verfehlt aber selten bis nie seine märchenhafte Ausstrahlung. Shinkai spielt des Weiteren wie gewohnt mit atemberaubenden audiovisuellen Eindrücken und kreiert auf technischer Ebene einen Hochgenuss für die Sinne. Ansehnliche Einstellungen, grelle, ästhetische Farben und Lichter und wundervolle Kontraste und Theater aus Spiegelungen und Schatten.

An und für sich ist das hier ein riesengroßer Wurf. Es breitet sich nur das irritierende Gefühl aus, als hielte die Story sich selbst bewussterweise zurück. Hier wird eine unfassbar brillante Geschichte erzählt. Hätte Shinkai nur wie in seinen späteren Werken das Sci-Fi-Element als Basis zur Erzählung eines primären Dramas verwendet, wäre das Resultat von größerem Erfolg gekrönt. Vom engagierten Voice-Cast über die intimen Figuren bis hin zu ergreifenden Details ist praktisch alles vorhanden, man hat nur nicht die völlige Ausschöpfung gewagt. Optisch und musikalisch wird abermals eine weitere Traumreise geboten und auch als Erlebnis ist er spannend, charmant und witzig genug, dass sich eine Ansehung lohnt. Ein wirklich guter Anime, der aber ein Meisterwerk hätte sein können. Die tragische Tatsache bei The Place Promised in Our Early Days bleibt, dass die an die Oberfläche getretene Erzählung nicht die emotionale Kraft reflektiert, welche die Story in sich birgt.

7.0
Punkte