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Nachdem Larry Cotton mit seiner Frau Julia in sein verlassenes Familienhaus zurückkehrt ist und sich seine Hand beim Einzug an einem Nagel aufschlitzt hat, ereignen sich schon in derselben Nacht mysteriöse Phänomene. Die Pforte zu einer anderen Dimension wurde geöffnet, was im verheerenden Schicksal der Familie Cotton resultiert.
Regie: Clive Barker
Drehbuch: Clive Barker
Schnitt: Richard Marden
DarstellerInnen: Ashley Laurence, Andrew Robinson, Clare Higgins
Land: Großbritannien
Sprache: Englisch
Länge: 1h33min
Genre: Horror

Dreckig ist das heruntergekommene Überbleibsel alter Kindheitstage von Larry Cotton. Sein leerstehendes Haus trieft vor Staub, vergilbten Wänden und schummrigen Ecken. Doch diese halten ihn nicht davon ab, mit seiner Frau Julia dort einzuziehen. Auch der Fund einer provisorischen Schlafecke, welche offensichtlich von seinem verschwundenen Bruder Frank hinterlassen wurde, ändert an seinem Vorhaben nichts.

Tollpatschig wie er ist, reißt sich Larry beim Möbelschleppen seine rechte Hand an einem vorstehenden Nagel auf. Dickflüssiges Blut platscht in riesiger Menge auf den Boden, wenige Augenblicke später ist der rote Lebenssaft verschwunden, als wäre er aufgesaugt worden. Larry ahnt noch nicht, dass er damit aus Versehen eine Verbindung zu einer anderen Welt herstellte und Frank von den Toten auferstehen ließ. Dieser kehrt unentdeckt als blutleere und hautlose Hülle zurück und verführt Julia heimlich dazu, ihm dabei zu helfen, denjenigen zu entkommen, die ihn in der anderen Welt gefangen hielten. Schnell zeigt sich: Julia ist für ihre einstige Affäre bereit, über Leichen zu gehen. Davon ahnen Larry und seine Tochter Kirsty lange nichts.

Was Regisseur und Drehbuchautor Clive Barker in seinem kurzweiligen neunzigminütigen Horrorfilm präsentiert, ist fordernd und simpel zugleich. Erzählerisch ist Hellraiser kein extrem komplexes Werk, denn die Geschichte ist bei all den wunderbar surreal eingestreuten Kameraeinstellungen eher eine absehbare. Alle drei Akte sind schnell ausgemacht und durch die Laufzeit auch ziemlich genau in jeweils dreißig Minuten gegliedert. Jedoch geht es in Hellraiser nicht in erster Instanz um den Inhalt, sondern eher darum, wie die Aufmachung dieser literarischen Vorlage auf Zelluloid gebannt werden konnte.

Barkers audiovisuelle Vision seines eigenen Romans lässt auf der handwerklichen Ebene nichts zu wünschen übrig. Handgemachte Effekte schmücken gruselige Szenen, wohin das Auge reicht. Das von Schleim überzogene Skelett Franks bei seiner Auferstehung reiht sich neben die herrlich schaurigen Kostüme der Figuren aus der unbekannten Welt in die abscheuliche Ästhetik auch dreißig Jahre nach der Erstveröffentlichung nahtlos ein. Zu dem gesellen sich wirklich brutalste Morde, welche tatsächlich an der erträglichen Belastungsgrenze schürfen.

Da wundert es kaum, dass die Kinofassung hierzulande ordentlich gekürzt erschien. Leider verfehlt die geschnittene Version aber ihren Zweck. Die Drastik in der Brutalität ist schließlich enthalten, um die Gefahr für die empathischen Figuren zu intensivieren. Wenn Franks Gesicht anfangs in mehreren Hautfetzen auf dem Boden verteilt liegt, wissen die ZuschauerInnen: Die Höllenkreaturen werden es wohl sehr ernst meinen mit denjenigen, die sie heraufbeschwören. Erzählerische Fallhöhen in Horrorfilmen finden sich schon selten genug, in Hellraiser jedoch ist diese durch die praktischen Effekte sowie effektiven Set-Designs und Kostüme ausgeprägter denn je, obwohl die Schauspieler über lange Strecken hölzernste Sprechzeilen von sich geben und von den HauptdarstellerInnen streng genommen nur Ashley Laurence überzeugt.

Mit feinen surrealen Kameraeinstellungen angereichert, ergibt sich wortwörtlich ein packendes Höllenszenario. So breitet sich in einer Szene rote Flüssigkeit in einem Infusionsbeutel aus, wobei die Herkunft der Flüssigkeit nicht gezeigt wird. Spielereien wie diese geben einzelnen Segmenten der Geschichte eine fordernde Komponente, jedoch stehen die meisten surrealen Einlagen eher für sich und eben nicht als vereintes Konstrukt der Dramaturgie.

Fazit: Es mag eine vertane Chance sein, einigen Stärken der sonst klaren Vision Barkers es nicht zu ermöglichen, sie in einen übergeordneten Kontext zu setzen. Zudem sorgen Dialoge der steifsten Sorte für keine bruchlose Übertragung der bildlich erzeugten Spannung und Atmosphäre. Nichtsdestotrotz hat Hellraiser seine frühere Wirkung an keiner Stelle einbüßen müssen, im Gegenteil: Die seit einiger Zeit verfügbare, digitale Aufbereitung stellt die brutalen Schauwerte und faszinierenden Kostüme schärfer dar als je zuvor, was sich auf den gesamten Film nur positiv auswirkt. Ein wahrer Kultfilm ist er halt und nach einer Sichtung geht eindeutig hervor, warum.

7.0
Punkte