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In der technokratischen Riesenstadt Metropolis leben Arbeiter und Oberschicht völlig isoliert voneinander. Arbeiter gelten als minderwertig und müssen in den Tiefen der Erde, wo es weder Sonne noch Freude gibt, vegetieren und wohnen in engen Massenunterkünften. Die Reichen und Mächtigen aber residieren hoch über dem Boden von Metropolis. Ihre Söhne leben in einer eigenen Stadt mit dem Haus der Söhne, den Universitäten, einem gigantischen Stadion und den paradiesischen Ewigen Gärten.
Regie: Fritz Lang
ProduzentIn: Erich Pommer
Drehbuch: Fritz Lang, Thea von Harbou
Schnitt: Fritz Lang
Kamera: Karl Freund, Günther Rittau, Walter Ruttmann
DarstellerInnen: Gustav Fröhlich, Brigitte Helm, Alfred Abel
Land: Deutschland
Sprache: Deutsch (Stumm)
Länge: 2h29min
Genre: Science Fiction

Metropolis ist ein visionäres, visuell revolutionäres handwerkliches Meisterwerk. Da muss nicht viel diskutiert werden: Was Spezialeffekte, Set Pieces und die expressionistische Schaffenskraft angeht, ist Metropolis mit Sicherheit das eindruckvollste Werk seiner Ära. Er ist eine visuelle Delikatesse, die auch ihre Narrative gänzlich im Griff hat: Mit (gemessen an der Filmlänge) wahnsinnig angenehmen Pacing, Szene für Szene abgestimmter Musik und einer visuellen Allegorie, die mit ihrer Präzision Maßstäbe setzte. Um nicht zu vergessen, dass Metropolis eine noch klarere Inspirationsquelle für Star Wars ist als The Hidden Fortress. Und für Blade Runner, und für Terminator, und eigentlich für alle Kultfilme der bekannten Zeit.

Mein Problem liegt bei Langs Werk nicht dabei, wie er es erzählt und präsentiert, sondern was er erzählt. Sowohl Adolf Hitler als auch Joseph Goebbels waren mehr als nur angetan von Metropolis und boten Lang sogar einen Platz im Propaganda-Ministerium an. Dazu kam es nie, da der Regisseur in die USA floh, seine Frau, die am Drehbuch mitschrieb, nahm ihr eigenes Angebot dagegen aber an. Dass Hitler und Goebbels so begeistert waren, kommt nicht daher, dass sie das Werk falsch verstanden hätten, im Gegenteil. Denn die Symbolik von Metropolis ist letztlich eine simple Bestätigung der faschistischen Narrative, die sich die Nationalsozialisten zusammenspinnten. 

Während die Arbeiterklasse einen Meister braucht, der sie führt, da sie sonst in Anarchie und Chaos verfällt, ist die Elite nicht empathisch genug, um selbst zu regieren – es braucht einen Zwischenmann, der weise genug ist, um beide zu vereinen. Statt des Aufbruchs des industriellen Klassensystems kommt es durch einen messiasähnlichen Mittler (im Film: Freder) also zur ultimativen Kooperation beider Klassen. Hitler sah sich selbst als einen Freder für das deutsche Volk. Lang realisierte, wessen Geistes Kind sein Werk ist und distanzierte sich kurze Zeit später von dessen Narrative mit den Worten, er würde den Plot doof und Roboter einfach cool finden (naja, oder so ähnlich). In diesem Sinne ist Metropolis also ein ideologisch naives Machwerk, dass niemals unkritisch bewertet werden sollte.

Es wäre aber zu eng betrachtet, würde man Metropolis nur auf seine ökonomisch-ideologisch vermittelten Werte reduzieren. Wenngleich ich in meinen Gedankengängen in jeder Interpretationssicht wieder darauf zurückkehre. Nicht außer Acht lassen sollte man so die unzähligen religiösen Symboliken, die das Skript von Metropolis aufweist – angefangen vom Turmbau zu Babel bis hin zur Maria-Figur und Jesus als Mittler zwischen Gott und dem Menschen. Aber auch all diese Ansätze führen letztlich immer wieder zum faschistoiden Gedanken des Films zurück – ob intentional oder nicht.

Also: Schaut euch diesen Film an. So kontrovers sein Inhalt auch ist, ist Metropolis ein visuelles und handwerkliches Bravourstück, das seiner Zeit um Jahrzehnte voraus war und das zumindest im Setup eine großartige marxistische Industrialisierungs-Kritik anfertigt. Das sollte man schlicht und einfach gesehen haben. So sehr man sich an dieser Brillanz auch ergötzen darf, ist Metropolis inhaltlich aber dennoch kaum mehr als kleingeistig. So folgt Lang in vielerlei Hinsicht völlig naiv der faschistischen Linie seiner Frau mit einem mehr als problematischen Leitsatz. Vergesst das nicht, wenn ihr Metropolis schaut.