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Nachdem ein gefragter junger Anwalt eine Stelle bei einer New Yorker Kanzlei unter der Leitung eines skrupellosen Juristen antritt, nimmt sein Leben eine höllische Wende.
© TMDB
Regie: Taylor Hackford
Drehbuch: Andrew Neiderman, Jonathan Lemkin, Tony Gilroy
Schnitt: Mark Warner
Kamera: Andrzej Bartkowiak
Schauspieler*innen: Keanu Reeves, Al Pacino, Charlize Theron
Produktionsjahr: 1997
Land: USA
Sprache: Englisch
Länge: 2h24min
Genre: Thriller, Drama, Horror

Willst du Karriere machen, musst du hart dafür arbeiten. Für Kevin Lomax (Keanu Reeves) ist dies kein Motivationsspruch, den er sich an den Kühlschrank hängt. Es ist eine Lebensrichtung. Als noch ungeschlagener Rechtsanwalt gilt der Jungspund als regelrechter Emporkömmling, für den der Himmel das Limit darstellt. Innerhalb weniger Fälle zeigt sich das ehrgeizige Talent aus Florida von seiner besten Seite und gewinnt einen verloren geglaubten Fall nach dem nächsten.

Eine Verteidigungsmaschine, auf die John Milton (Al Pacino) – Leiter einer prestigeträchtigen Anwaltsfirma in New York – sehr schnell aufmerksam wird. Die beiden Erfolgsgaranten treffen aufeinander und sind sich ohne weitere Zweifel bezüglich ihrer Zusammenarbeit einig — mit bemerkenswerten Folgen. Kurzerhand baut Milton den engagierten Lomax zum Superstar auf, während selbiger sich in seinen frischgebackenen Ruhm und Reichtum einlebt. Dass ihm die inflationäre Quittung noch bevorsteht, ahnt er vor lauter Verblendung nicht.

Auf der Suche nach dem Gewissen

Meist ist man selbst die letzte Person, die eine Veränderung am eigenen Leib erkennt. Im Gegensatz zu Kevin fällt seiner Frau Mary Ann (Charlize Theron) relativ früh auf, dass die neue Liebe ihres Gatten seine Arbeit zu sein scheint. Eine Transformation findet statt, die ihr Sorgen bereitet. Anfänglich noch auf ihr gemeinsames Glück fixiert, taucht er fortwährend weniger zu Hause auf. Mit seiner wachsenden Abwesenheit wird nicht nur die Distanz zwischen ihrer Beziehung größer, sein moralisches Einschätzungsvermögen gerät ins Wanken. Im einleitenden Gerichtsverfahren bangt Kevin um das Naturell seines Klienten, der unter Verdacht steht, eine Minderjährige sexuell missbraucht zu haben.

Er fragt sich, wie stark seine Professionalität die Schattenseiten des Berufes überwiegen darf. Benebelt vom New Yorker Luxus bleiben solche Fragen kein Thema mehr, wenn er einen Dreifachmörder vertritt und für dessen Freispruch eine lügende Mandantin in den Zeugenstand ruft. Doppelzüngig ist der Aufstieg, den Lomax durchlebt. Vor Siegen im Justizsystem kann er sich kaum retten, gerät dabei aber in ein tiefer werdendes Dilemma. Seine Frau schmachtet nach Liebe, jedoch straft er sie mehr und mehr mit Ignoranz und aufbrausenden Abfuhren ab.

Erst als klare Anzeichen physischer sowie mentaler Schäden auszumachen sind, erwacht er aus der Trance. Selbiges gilt für das Verhältnis, auf welchen Ebenen er inzwischen beruflich operiert. Um seinen Boss zufriedenzustellen und den Standard aufrechtzuerhalten, mit dem er sich neuerdings identifiziert, geht er dunkle Kompromisse ein. Herzen der Jury werden erobert, die der Leidtragenden gebrochen. Unser Protagonist merkt, dass er vom rechten Pfad abgekommen ist, die Laternen für den Rückweg sind bereits erloschen. Er kann die Allee zum Frieden nicht mehr finden, wie auch den Zugang zu seiner Gesinnung.

Ein Pakt mit der Selbstzerstörung

Im Auftrag des Teufels zeigt den leibhaftigen Zerfall einer Seele, welche ihr menschliches Potenzial verwirkt. Man lernt den Hauptcharakter mit dem Lauf der Zeit so sehr hassen, dass ebenjener Hass beinahe von Mitleid abgelöst wird. Klimaktisch gesehen bringt die Storyline diese Abscheu auf ein Maximum, nur um sie mit einem Knopfdruck direkt in den Abyss rasen zu lassen. Der von Okkultismus geprägte Anteil der Geschichte deckt nicht ausschließlich das Horror-Genre ab, zugleich darf er als konstante Metapher verstanden werden.

Verlockend ist die Macht von Verrat, Korruption und Illusionen, wenn der Ertrag des Aufwandes die Schlechtigkeit aller Taten zu rechtfertigen scheint. Figuren suhlen sich in Dekadenz und vermuten nicht mal im Ansatz, wie unerbittlich ihnen diese wieder entrissen werden kann. Ein Beispiel dafür ist der habgierige Eddie Barzoon (Jeffrey Jones), dessen hochrangige Position im Unternehmen plötzlich von Kevins Fachkompetenz gefährdet wird. Anstatt auf Augenhöhe zu kommunizieren, spricht er bei seiner Joggingroutine eine Drohung aus. Für Nettigkeit oder Fairness ist kein Platz in dieser Welt. Schließlich erreichen faire Leute die Ziellinie bekanntermaßen als letztes.

Deswegen erschüttert Im Auftrag des Teufels mit dem vorhersehbar bodenlosen Absturz in die Verdammnis, der Lomax wie ein Ghul konsumiert. Das Drehbuch haucht den Konflikten durch zeitliches Investment eine Durchschlagskraft ein, die an die düstersten Abwärtsspiralen des Film noir erinnert. Während Keanu Reeves unter der Regie von Taylor Hackford insbesondere im Gerichtssaal seine autoritäre Ausstrahlung unter Beweis stellen kann, bleiben visuelle Anekdoten seiner schleichenden Unterjochung nicht aus. In stechendes Rot getränkte Zimmer umschließen seine Welt, er kann es nur nicht sehen.

Ironisch ist die Blindheit eines Charakters, der tagtäglich derart scharfsinnig und umsichtig agiert. Das Auge des Bullen verfehlt der Protagonist um mehr als eine Haaresbreite. Täuschen lässt er sich vom stetigen Aufheulen des Rindes, welches vorgaukelt gemolken zu werden. Er versinkt in vielem, das er nicht braucht. Gleichzeitig wird alles absorbiert, was er von Grund auf begehrt. Am Ende ist es nicht eindeutig, ob die Lernkurve angeschlagen hat oder ob alte Verhaltensweisen seine Rationalität vollends überschrieben haben. Dem Publikum wird ein offenes Ende präsentiert, welches von unkontrollierbaren Weggabelungen gebrandmarkt ist. Wird sich auch nur eine von ihnen als rein und lukrativ erweisen? Wie Kevin erlangen wir diese Erkenntnis nicht. Vorher friert die Hölle ein.

IM AUFTRAG DES TEUFELS IST AKTUELL (STAND: 08. FEBRUAR 2023) BEI NETFLIX & AMAZON PRIME VIDEO VERFÜGBAR

9.0
Punkte