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Geld löst bekanntlich in den Menschen eine der größten Begierden aus. So ergeht es auch Charles Dump, welcher mitten in der amerikanischen Wüste einen halbtoten Mann mit einem Koffer voller Dollarscheinen erspäht. Er nimmt den Mann bei sich auf mit der Absicht, schnellstmöglich aus der Einöde verschwinden zu können. Als dann ein Komplize des Verwundeten auftaucht, wird Charles‘ Wohnort zum Pulverfass.
Regie: Roland Klick
Drehbuch: Roland Klick
Schnitt: Jane Seitz
Kamera: Robert von Ackeren
Schauspieler*innen: Mario Adorf, Anthony Dawson, Marquard Bohm
Land: Deutschland
Sprache: Englisch
Länge: 1h28min
Genre: Western, Thriller

Gleißende Sonnenstrahlen erhitzen den ausgedörrten Boden unter den Füßen des in der Ferne nur winzig zu erkennenden Kriminellen Kid. Beim Näherkommen erfassen die Zuschauer:innen die beiden Gegenstände in dessen Händen. Mit einer Maschinenpistole in der rechten und einem silberfarbenen Hardcase-Koffer in der linken torkelt der sogar angeschossene Mann scheinbar seinem Tod entgegen. Doch er hat Glück. Der Grundbesitzer Charles (Mario Adorf) findet ihn und den mit etlichen Geldscheinen gefüllten Koffer. Auf seinem Land versorgt er Kid, um herauszufinden, ob jemand bereits nach dem Blutgeld sucht. Seine Antwort bekommt er schnell serviert. Ehe er sich versieht, hängt sein Leben am seidenen Faden.

Roland Klick ist wahrscheinlich ein Name, welcher von der Generation jüngerer Filmeschauer:innen nur über Umwege noch wahrgenommen wird. Dabei stand dieser Name in den 1960ern, also während der Phase des neuen deutschen Films, neben Regisseuren wie Werner Herzog und Rainer Werner Fassbinder für Innovation, für hochkarätige Filme, kurzum: für die Hoffnung des deutschen Films. Entdeckt man aus Zufall einen seiner Filme wieder und wagt einen genaueren Blick, dann sickert wie auch in Deadlock diese einst wahrgenommene Zuversicht aus dem Bildschirm.

Deadlock ist ein untypischer Film. Nicht im Allgemeinen, sondern in einem deutschen Rahmen, denn er passt einfach nicht zu kitschüberfluteten Heimatfilmen oder schon damals eher gemütsbeeinträchtigenden Krimis im Fernsehen. Das hier ist ein pessimistischer, zynisch inszenierter Neowestern mit Figuren, die ihre wahrhaftige Niederträchtigkeit grenzenlos ausleben, einander ausspielen und – einander töten. In schwereloser Leichtigkeit vereint Klick die brache Landschaft eines Westerns mit einer moderner angehauchten Zeit der 1970er.

Während in den Zuschauer:innen zu Anfang noch die Erwartung aufkeimt, sich mit irgendeiner Figur identifizieren zu dürfen, lässt Klick diesen Optimismus schon nach fünfzehn Minuten platzen. Charles behandelt seine Frau und Tochter wie Tiere, wenn nicht sogar noch schlimmer – als Objekte. Auch Kid ist nicht besser dran. Seine Schusswunde wird tagelang gezielt von Charles nicht gereinigt, um den Verbrecher leiden zu sehen. Geschickt wendet Klick das Blatt mit Sunshine (Anthony Dawson), dem auftretenden Komplizen Kids. Jener stellt sich als noch sadistischer heraus. Eine Flucht stellt der Regisseur seinen Figuren nicht in Aussicht. Diese erfreuen sich an ihren Machtdemonstrationen.

Die eingefangene Folter kann zuweilen jedoch eine gewisse Repetitive entfalten. Zwar wirken sie in ruhigen Momenten, von denen Deadlock wirklich viele aufweist, meist positiv auf die Atmosphäre, jedoch nicht immer auf die Verbindung zwischen den Zuschauer:innen und den Figuren. Wo keine Empathie, da auch kein Mitleid. Um die Figuren kann nicht außerhalb des Bildschirms gebangt werden, wenn sie eine ähnliche Beziehung zueinander pflegen wie der trockene Boden zu den nicht wachsen wollenden Pflanzen rund um Charles Anwesen. Sicherlich war dies auch Klicks Intention, Zynismus in Reinform darzustellen. Doch das funktioniert auch nur in einer abwechslungsreicheren Dramaturgie, die nicht durch abrupte Charakterwendungen vorgetäuscht wird oder sich gar nahezu komplett auf das letzte Drittel beschränkt.

Seinen gewählten Schauplatz maximal ausnutzend, veranlasst Klick dazu, dem fest in der menschlichen Seele verankerten Zynismus Freilauf zu gewähren. Verfeinert mit einer grandiosen Schauspielriege, allen voran das pikante Aufspielen Anthony Dawsons, werden die kargen Handlungsorte mit genug Zündfeuer angereichert. Doch auf dem Papier bleiben Klicks Figuren schal, können nicht mit den visuellen Kniffen seines Werkes gleichziehen. Abhandenkommende Empathie ist das Resultat, der Zugang zum Erzählten dadurch ein steiniger.

7.0
Punkte