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Der Kameramann Jason möchte unbedingt einen eigenen Film drehen. Mit einem Vorschlag für ein Drehbuch tritt er an den Produzenten Bob Marshall heran. Fasziniert von der Idee, dass Fernseher versuchen, die Menschheit zu vernichten, ist Marshall bereit, ihn finanziell zu unterstützen. Allerdings hat er eine Bedingung: Jason hat 48 Stunden Zeit, einen Oscar-würdigen Schmerzensschrei zu finden. Doch auf der Suche kann Jason nicht mehr zwischen Realität und Halluzination unterscheiden.
Regie: Quentin Dupieux
Drehbuch: Quentin Dupieux
Schauspieler*innen: Alain Chabat, Jonathan Lambert, Élodie Bouchez, Kyla Kenedy, Eric Wareheim, John Glover
Land: Belgien, Frankreich
Sprache: Französisch, Englisch
Länge: 1h35min
Genre: Comedy

Nach Jahren des Grübelns bekommt der TV-Kameramann Jason durch einen alten Freund, welcher als Produzent tätig ist, die Gelegenheit, seinen Horrorfilm zu verwirklichen. Für dieses Projekt muss sich Jason auf die Suche nach dem perfekten leidvollen Stöhnen machen. Nebenbei produziert Bob gerade einen Spielfilm des Dokumentarfilmers Zog, welcher für einige Diskussionen sorgt. Es geht um das junge Mädchen Reality, die nach einem Jagdausflug mit ihrem Vater sieht, wie mit dem Mageninhalt eines Wildschweins eine blaue Videokassette in den Abfall gerät…

Eigentlich hört es an dieser Stelle noch nicht auf, doch es ist nicht Sinn der Sache, wirklich jeden Handlungsstrang einzeln zu erwähnen – wo bliebe denn dann die Abenteuerlust? Es genügt zu sagen, dass all die genannten Plots konstant miteinander verwoben werden, sie sich aufeinander beziehen und bereits Gesehenes durch neue Erkenntnisse an Logik gewinnt – oder verliert. Oft werden Szenen mehrfach gezeigt, manchmal nur mit neuem Kontext, manchmal aus anderen Perspektiven, doch niemals identisch und niemals grundlos. Dupieux entführt uns Zuschauer/innen ein weiteres Mal in eine aberwitzige, surrealistische Welt, verwirrt uns und lässt uns am Ende staunend sowie ratlos zurück.
Selbstverständlich ist allerdings die verworrene Erzählung nicht das einzig Merkwürdige an diesem Film, denn der Rubber-Regisseur erzeugt auch diesmal wieder genügend “weirde” Szenen. So sucht beispielsweise der Rektor von Realitys Schule in einem seiner Träume einen alten Greis auf, angezogen in typischer Damenkleidung, nur um diesen dann an der Haustür zu beschimpfen. Nachdem er aufwacht, erzählt er Jasons Frau von seinem Traum – und so schließt sich der Kreis des Dupieuxschen Surrealismus.

Es ist faszinierend, dass in einem Film mit einer Laufzeit von weniger als 90 Minuten, inklusive des Abspanns, eine so große Menge an Figuren auftreten und man am Ende zufrieden mit den Anteilen der Screentime ist. Etwas vormachen muss man sich selbstverständlich nicht – Reality ist keine Charakterstudie, sondern ein unmöglich in nur ein Genre einzuordnender Trip. Sämtliche Figuren haben ihre Eigenheiten, werden allerdings nicht bis ins letzte Detail beleuchtet, was allerdings alles andere als negativ zu verstehen ist. In diesem Film ist schlichtweg kein Platz dafür und auch kein Bedarf vorhanden.

Schauspielerisch kann man sich nicht beklagen. Jeder Darsteller und jede Darstellerin spielt seine/ihre Rolle gut und überzeugt. Doch auch hier wird man keine riesige Meisterleistung entdecken. Am besten spielt Alain Chabat, welcher den Protagonisten Jason verkörpert, doch auch Kyla Kennedy, die Darstellerin der Reality, spielt wirklich überzeugend. Eingefangen wird “Reality” in tristen Tönen und oftmals einem dokumentarisch angehauchten Look, was in Kombination mit dem repetitiven Score eine eigenartige Sogwirkung erzeugt. Auch in dieser Hinsicht ist Dupiex’ Werk unkonventionell und folglich erfrischend. Doch ebenso wäre es nachvollziehbar, den Stil als trocken und uninspiriert zu bezeichnen.

Reality ist, wie vermutlich jeder Film von Quentin Dupieux, eigenartig und das auf eine Weise, die man selten sieht. Die Geschichte um Jason, Reality und sämtliche Nebenfiguren wird verspielt erzählt und fesselnd inszeniert. Aufgrund der kurzen Laufzeit ist das Ganze zudem äußerst kurzweilig und unterhaltsam. Am Ende versteht man mehr, wenn auch bei weitem nicht alles und folglich ist man nahezu sofort interessiert daran, was sich einem alles bei einer Zweitsichtung offenbaren könnte…

8.5
Punkte