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Ein Serienkiller treibt in Los Angeles sein Unwesen und hat es dabei vor allem auf Frauen abgesehen. Auch das Model Ingrid gerät ins Visier des sogenannten “Schlitzers”, entgeht aber knapp dem Mordanschlag. Marion Cobretti, genannt Cobra, der härteste Polizist der Stadt, wird auf den Fall angesetzt…
Regie: George P. Cosmatos
Drehbuch: Sylvester Stallone, Paula Gosling
Schnitt: Don Zimmerman, James R. Symons
Kamera: Ric Waite
DarstellerInnen: Sylvester Stallone, Brigitte Nielsen, Reni Santoni, Brian Thompson
Land: USA
Sprache: Englisch
Länge: 1h27min
Genre: Action, Crime, Thriller
BluRay

Zu Zeiten seiner Veröffentlichung verhasst und als geschmacklos sowie verkorkst und repulsiv in seiner Darstellung bezeichnet, repräsentiert Die City-Cobra einen Kultklassiker des Crime-Genres, der es auch heute noch immer nicht ganz einfach unter dem Publikum zu haben scheint. Die Überbenutzung bekannter Klischees und die zwiespältige Veranschaulichung des “Helden” stoßen bei einigen bitter auf, andere wiederum schätzen die Stilistik des Filmes und sehen ihn als einer der besten seines Metiers. Regisseur George P. Cosmatos feuert dabei mit einem eiskalten Sylvester Stallone in der Hauptrolle – der hier auch als Drehbuchautor agierte – um sich, der vor Selbstbeherrschung nicht eine Mine verzieht. Und wer hier glaubt genauso steif und charakterlos sei der komplette Film, sollte vielleicht noch einen zweiten Blick wagen, denn lässt man sich auf seine Erscheinung und Persönlichkeit ein, hat Die City-Cobra insbesondere für Genre-Enthusiasten viel mehr zu bieten, als man denken mag.

Die Story ist dabei so simpel, wie sie sein kann. Eine Stadt, eine Truppe wahnsinniger Massen- und Serienmörder und nur ein Cop, der Ahnung hat. Inhaltlich reißt er keine Bäume aus, er erfindet das Rad nicht neu und verzichtet auf riesige Überraschungen. Ein gradliniger Film, der es dennoch schafft, eine individuelle Mysterie um sich aufzuziehen. Schon zu Beginn legt sich ein Gefühl der Hilflosigkeit über Die City-Cobra. Dazu gibt der einleitende Monolog von Stallones Figur und Protagonist der Geschichte direkt den zu erwartenden Ton an, dem der Film sich beugt. Tagtäglich wird in der Stadt, die viele Menschen ihre Heimat nennen, randaliert, gebrandschatzt und auch gemordet. Pessimistisch und ausweglos wird ein Ambiente vorgestellt, welches in Abschaum zu versinken droht. Diese von Kriminalität getränkte Atmosphäre eines Copthrillers aus den 80ern, wie er im Buche steht, wird konsequent packend vermittelt.

Dies erfolgt zu einem großen Teil visuell, wo der Film mit einer allgemein fantastischen Umsetzung aufwartet. Mit wunderbaren Kamerafahrten, schönen Shots und einer kühlen Farbgebung erzeugt der Film eine sogartige Stimmung. Gerade wie mit den Lichtverhältnissen und Schatten gearbeitet wird lässt eine unangenehme Paranoia aufkommen, dass an der nächsten Ecke bereits der nächste Psychopath auf einen lauert. Des Weiteren finden sich in vielen Einstellungen detailverliebte Spiegelungen in Fensterscheiben oder sogar der Sonnenbrille des Protagonisten. Musikalisch wird die vernebelte Atmosphäre nur weiter unterstrichen. Cosmatos beweist an der Stelle ein Auge für sein Handwerk und kreiert eine Welt, die an Enge und Unwohlsein kaum zu übertreffen ist.

Das Aufgebot an Stars liefert keine Offenbarung, wird seinen Ansprüchen aber gerecht. Stallone als stiller, finster dreinblickender Lieutenant mit pechschwarzer Sonnenbrille und Zahnstocher im Mund versprüht die nötige Präsenz, Brigitte Nielsen spielt nicht gut, aber sympathisch und Brian Thompson gibt einen glaubwürdigen, geisteskranken Killer. Die Figuren punkten nicht mit Komplexität oder viel Substanz und dienen als pure Platzhalter. In der Hinsicht sind die unternommenen Versuche, den Charakteren irgendeine Form von Tiefe einzuhauchen, äußerst verwirrend.

Die erzeugte Wirkung während des Schauens ist gewissermaßen verwunderlich, wenn man sich anschaut, wie unbesonders der Film auf den Seiten ist, auf denen er geschrieben wurde. Kein raffiniertes Storytelling, kein nennenswerter Aufbau und keine Aha-Momente. Zu keinem Zeitpunkt fragt man sich, wie der Konflikt sich wohl auflösen könnte oder wie die Charaktere handeln. Und doch bewerkstelligt er es in einigen Momenten völlig zu schockieren. Im Grunde genommen ist Die City-Cobra eine Ansammlung von Klischees, die in eine Ode der Ultrabrutalität eingebettet werden. Hier bleibt wirklich niemand verschont, ob junge, unschuldige Frauen oder eine wehrlose, im Krankenbett liegende Dame gehobenen Alters. Nicht die Aussicht auf das Ende der Geschichte generiert die Spannung, sondern der beinharte Weg dahin.

Die zweite Seite der Medaille verbirgt sich komischerweise genau hinter der größten Stärke des Filmes, die da wäre seine aus allen Poren strömende Kompromisslosigkeit. Mit der gegen Ende deutlicher werdenden Thematik des Ganzen bekommt der Unterhaltungswert nämlich einen eigenartigen Beigeschmack, denn neben allen Genres wie Action, Crime und Thriller steckt auch eine gehörige Ladung eines Vigilantenfilms in ihm. Und ab dem Punkt wird es inszenatorisch knifflig. Es wirkt beinahe schon so, als glorifiziere der Film seine Titelfigur als selbsternannten Rächer des Gesetzes und gibt einen fast voyeuristischen Blick auf die vergoltene Selbstjustiz, obwohl er gleichzeitig versucht sich von den Gräueltaten, politischen Leitbildern der Übeltäter und Verbrechen zu distanzieren. Da liegt es an einem selbst, wie ernst man das nun nehmen möchte. Betrachtet man es differenziert, passt es zum gezeichneten Bild des Filmes und seiner Tonalität. Er trifft keine ultimative Aussage und bleibt im Schatten seiner Fiktion. Einige könnten von der immensen Ruchlosigkeit und mangelnden Reflexion allerdings genauso abgestoßen werden.

Es ist wirklich befremdlich, wie ein Film seines Kalibers eine solche Faszination anregen kann. Geschmacklos? Vielleicht. Repulsiv? Vielleicht. Klischeebeladen? Ohne Frage. Möglicherweise spricht auch nur die Schwäche für Crime-Thriller seiner Ära aus mir, aber ich empfinde Die City-Cobra trotz einiger kontroverser Aspekte als sehr effektiv. Hinterfragt man Motive und Plot nicht allzu energisch, bekommt man raue Unterhaltung mit einer schmierigen Atmosphäre und toller Audiovisualität. Er gibt sich auf gut gemeinte Weise so dreckig und unheilvoll wie sein Catchphrase:

“Crime is a disease. Meet the cure.”

7.0
Punkte