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Der einfache Polizist Alex Murphy, ein liebender Familienvater und Ehemann der bezaubernden Clara, wird eines Tages während eines Einsatzes mit seinem Partner Jack Lewis schwer verletzt. In einer spektakulären Operation unter Leitung des Wissenschaftlers Dr. Dennett Norton wird Murphy zum Besitz von OmniCorp in seiner Wiederauferstehung als RoboCop. Seines früheren Lebens beraubt lautet die oberste Direktive nun To Serve and to Protect. Der RoboCop wird als kompromissloser Vollstrecker ein unmittelbarer Erfolg, was der Publicity von OmniCorp durchaus förderlich ist. Doch den RoboCop plagen einige ‘Fehlfunktionen’, als sich mit Erinnerungsfetzen sein früheres Ich Alex Murphy zurückmeldet.
© TMDB
Regie: José Padilha
Drehbuch: Joshua Zetumer
Schnitt: Daniel Rezende, Peter McNulty
Kamera: Lula Carvalho
Schauspieler*innen: Joel Kinnaman, Gary Oldman, Michael Keaton, Abbie Cornish
Produktionsjahr: 2014
Land: Kanada, USA
Sprache: Englisch
Länge: 1h57min
Genre: Science-Fiction, Action, Thriller, Crime

Den Detroiter Polizisten Alex Murphy (Joel Kinnaman) ereilt ein tragisches Schicksal in Form einer Autobombe, die ihn in Anwesenheit seiner Frau Clara (Abbie Cornish) und ihrem Sohn David (John Paul Ruttan) zur Unkenntlichkeit verstümmelt. Schweren Herzens gibt Clara den Körper ihres Ehemannes für eine Operation frei, da sie die einzige Alternative darstellt, welche für Alex nicht tödlich endet. Jedoch hat jene Operation einen Haken: Murphys menschliche Überreste weichen mechanischen Teilen, die seine Physik ergänzen und im Dienst als Ordnungshüter in eine hochgeschätzte Waffe gegen das Verbrechen verwandeln: Er wird zu Robocop.

José Padilha inszenierte die Neuauflage des gefeierten Sci-Fi-Klassikers von Paul Verhoeven und stieß dabei wie viele Kreateure von Remakes auf vernichtende Resonanz. Im direkten Vergleich zum Original haben Kritiker wie auch Fans zugleich das Fehlen der grafischen Brutalität und satirischen Tonalität bemängelt und die 2014er-Version als unterlegen deklariert. Durchaus stimmt es, dass dieses Werk wenig von dem übernimmt, was im Film von 1987 zu beobachten ist. Dies als alleinige Kritik zu nehmen, tut dem Film aber Unrecht, denn er vollbringt genau das, was ein Remake machen sollte: seine Vorlage nicht zu kopieren.

Wahrhaftig ein Remake

Präsentiert wird ein Amerika, das sich auf militärischer wie auch gesellschaftlicher Seite gegen den technologischen Fortschritt wehrt. Es wirkt der Ideologie der Politik entgegen, Roboter in wichtigen Konflikten operieren zu lassen, da sie nur handeln und nicht denken. Robocop baut die Brücke zwischen Denken und Handeln, er verfügt über die Kräfte eines Roboters und das Gewissen eines Menschen. Der Konflikt ist somit politischer und nicht wirtschaftlicher Natur, es wird ein düsterer und bodenständiger Ansatz an die Prämisse gewagt, der sich klar von den karikativen Intentionen der Vorlage distanziert.

Dieses Remake schafft es, sich tonal und inhaltlich von seinem Vermächtnis loszulösen und eine tiefere Konfrontation mit dem philosophischen Potenzial des Konzeptes einzugehen. Zuweilen hetzt das Drehbuch durch diese Idee und insbesondere in der Erklärung innerweltlicher Hintergründe rückt die zwiespältige Modernisierung wie auch das Aggressionspotenzial Robocops etwas nach hinten. Abgegrenzt von den Anforderungen an ein Spektakel, was dieser Film nicht beabsichtigt zu sein, ist jedoch der einzige Makel, dass er nicht lang genug ist.

Als Operationshorror und Identitätsdrama zugleich funktioniert die Geschichte wirklich gut, da sie sich konkret auf die Mentalität Murphys sowie den Umstand fokussiert, wie er mit der Situation akklimatisieren muss. Es wird mächtig an Action eingebüßt und gezeigt, wie Alex unter dem Metall seines Panzers zu schwinden beginnt. Ein weiterer gravierender Unterschied zum Original wird erwirtschaftet, denn die Story befasst sich nicht etwa mit dem Rückerlangen seiner Menschlichkeit, sondern wie er selbiger langsam beraubt wird.

Eine menschliche Maschine

Und dafür nimmt sich RoboCop die Zeit, die er benötigt. Man erlebt Alex bis zum entscheidenden Moment primär als Familienvater, nicht als Cop. Nach einem harten Arbeitstag fällt er seiner Frau in die Arme und genießt die geteilten Stunden, bevor es wieder auf die Straße geht. Ihre Verbindung wirkt sinnlich und aufrichtig, was unter anderem daher rührt, dass Joel Kinnaman das verletzliche Gesicht der Figur authentisch spielt. Die Szene des Erwachens im neuen Körper ist eine besonders schlimme, wenn Alex starr vor Schreck auf das reagiert, was er sieht. Eine Hand, sein Gesicht und zwei Lungenflügel sind das einzige Überbleibsel von dem, was er kennt.

Panik lässt sich aus seinen vertränten Augen ablesen, mit zitternder und brüchiger Stimme fragt er den empathischen Dr. Dennett Norton (Gary Oldman) nach den Geschehnissen. Anfänglich scheint er unter dem kybernetischen Gefängnis zu zerbrechen, das von nun an sein Körper sein soll. Doch mithilfe von Norton akzeptiert er die Pläne des Schicksals und kehrt nach zahlreichen Trainingseinheiten in den Außeneinsatz und nach Hause zurück – nichtsahnend, dass er nach der Einschätzung von Raymond Sellars (Michael Keaton) – dem Vorstand der Firma OmniCorp, die Murphys Prothesen finanziert und angefertigt hat – zu „emotional“ vorgegangen ist.

Auf Befehl wird der Verstand von Alex vom Programm in seiner Rüstung überschrieben, um ihn effizienter zu machen. Ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen, schreitet er an seiner Familie vorbei und streckt bei einer ihm gewidmeten Konferenz einen Mann nieder, der im Strafregister als gesuchter Mörder verzeichnet ist. Ihm wird die Persönlichkeit entzogen und er agiert nicht mehr als Individuum. Wie ein dressiertes Tier gehorcht er dem Algorithmus in seinem Kopf und optimiert sich als Ein-Mann-Armee. Schauderhaft ist die Illustration dessen, wie menschliche Absichten einem technologischen System unterliegen, als leide man an einer degenerativen Krankheit.

Nuanciert wird ein Prozess wiedergegeben, der in dieser Ausführlichkeit an ethischen Themen kitzelt und in jeder Facette mindestens eine Reaktion provoziert. Es gibt keine blutigen Gewalttaten, zu lachen hat man wenig und auch auf Bombast muss man größtenteils verzichten. Nein, viel mit dem, was das Konzept ursprünglich gewesen ist, hat das hier nicht zu tun. Aber ist das so verwerflich? Dieses Werk wird als etwas zerrissen, das es nicht ist, wobei gerade das, was es ist, ein sehr gutes Produkt abgibt. Kaum ein Remake hat mehr unter der bloßen Tatsache zu kämpfen, dass es ein Remake ist, wie RoboCop. Wäre er aber in gewissen Aspekten des World-Buildings und der Charakterisierung der Nebenfiguren nur einen Tick ausgearbeiteter, wäre er in sich geschlossen grandios. Allerdings liegt dies nicht an Qualitäten, die er von seinen Vorfahren übernommen hat und eher an denjenigen, die er eigenständig mit sich bringt.

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7.0
Punkte