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Nach einer Expedition zu einem fernen Stamm von Blut-Trinkern, findet sich der Anthropologe Dr. Hess Green nun wieder in Amerika auf. Sein Assistent George Meda sticht ihn eines Nachts mit einem mysteriösem Dolch ab, Hess jedoch überlebt. Er trinkt das Blut, des direkt nach der Messerstecherei Suizid begangenen Meda, und stellt fest, dass der Dolch ihn zu einem unsterblichen Wesen gemacht hat. Weiterhin verspürt er eine nicht-anhaltende Lust nach Blut und muss sich jetzt mit seinen neuen Eigenschaften zurechtfinden. Er lernt die ehemalige Frau Medas kennen und die beiden verlieben sich ineinander – das Resultat ist eine Spirale aus Liebe, Tod und Blut.
Regie: Bill Gunn
Drehbuch: Bill Gunn
Schnitt: Victor Kanefsky
Kamera: James E. Hinton
Schauspieler*innen: Marlene Clark, Duane Jones, Bill Gunn, Sam Waymon
Jahr: 1973
Land: USA
Sprache: Englisch
Länge: 1h50min
Genre: Horror

Ganja & Hess ist kein Film, den man in den meisten “Horror-Must-Watch”-Listen wiederfinden wird. Der 1973 erschienene Film ist vielen, manchmal selbst den größten Genrekennern, unbekannt und so der Masse verwehrt geblieben. Das ist echt schade, da der Film nicht nur ein toller Beitrag zum Vampirfilm-Genre, sondern auch ein Klassiker des Blaxploitationfilmes ist. Ganja & Hess ist im Laufe der Zeit irgendwann einmal untergegangen und nicht wieder aufgetaucht, obwohl der Film schon zu seiner Zeit nie so wirklich Luft schnappen konnte (drei mal musste der Film unter verschiedenen Namen ins Kino gebracht werden und an mehrere Studios verkauft werden, um halbwegs profitabel zu sein). Dabei ist das Vampirgenre so ein Faszinierendes. Es können viele verschiedene, individuelle, kreative und vor allem furchteinflößende Geschichten erzählt werden. Und genau so eine ist Ganja & Hess.

Der Film ist in drei Kapitel eingeteilt: Dabei konzentriert sich der Film jeweils auf ein unterschiedliches Thema, sei es im ersten das Kennenlernen des neuen Ichs, im Zweiten das Befriedigen der eigenen Bedürfnisse und im Dritten die Liebe an sich. Ganja & Hess schreitet fließend und verständlich mit seiner Handlung voran. Dass die an sich nicht allzu spektakulär ist, dürfte kein Problem darstellen, so füllt der Film seine 110 Minuten Laufzeit dennoch mit reichlich Inhalt. Dadurch entgeht er einem Problem, dem so manch ein anderer Film des Genres schon verfallen ist: Wiederholungen in der Geschichte. Da Ganja & Hess in Kapitel eingeteilt ist und sich in jedem Kapitel anderen Themen widmet, wird es nie repetitiv, nie treten Gedanken auf wie “Das habe ich jetzt schonmal gesehen” oder “Kann auch endlich mal was passieren?”.

Nicht nur durch die Erzählstruktur wird der Film nie langweilig, sondern auch durch seine Dialoge. Diese wirken teilweise fragwürdig deplatziert und ungewöhnlich, was aber nicht abschreckt, sondern eher fasziniert. Autor und Regisseur Bill Gunn verarbeitet verschiedene Thematiken in einer teilweise sehr unkonventionellen Art, Gespräche zu schreiben und zu inszenieren. Diese Art ist bei Ganja & Hess grundsätzlich von Experimentierfreude angehaucht. Seien es kreativ abstruse Kamerafahrten, Drehungen, Close-Ups und Gegenschnitte im Schlagabtausch oder die Art, wie der Film die “brutalen” Szenen in bedrohlicher Manier darstellt, obwohl das Geschehen meist vor dem eigentlichen Akt der Blutrünstigkeit zurückschreckt und wegschneidet. Ganja & Hess strahlt von Leidenschaft, von der Liebe zum Kino und von der Liebe zum Horror. Ein weiterer Aspekt, der zum Genuss des Filmes beiträgt, da diese Leidenschaft hinter der Kamera auch auf die Zuschauer überspringt und sie an das Geschehen sowie die Charaktere bindet.

Ganja & Hess als Charaktere ergänzen sich gegenseitig großartig. Hess ist nicht gerade ein gesprächiger, gar unsympathischer und in sich festgefahrener Typ. Auf der anderen Seite ist Ganja genau das Gegenteil – laut, redselig und zugänglich. Eines verbindet die beiden jedoch: die Lust und Leidenschaft. Diese merkt man auch den Schauspielern Duane Jones (Hess) und Marlene Clark (Ganja) an. Sie spielen sich gegenseitig so sehr auf, dass sie wie ein echtes Ehepaar wirken. Man kann die Liebe und Abscheulichkeit gegenüber sich und der anderen Person in ihren  Augen sehen, sie auch durch die Körpersprache förmlich fühlen. Jones brilliert auch im ersten Kapitel des Filmes. Seine kalte Art wird hervorragend vermittelt. Man erkennt gewisse Anlehnungen an seine Rolle in George A. Romeros Nacht der lebenden Toten, vor allem in den angespannten Momenten, welche ein unbewusstes, vertrautes Gefühl kreieren.

Ganja & Hess mangelt es an fast nichts. Die Geschichte ist interessant, das Schauspiel ist gut, das Budget von knapp 350.000. US Dollar wurde technisch ausgezeichnet genutzt. Die gelieferten Bilder sehen stets hochwertig aus und gepaart mit der Musik und dem Schnitt wurde ein tolles Filmerlebnis geschaffen. Dennoch ist der Film nicht für jedermann. Sein teilweise sehr experimentell aussehender Look und seine ungewöhnliche Art und Weise seine Geschichte zu behandeln, sowie die Tatsache, dass der Film dem Blaxploitation Genre angehört, welches an sich schon eine Nische bedient, machen den Film etwas unzugänglich. Dennoch kann ich ihn dem Film erprobten Enthusiasten nur ans Herz legen. Ganja & Hess ist speziell, faszinierend und erweitert den eigenen Horizont – alles Eigenschaften, von denen sich die meisten Horrorfilme heutzutage eine Scheibe abschneiden können.

8.0
Punkte