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Nordamerika im 18. Jahrhundert: Hawkeye, der weiße Ziehsohn des Mohikanerhäuptlings Chingachgook, rettet die englische Offizierstochter Cora und ihre Schwester Alice sowie den mit den beiden Damen reisenden Major Duncan Heyward vor den Huronen. Er begleitet die Engländer ins Fort Henry zu Colonel Edmund Munro und verliebt sich dabei in Cora. Doch der hasserfüllte Huronenhäuptling Magua, ein bitterer Feind der Mohikaner, sinnt auf Rache.
Regie: Michael Mann
Drehbuch: Michael Mann, Christopher Crowe, James Fenimore Cooper
Schnitt: Arthur Schmidt, Dov Hoenig
Kamera: Dante Spinotti
Schauspieler*innen: Daniel Day-Lewis, Madeleine Stowe, Russell Means, Eric Schweig
Land: USA
Sprache: Englisch
Länge: 1h52min
Genre: Action, Drama, History

Aufeinandertreffende Traditionen und Lebensweisen, politische Absichten repräsentiert durch den Krieg und fatale Intrigen, die das Land ins Chaos stürzen. Mit diesen Inhalten läutet Der letzte Mohikaner die bis dato jüngste Filmadaption basierend auf dem gleichnamigen Roman von James Fenimore Cooper ein, wobei er gleichzeitig die Verfilmung aus dem Jahr 1936 als Vorlage verwendete und inhaltliche Aspekte weiterführte. Als Ausgangslage der Geschichte dient der Kolonialkrieg zwischen England und Frankreich inmitten des 1757er Nordamerikas, bei dessen Welle an Verwüstung auch vereinzelte Indianerstämme involviert werden. Trotz dieser erbitterten Fehde als geschichtlicher Hintergrund stellt sich heraus, dass der Historienfilm weniger seiner gehaltvollen Literatur entzieht und mehr unterhaltsames Actionkino darstellt.

Dass Michael Mann außerhalb seines natürlichen Habitats agiert, muss dabei auf keine Skepsis treffen, denn auch hier ist seine Inszenierung erneut einwandfrei. Die Szenerie ist wunderbar ausgestattet und von zeitgemäßen Requisiten und Kostümen überhäuft. Es handelt sich um einen bildgewaltigen Abenteuerfilm mit einem einschlagenden Sound-Design, exzellenten Locations und Kamerafahrten, atemberaubenden Effekten und einem herausragenden Score. Unter der Verheißung eines epischen Stücks Geschichte wird eine authentische Audiovisualität erörtert und liefert somit exakt das, was ein Historien- und Kriegsdrama verspricht. Feuergefechte dieses Kalibers haben sich ihre Bezeichnung redlich verdient. Gigantische Bühnenbilder und Standaufnahmen offenbaren handgemachte, brutale und aufregende Action. Rein cinematographisch betrachtet ist der Film ein loderndes Feuerwerk. Auch mit seinen Darstellern weiß der Regisseur umzugehen und lässt Akteure wie Madeleine Stowe, Steven Waddington und insbesondere Daniel Day-Lewis hoch aufspielen.

Die Chance etwas Zeitloses, etwas Monumentales zu erschaffen, hat man hier jedoch verstreichen lassen. Bei aller technischen Raffinesse fehlt nämlich der Hang zu einer höheren Bestimmung. Es handelt sich um keinen Braveheart. Hier wird groß gezeigt, aber nicht groß gedacht. Einerseits lässt das recht nüchterne Drehbuch keine Fundamentierung innerhalb des Rasters epochaler Glanzstücke zu. Die Storyline verläuft geradlinig, ohne besondere Spannung zu generieren oder zu verlieren. Der Plot taucht nicht in den Geist seiner Thematik ein und handelt seine interessantesten Eigenschaften als Nichtigkeiten ab, sofern er sich überhaupt die Zeit dafür nimmt. Zeit ist an der Stelle ein passendes Stichwort: Die Laufzeit und ihr schnelles Pacing verwehren der historischen Basis ihre volle Entfaltung. So sehr es dem Schauwert und Entertainment der ZuschauerInnen zugutekommt, hinterlässt das Szenario oberhalb seiner Bilder keinen haftenden Eindruck.

Die romantische Geschichte im Zentrum als Zwischenfront will auch nur bedingt funktionieren, da die Figuren keine große Charakterisierung erfahren. Dass es sich bei diesen mit dem Fortschreiten der Handlung um eine respektable Anzahl innerhalb einer durchschnittlichen Laufzeit handelt, hilft in dem Gesichtspunkt auch nicht. Durch die Leistungen der Darsteller und das bereits erwähnte Tempo stört die Einbindung dessen zwar nicht das Erlebnis, als Mittelpunkt der von Blut und Schießpulver getränkten Landschaften taugt es aber nicht zur einschlägigen Dramaturgie als emotionaler Kern. Es lässt sich bis auf einige tatsächlich großartige Momente lediglich angenehm ansehen. Mit etwas mehr Zeit auf der Uhr, wäre in dem Sinne wenig übrig, was dem unbefleckten Meisterwerk im Wege steht. So kommt es dazu, dass Der letzte Mohikaner vielmehr ein Klassiker seiner Zeit als ein Meisterwerk für die Ewigkeit kennzeichnet. Doch diesen Titel trägt er bei der schieren Bildgewalt, dem fähigen Ensemble und der unbeschwerten Stimmung immerhin völlig zurecht.

7.0
Punkte