SynopsisCrewDetails
Der Detective Daniel Rourke wird in ein Geheimnis verwickelt, das mit seiner verschwundenen Tochter und einem geheimen Regierungsprogramm zu tun hat, während er eine Reihe von unmöglichen, hochkarätigen Raubüberfällen untersucht.
© TMDB
Regie: Robert Rodriguez
Drehbuch: Max Borenstein, Robert Rodriguez
Schnitt: Robert Rodriguez
Kamera: Pablo Berron, Robert Rodriguez
Schauspieler*innen: Ben Affleck, Alice Braga, William Fichtner
Produktionsjahr: 2023
Land: USA, England
Sprache: Englisch
Länge: 1h33min
Genre: Action, Science-Fiction, Thriller, Mystery

Auch erfahrene Piloten setzen mal hart auf. Turbulenzen in Form von Gewitter und Hagel, ungenaue Flugbahnen bei starkem Windgang oder lebensmüde Vögel vor der Frontscheibe können vielversprechende Ergebnisse dermaßen verfälschen, dass das eigentliche Talent des Piloten gar nicht durchscheint. Transferiert man nun Robert Rodriguez in die metaphorische Rolle des Piloten, ist Hypnotic dessen Bruchlandung.

Kaum wurde er in den Kinos gezeigt, haben sich die Besucher lediglich darum gestritten, wer von ihnen den Film tatsächlich am schlechtesten findet. Nun ist das Werk nach einem katastrophalen Untergang an den Kinokassen in der Streamingwelt verfügbar und stellt sich für die Allgemeinheit auf die Probe. Zumindest die Prämisse einer Geheimorganisation gedankenmanipulierender Hypnotiseure inmitten eines Mysterythrillers klingt imposant genug, um Interesse zu wecken. Ein namhafter Cast steht auch noch vor den Kulissen. Kann das Ganze wirklich so schlecht sein?

Widersprüchliche Erwartungen

Kurz gesagt: ja. Doch wo drückt der Schuh? Anfänglich scheint das Konzept nämlich noch alles andere als dysfunktional. Daniel Rourke (Ben Affleck) ist geplagt von dem Tag, an dem seine Tochter unter seiner Aufsicht spurlos verschwand. Seine Karriere bei der Polizei hält er durch seine improvisatorischen Fähigkeiten über Wasser, wirkt aber nichtsdestoweniger abwesend; praktisch als sei er aus der Realität gefallen. Jedoch erlangt er seine Konzentration zurück, als ein angeblicher Bankräuber (William Fichtner) Zaubertricks präsentiert, die so unwirklich wie fatal sind: Mittels seiner Worte kann er das Verhalten sprich Handeln anderer Personen kontrollieren.

Hypnotic eröffnet seinen Kniff nicht subtil, doch schindet die Idee einen gewissen Endruck. Das Problem hinter dem Ansatz ist nur, dass besagter Eindruck in der potenziellen Tragweite keine Potenziale mehr zulässt. Es wird ein Gegner erschaffen, der in der Theorie jede Illusion inszenieren und jeden Gedankengang säen kann. Beispielsweise benötigt es nur eine einfache Frage und der langjährige Freund sowie Arbeitskollege von Daniel richtet seine Waffe auf ihn, bereit den Abzug ohne mit der Wimper zu zucken zu betätigen. Dieser Moment repräsentiert ein Mindestmaß der Ressourcen, über die der Antagonist verfügt.

Dadurch wird der Verlauf der Geschichte bereits verdächtig, bevor das Drehbuch erst anfängt, mit Foreshadowing zu möglichen Abzweigungen innerhalb der Geschichte um sich zu werfen. Es wird dem Publikum nicht mal die Option gegeben, irgendetwas vom Gesehenen zu glauben. Was als intendierte Strategie aufgewickelt und ausgebreitet wird, bricht der Spannungskurve rasend schnell das Genick. Was will man von einer Idee halten, die einem regelrecht unter die Nase reibt, dass dem Konzept keinerlei Grenzen gesetzt sind?

Charaktere könnten andere Charaktere als Doppelgänger imitieren, Gegenstände nicht an Ort und Stelle existieren und komplette Landschaften und Städte eine Fata Morgana sein. Vom Universum werden keine Regeln oder Barrieren aufgestellt, das behandelte Subjekt wird zur unbesiegbaren Nemesis glorifiziert. Durch die Erwartungen, alles zu erwarten, kann man von der Storyline nach kurzer Laufzeit also nur noch selten wirklich etwas erwarten, was einen auf organische Art und Weise erstaunt.

Chronische Migräne

Doch auch diese Bürde nimmt Hypnotic einem dadurch ab, dass er sich in seiner Materie etwas zu wohl fühlt. Ein wildes Kaleidoskop an Twists wird abgefeuert, sodass der Spaß am Mysterium total abstirbt. Das Skript beraubt die eigenen Schlüsselszenen ihrer vorgegaukelten Bedeutsamkeit, indem nichts vom wiedergegebenen Inhalt für zehn Minuten stehen gelassen werden kann. Frustrierend und entsetzlich ist die Anzahl an Überraschungen, die in dieses anderthalbstündig laufende aber sekündlich tickende Metronom gepresst werden.

Wenn besagte Überraschungen der eigenen Definition immerhin zutreffen würden, hätte man mindestens ein kleines Stück an Futter zum Nachdenken, doch ist jede einzelne Wendung nicht nur absolut redundant, sondern auch ausnahmslos vorhersehbar. Als würde ein offensichtlicher Umschwung nicht genügen, sieht man hier alle, die auch nur ansatzweise zur Debatte stünden. Somit entblößt sich das Konzept auf den zweiten Blick als irreparabel defekt.

Wenn die Dialoge gerade mal nicht aneinander vorbeireden, der Protagonist auf ein Neues seine mentale Stabilität infrage stellt oder ein abgefahrener Bogen im 180-Grad-Winkel geschlagen wird, ist das Gezeigte zu allem Überfluss einfach aus anderen Genre-Vertretern abgeschaut. Zwar genießt Hypnotic außerhalb der computergenerierten Effekte seine optischen Vorzüge, kann damit aber keinesfalls den – leider muss man es so wertend formulieren – Schwachsinn kompensieren. Versucht man den Wendungen in ihrer Anhäufung und Sinnhaftigkeit tatsächlich zu folgen, besteht ein hohes Restrisiko akuter Schäden, denn das hier ist ein narratives Schleudertrauma.

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