©Sony Pictures
Drehbuch: Paul W. S. Anderson
Schnitt: Doobie White
Kamera: Glen MacPherson
Darsteller*innen: Milla Jovovich, Tony Jaa
DE-Release: 01.07.2021 (Kino)
Land: USA
Sprache: Englisch
Länge: 1h44min
Genre: Action, Fantasy
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Einen Beweis unter vielen für dieses Sprichwort liefert Regisseur Paul W. S. Anderson, welcher sich mit vielen Videospielverfilmungen wie Alien vs. Predator, Mortal Kombat und insbesondere dem Resident Evil-Franchise ein recht umstrittenes Vermächtnis aufgebaut hat. Von vielen gefeiert und mindestens genauso vielen verspottet, nimmt er sich mit Monster Hunter der nächsten Adaption der Videospielwelt, basierend auf Capcoms gleichnamiger Saga, an und hat dabei seine Ehefrau und Actionstar Milla Jovovich als erneute Hauptdarstellerin im Schlepptau. Hollywoods Dreamteam ist wieder auf der großen Leinwand vereint.
Wem damit letztendlich ein Gefallen getan ist, bleibt dennoch weiterhin fragwürdig. Wie auch schon zuvor hat man sich bei Monster Hunter nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert. Wie viele Vorlagen anderer Videospielverfilmungen ist auch die von Monster Hunter mehr als filmwürdig. Abwechslungsreiche, territorial angefertigte Landschaften, fiese und gewaltige Kreaturen und episches, furchtloses Heldentum. Dass der Film kein komplexer Geniestreich und Meilenstein des Jahrzehnts werden wird, kann man seinem Quellenmaterial bereits ablesen und die eigenen Erwartungen von daher im Sinne kurzweiliger Unterhaltung mildern. Doch wird diese Erwartung auch tatsächlich erfüllt? Nun…
Zuerst sollte das Offensichtliche aus dem Weg geschafft werden: Der Plot ist hauchdünn. Wieso sollte man bei einer Prämisse wie dieser auch versuchen, eine brillante Geschichte zu erzählen? Trotzdem wäre eine Form irgendeines roten Fadens angenehm gewesen – und sei es auch nur die abgewandelste und abstrakteste ihrer Art. Logischerweise handelt es sich hier in erster Linie um einen Survival-Trip, aber ab einem gewissen Punkt, der auch nicht lange auf sich warten lässt, überschlagen sich die Ereignisse dermaßen, dass es anstrengend wird, dem Ganzen weiterhin Folge zu leisten. Da findet man sogar in einem Gulasch mehr Zusammenhänge. Des Weiteren sind die Figuren vollkommen gesichtslos und das Schauspiel aller Beteiligten samt eines Ron Perlman, der sich weiß Gott wie hierher verirrt hat, stark unterdurchschnittlich. Ständig bellen die Charaktere stöhnenden Nonsens um sich. Die Kunst des Aneinandervorbeiredens wird mittels der furchtbar dysfunktionalen Dialoge nicht nur revolutioniert, sondern ganz und gar neu definiert. Und wenn das gerade mal nicht passiert, wird heiter gesungen. Wieso auch nicht?
Die Antwort ist total einfach herauszufiltern: Wir befinden uns hier nicht im Hundert-Morgen-Wald bei Winnie Pooh und seinen Freunden. Die Welt von Monster Hunter ist düster, erbarmungslos und grimmig. Diesen Eindruck vermittelt Anderson jedoch zu keiner Sekunde. Bildgewaltig ist die Szenerie allemal, allerdings heißt bildgewaltig nicht automatisch, dass es gut aussieht. Das CGI ist an seinen besten Tagen lediglich als ganz nett zu bezeichnen, während sich die Kameraführung als komplettes Desaster herausstellt. Oftmals verrutscht der Fokus, der Rahmen wird von rohen Materialschlachten gesprengt und wer die Schnittarbeit durchgewunken hat, sollte dringend seinen Dienst quittieren. Gerade in den Action-Sequenzen wird so wild und planlos hin und her geschnitten, dass Peter Berg am Set von Mile 22 die Hände in die Luft werfen und kapitulieren würde.
Hinzu kommt, dass der gewählte Ausschnitt der Welt äußerst schnell äußerst eintönig wird. Über anderthalb Stunden bekommt das Publikum nichts als Sand und Gestein vor die Augen gesetzt. Das Design der Monster ist im Gegensatz dazu wirklich das geringste Übel, um auch mal etwas Positives hervorzuheben. Auch wenn man aufgrund des miserablen Handwerks nicht viel erkennt, scheint man sich bei ihnen durchaus Mühe gegeben zu haben. Letzten Endes finden sich einige Images, die an und für sich doch ziemlich ansprechend sind, doch diese sind gerade in Relation zur Vorlage bei weitem nicht genug. Und was dieser Techno-Remix als Score in einem solchen Setting verloren hat, wird sich als das hartnäckigste Geheimnis der Menschheit manifestieren.
Weder storytechnisch, noch audiovisuell rechtfertigt Monster Hunter eine Sichtung. Noch von Freunden von Monster-Action, noch aus Perspektive eines Fantasy-Filmes, noch von Fans der titelgebenden Videospielreihe. Die hohlen, wenn auch sympathischen, Charaktere sind wie das Publikum in einer wüsten Einöde ohne Aussicht auf ein Entkommen gefangen. Dass die knappen 104 Minuten wegen der konsequenten Abstinenz irgendeines Inhalts verhältnismäßig schnell vorübergehen, ist dabei kein Pluspunkt. Würde man die Trailer aller vor diesem gezeigten Filme verknüpfen, hätte man mehr Kohärenz und Substanz, als bei dieser Schmach. Auch dass dieses Werk als Videospielverfilmung nicht von der Erwartungshaltung der Fanbase wie beispielsweise Justin Kurzels Assassin’s Creed erdrückt wurde, ist ein schwaches Trostpflaster. Schade, dass dieses großartige Universum für einen solchen Schund von Blockbuster gegen die Wand gefahren worden ist. Es verhält sich mit dem eigentlichen Potenzial des Filmes wie mit einem Anruf im Funkloch: Man merkt erst im Nachhinein, dass es da war.
MONSTER HUNTER LÄUFT SEIT DEM 01. JULI 2021 IN DEN DEUTSCHEN KINOS
3.0 Punkte
Dorian
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Die Leidenschaft Filme jeder Art in sich hinein zu pressen, entbrannte bei mir erst während meines 16. Lebensjahres. Seit diesem Zeitraum meines Daseins gebe ich jeder Bewegtbildcollage beim kleinsten Interesse eine Chance, seien es als Pflichtprogramm geltende Klassiker oder unentdeckte Indie-Perlen.