Drehbuch: Rowan Athale, Alice Allemano, Rob Yescombe
Kamera: Michael Bonvillain
Schnitt: Rickard Krantz
DarstellerInnen: Anthony Mackie, Damson Idris, Pilou Asbæk, Emily Beecham, Michael Kelly
Sprache: Englisch
Länge: 1h54min
Genre: Science Fiction, Thriller, Action
Netflix-Original? Science-Fiction? Ist es schon wieder so weit? Der Streamingdienst, markiert vom großen, roten N, hat in nicht allzu ferner Vergangenheit schon oft bewiesen, dass sein Händchen für Eigenproduktionen innerhalb des Science-Fiction-Genres nicht gerade das umgänglichste und geschickteste, obwohl durch Erfahrung eigentlich ein äußerst trainiertes ist. Welch vielversprechende Prämisse schon unter der Suchleiste zu Rohmasse verschlachtet worden ist, fühlt sich inzwischen bereits zu schwer an, um jede missratene Enttäuschung abzuspulen. Beispiele wie The Discovery, Mute, Project Power oder sogar der etwas aktuellere The Midnight Sky dienen an der Stelle erstmal als grobe Richtlinie. Es muss sich zwar nicht immer um bis in jede Zelle vergifteten Schund handeln, aber eine Redewendung findet im Kontext mit solchen Filmen immer öfters ihren Platz: Dieser Streifen bleibt weit hinter seinen Möglichkeiten.
Wenn man nun über so ein Netflix-Original stolpert und darüber nachdenkt, muss man schon aufpassen, dass die gesammelten Gedanken sich nicht wie die Werke, denen sie entspringen, überschlagen und pausenlos wiederholen. Allgemein funktioniert diese Anhäufung von Filmen wie ein kaputter Plattenspieler. Lauscht man aber einem solchen Gerät für eine bestimmte Zeit, gewöhnt man sich an seine Macken. Störgeräusche werden erträglicher. Ähnlich kann es sich auch mit den Netflix-Originalen verhalten. Passt man sein eigenes Mindset an die bekannten Probleme an, lindert es die Chancen rastlos enttäuscht zu werden. Deswegen kann Outside the Wire sich beinahe glücklich schätzen, wenn man behauptet, dass der Film einfach angenehm durchschnittlich ist.
Wie so oft klingt die Oberfläche sehr interessant und einladend. In einer nahen Zukunft erhält der Drohnenpilot Lieutenant Thomas Harper (Damson Idris) den Auftrag, sich in ein stark militarisiertes Gebiet zu begeben und dort mit dem beinharten Captain Leo (Anthony Mackie) zu arbeiten. Diese Welt hat die unsere mittels neuester Technologie schon lange überholt und seine Kraft an Waffen und Robotern als militärische Einsatzkräfte optimiert. Revolutionär ist die Idee einer modernisierten Kriegswelt vielleicht schon lange nicht mehr, aber die Vision eines anderen Teams dahinter lädt immer dazu ein, sich von ebendieser Vision berieseln zu lassen.
Mikael Håström mag bisher kein zeitloses Meisterstück geschaffen haben, hat als Verantwortlicher auf dem Regiestuhl aber durchaus Wiedererkennungswert. Mit Anthony Mackie hat man auch unter den Schauspielern einen bekannten Namen. Die Kompetenz hinter der Produktion lässt sich damit auch nicht abstreiten. Gerade Anthony Mackie und Damson Idris überzeugen in den Hauptrollen und verfügen als Zweiergespann über eine funktionstüchtige Chemie. Hinzu kommen neben einigen unglücklichen Computereffekten ansehnliche Schauwerte, solide Action und eine spannende Einführung in die Dystopie. Dass das Ganze mit der Zeit dann immer weniger spannend und vielmehr unterhaltsam wird, lässt sich weder als besonders negativ, noch besonders positiv festhalten.
Wahrlich inspiriert wirkt die Welt bei konkreter Auseinandersetzung nicht mehr, die mühevoll gestalten Sets und ordentliche Kamera kaschieren dies aber zufriedenstellend. Mangelhaft wird das Szenario dann jedoch in seiner stümperhaften Charakterarbeit und den immer vorhersehbarer werdenden Intentionen des Drehbuchs. Die Deutlichkeit einer militär-politischkritischen Ader wird immer intensiver, ihr Ton immer aufgesetzter. Der Klimax des Filmes als rapider Actionthriller taugt nicht für den ruckartigen Umschwung zum mitreißenden Kriegsdrama. Dafür waren Figuren und Motivation des Plots von Vornherein zu dünn. Somit lässt sich der Film als kurzweiliges Entertainment prima wegschauen, seine plötzlichen Versuche eine gebührende Tiefe in das Konzept einzubetten ersticken aber reaktionslos im Keim. Wäre es nicht für eine gewisse Leistungsfähigkeit als Science-Fiction, die von der Aufmachung und Besetzung die Prüfung problemlos besteht, gäbe es letztendlich auch nichts zu sehen. Deswegen bleibt der gutgemeinte Rat wertbeständig: Wie von vielen Netflix-Originalen darf man nicht zu viel erwarten. Dann ist das Erlebnis passabel.