SynopsisCrewDetails
Vor Jahren strandete Kora (Sofia Boutella) in einem Raumschiff auf dem Mond Veldt irgendwo am Rande des Universums. Die Einheimischen nahmen sie freundlich auf, befürchteten aber schon immer, dass Kora von einer Welt stammt, mit der sie lieber niemals Kontakt haben würden. Sie sollen Recht behalten, denn eines Tages taucht der grausame Admiral Noble (Ed Skrein) auf, ein Abgesandter des tyrannischen Imperium-Herrschers Balisarius (Fra Fee), der Veldt unterjochen und ausbeuten möchte, wie er es schon auf vielen weiteren Planeten und Monden zuvor getan hat. Doch die Invasoren haben ihre Rechnung ohne die kämpferische Kora gemacht, die ursprünglich aus ihren eigenen Reihen stammt. Gemeinsam mit dem kriegerisch gänzlich unerfahrenen Bauern Gunnar (Michiel Huisman) bricht sie zu verschiedenen Nachbargestirnen auf, um die dortigen Bewohner davon zu überzeugen, sich einer Rebellion gegen das Imperium anzuschließen.
© TMDB
Regie: Zack Snyder
Drehbuch: Zack Snyder, Kurt Johnstad, Shay Hatten
Schnitt: Dody Dorn
Kamera: Zack Snyder
Schauspieler*innen: Sofia Boutella, Michiel Huisman, Ed Skrein, Charlie Hunnam
Produktionsjahr: 2023
Land: USA
Sprache: Englisch
Länge: 2h14min
Genre: Science-Fiction, Action, Adventure

Ursprünglich ist für den Start dieses Textes eine billige Referenz auf andere Filme geplant gewesen, aber versuchen wir trotz sämtlicher Verlockung völlig unironisch und mit aller Ernsthaftigkeit die Dinge beim Namen zu nennen: Zack Snyders aktuellstes, als Science-Fiction-Epos angedachtes Erzeugnis ist ein grausiges Machwerk. Schockierend waren die vernichtenden Kritiken vor dessen weltweiter Veröffentlichung, noch schockierender ist die hohe Anzahl an Zustimmung, welche jene Kritiken inzwischen erfahren haben. An der Stelle soll an großen Umwegen und Worten gespart und einfach klipp und klar auf den Punkt gebracht werden, warum Rebel Moon – Teil 1: Kind des Feuers jeden Schlag mit dem Holzbrett verdient hat.

Besorgniserregende Abstinenz

Anstatt die relativ leichte Angriffsfläche auszunutzen, dass dieser Film sich an diversen Inhalten anderer Filme bedient, konzentrieren wir uns lieber darauf, wie er besagte Inhalte ausspielt. Es ist nämlich keine vorprogrammierte Schwäche, etwas Bekanntes wiederzuverwerten. Auf die Art und Weise der Reinterpretation sowie Repräsentation kommt es an. Hätte Snyder diesen Aspekten eine ansprechende Dynamik zugeschrieben, würden entschieden weniger Tränen rollen, doch Spoiler: Dies ist nicht passiert.

Die gesamte Handlung wirkt, als existiere sie nicht. Wahrlich merkwürdig, gar unangenehm ist das Gefühl, welches die Storyline in einem hervorruft. Für keinen Aspekt wird sich die nötige Zeit genommen, als dass er als zum Konflikt zugehöriger Strang gewertet werden kann. Noch die anfängliche Versklavung armer Landsleute von imperialistischen Streitmächten, noch die aus der Verbitterung und Leid emporsteigende Auflehnung gegen das Regiment und erst recht nicht die Versammlung aufstrebender Rebellen zu einer an einem Tau ziehenden Einheit wirken komplettiert.

Zu Beginn wird beispielsweise die Unterdrückung geschildert, welche die kleine Kolonie erdulden muss. Ihr rezessiver Stand wird aufgezeigt, wenn der hiesige Anführer vor seinen Anhängern hingerichtet wird, weil die Ernte nicht den notwendigen Proviant des Militärs aufstockt. Fünf Minuten später sind einige der Charaktere bereits bestens ausgerüstet und auf ihrem Weg quer durch das All.

Der Regisseur führt und schreibt seine intergalaktische Odyssee wie in kognitiver Abwesenheit – Figuren werden in heroischen Montagen voller Weisheiten, Kampfkünste und Bestienbändigungen eingeführt, währenddessen und danach aber nie charakterisiert geschweige denn für die Geschichte relevant. Als Beispiel dient ein Mann, der nie ein Oberteil trägt und scheinbar jedes Wesen des Sonnensystems zu seinem Gefährten umformen kann. Wie ein junger Gott zügelt er ein geflügeltes Fantasiewesen und fliegt auf dessen Rücken über die Täler seiner Heimat hinweg. Den Rebellen wird deutlich, dass sie ihn mit seinen Fähigkeiten als Alliierten brauchen. Nach dieser Szene tritt er jedoch nie wirklich in Erscheinung.

Snyder gaukelt erzählerische Fortschritte vor, taumelt letztendlich aber lediglich auf einem mechanischen Laufband rückwärts. Die Geschehnisse ziehen förmlich an einem vorbei, lassen erst gar nicht den Eindruck entstehen, dass ein Konflikt mit von der Partie ist. Narrativ und figurentechnisch wird viel eingeführt und angerissen, ausgebaut und aufgelöst aber wenig. Wie soll es beim ersten Part einer als Zweiteiler konzipierten Reise auch anders sein? Filmische Konventionen wie ein Spannungsaufbau, Klimax, Charakterentwicklung oder Konnektivität der Ereignisse verstecken sich bestimmt irgendwo in diesem Universum, offenbar feiern sie ihre Abwesenheit von dieser Schandtat aber auf einem anderen Planeten.

Unerkennbare Horizonte

Ein Autorensiegel lässt sich nicht ausschließlich mit einer Qualitätsgarantie gleichstellen – dieser Film ist auch in stilistischer Hinsicht ein Beweis dafür. Zack Snyders Werke sind bekannt für ihre opulente und rohe Optik, die durch ihren unfertigen Look einen individuellen Flair versprühen. Dieser Film bedient sich einer ähnlichen Machart, treibt die hervortretenden Makel allerdings auf die Spitze. Einstellungen zeigen zur unendlichen Unkenntlichkeit verkommene Panoramen von Sternbildern, Getreidefeldern oder Gebirgslandschaften, deren reizvolle Ideen durch die unerträgliche Visualität eliminiert werden.

Entweder sitzt der Fokus der Kameralinse nicht, eine Farbgebung hat gar nicht erst Anwendung gefunden oder die Computereffekte lassen sich vom geteilten Budget der 166 Millionen US-$ schlichtweg nichts anmerken. Einige Bilder sehen aus, als schaue man bei tiefster Dunkelheit durch einen Tunnel, auf dessen anderer Seite ein kleiner Lichtschimmer zu erkennen ist. Hier verschätzt er sich mit seiner sonst beliebten Technik und verwechselt interessante Stilistik mit unästhetischen Querschlägern von inszenatorischen Spielereien.

Die Action-Sequenzen sind auch nicht besser geraten, wenn zahlreiche Zeitlupeneffekte als Lüge von krachenden und schleifenden Einlagen dienen. Von fulminanten und kräftigen Gefechten kann nicht mehr gesprochen werden, wenn Laserstrahlen, plasmatische Flüssigkeiten und zersprengte Kulissen in einer Mischung aus unübersichtlich geschnittenen und dürftig animierten Konfrontationen den Maßstab vorgeben. Die apathisch ins Zentrum des Rahmens gesetzten Set-Pieces tun ihr Übriges – handwerklich stimmt leider überhaupt nichts.

Dafür, dass Zack Snyder stolz mit der Behauptung auf den Film zurückblicken wollte, dies würde seine nach seinen Vorstellungen abgewandelte, den Sequels überlegene Variante von Star Wars darstellen, liefert er nichts anderes als sein heftigstes Armutszeugnis. Auch der noch kommende Director’s Cut mit circa einer Stunde mehr auf der Uhr wird nicht alles entschuldigen können, was bei diesem Fehlschlag versucht worden ist.

Bei der Freiheit, die Netflix den hauseigenen Produktionen gewährt, ist ebenfalls schwer vorstellbar, dass der Regisseur mit diesem Film wie bei vorigen Vertretern seiner Filmographie nicht in der Lage gewesen ist, seine volle Vision auszuleben. Zwar hat seine Kollektion über die Jahre an Befürwortern gewonnen, doch bleibt jetzt nichts als die ungeschönte Wahrheit: Steckte in Rebel Moon – Teil 1: Kind des Feuers tatsächlich ein guter Film, hätte man das bereits in dieser Version gemerkt.

REBEL MOON – TEIL 1: KIND DES FEUERS IST SEIT DEM 21. DEZEMBER 2023 BEI NETFLIX VERFÜGBAR

2.0
Punkte