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1970. Der Vietnamkonflikt spitzt sich zu. Der Präsident verhängt den Ausnahmezustand und ordnet ein Notstandgesetz an, das erlaubt, “alle in Frage kommenden Personen, die die innere Sicherheit gefährden könnten”, festzunehmen. In einer Wüstenzone südlich von Kalifornien tagt ein Gericht, die Verurteilten müssen durch die Wüste fliehen, ohne von der bewaffneten Polizei eingeholt zu werden…
© TMDB
Regie: Peter Watkins
Drehbuch: Peter Watkins
Schnitt: Peter Watkins, Terry Hotel
Kamera: Peter Smokler, Joan Churchill
Schauspieler*innen: Carmen Argenziano, Kent Foreman, Luke Johnson
Produktionsjahr: 1971
Land: USA
Sprache: Englisch
Länge: 1h28min
Genre: Mockumentary, Thriller

Warum sind es immer die verstörenden Visionen, die einer realistischen Zukunft in nicht allzu weiter Ferne am nächsten kommen? Als einer der kontroversesten Filme aller Zeiten und somit gleichzeitig einem der Urväter des transgressiven Kinos ist Peter Watkins im Jahre 1971 erschienener Punishment Park, in Deutschland unter Strafpark vertrieben, genau dies. In einer kompromisslosen Abziehhülle unserer Realität ist die amerikanische Staatsgewalt verblendet von der eigenen Ideologie.

Patriotische Arroganz und feige Paranoia regieren in einer Wehrmacht, die zwischen Gewalt und Gerechtigkeit nicht mehr differenzieren kann. Eine Jugend ohne das Recht auf Autonomie wird den privilegierten Autoritäten wie den Wölfen zum Fraß vorgeworfen. Fragil ist die Elastizität der elitären Hitzköpfe, die ihr eigenes Land in Grund und Boden propagiert haben.

Als Alternative für die Angeklagten gibt es zwei Möglichkeiten: Die gerichtliche Strafe des Freiheitsentzuges auf jahrelange Dauer oder vier Tage in den Fängen des sogenannten Punishment Parks, einem Gelände inmitten der Wüste, wo die Angeklagten sich ihre Freiheit durch barbarische Spiele verdienen müssen.

Wut auf eine unfaire Welt

Punishment Park ist ein aufwühlendes Werk, welches den moralischen Kompass so lange um die eigene Achse jagt, bis das Schutzglas splittert. Watkins Wut ist in jedem Dialog, jeder Einstellung und jedem Merkmal der radikalisierten Ultramilitarisierung spürbar. Durch den dokumentarischen Stil der Geschichte, welcher sich sowohl inhaltlich als auch optisch äußert, repräsentiert der Film eine gruselige Dystopie, welche an die Ängste vor einer Welt ohne Freiheit appelliert. Hier wird nichts beschönigt und erst recht nicht behauptet. Die Kamera bleibt beim Geschehen. Aus der Intoleranz der karikativen und hypnotisierten Figuren voller Pseudo-Perfektion bildet sich Ärger und Frustration, was sich von der ersten Sekunde auf das Publikum überträgt.

Ohne mit viel Blut oder Action zu prahlen, schickt die Storyline ihre Sündenböcke durch einen Albtraum, aus dem es kein Erwachen zu geben scheint. Getrieben wie Vieh zur Schlachtung kämpfen sich die verurteilten Individuen durch die Gefahren der Wüste, während die Polizisten bereits ihre Schießeisen und Schlagstöcke wetzen, um die Aufständischen zu jagen.

Zeitgleich folgt ein britisches Filmteam beiden Parteien, um den vorherrschenden Zustand für die breite Masse aufzunehmen und zugänglich zu machen. Es ist eine unfaire Welt, die ihre Folter vielmehr auf psychologischer Ebene ausübt. Interviews mit den “Kriminellen” symbolisieren die Unsinnigkeit des Szenarios und lassen die Geschichte mit einer Authentizität erstrahlen, die sondergleichen sucht.

Philosophische Diskussion per Wackelkamera

Vielleicht ist es auch jene Authentizität, die den Film gleichzeitig so trocken gestaltet. Obwohl Punishment Park die richtigen Knöpfe drückt und dabei erzürnt und bewegt, hat die Geschichte etwas beinahe Formelles an sich. Es wirkt auf Dauer viel mehr wie eine extrem aggressive, philosophische – aber auch äußerst spannende – Diskussion, als ein filmisches Erlebnis. Dies muss per se keinesfalls schlecht sein, so ist das Resultat immer noch beständig und genau durch diese Stilistik wahnsinnig effektiv. Wiederholungen in den Abfolgen der Szenen gibt es dennoch, wenn die Überlebenden durch die Parkwüste stolpern, der Kamera ihre Überzeugung preisgeben und vor der Polizei flüchten.

Des Weiteren wirken die Dichte an Figuren und ständigen Perspektivwechsel zwischen den grausigen Geschehnissen im Park und den erregten Konversationen im Gericht der Intensität der getroffenen Aussagen entgegen. Es häufen sich zu viele Denkanstöße und bedecken die jeweils anderen. Auch die typische Optik eines Found-Footage-Filmes darf einen nicht stören, ansonsten erfährt man mit der wackeligen Visualität von Punishment Park den Supergau.

Darüber hinaus ist der damalige Skandalfilm eine bittere Pille, die jeder mal geschluckt haben sollte. Intelligent und expressionistisch geschrieben sowie vorgetragen, trägt der Film seinen Status vollkommen zurecht. Gerade in Anbetracht dessen, dass es sich um einen inzwischen mehr als 50 Jahre alten Film handelt, ist es beeindruckend, wie oft hier die Grenze zwischen Fiktion und Realität verschwimmt.

7.0
Punkte