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Drehbuch: Damien Leone
Schnitt: Damien Leone
Kamera: George Steuber
Schauspieler*innen: David Howard Thornton, Lauren LaVera, Elliott Fullam
Land: USA
Sprache: Englisch
Länge: 2h5min
Genre: Horror, Thriller
Hoffentlich ist der Kamin von Ruß und Staub befreit, wenn er den Schornstein hinunterrutscht. Besser wäre es, wenn schon Kekse und Milch bereitstehen, damit er sich den Wanst vollschlagen kann. Und wehe man spioniert am Treppengeländer, wenn er seinen Sack mit Geschenken auspackt… dann hackt er einen nämlich in kleine Stückchen!
Oh, Verzeihung: Dachtet ihr, die Rede wäre vom Weihnachtsmann? Wer diesen Trugschluss gesetzt hat, der hat sich wortwörtlich geschnitten, denn diese Festtage werden von einem anderen Geist heimgesucht — Art, der dämonische Clown (David Howard Thornton) geht erneut auf eine Tötungsserie und wird keine Gnade walten lassen, seine größte Konkurrenz zum Leichenstapel hinzuzufügen: Sienna Shaw (Lauren LaVera), eine der Überlebenden des letzten Massakers.
Mit dem Blick in die Zukunft
Sienna hat mit posttraumatischen Symptomen zu kämpfen, der Verlust ihrer Freunde und Familie hat sich in ihrer Psyche ausgebreitet wie ein Virus und peinigt sie Tag für Tag. Während ihr kleiner Bruder Jonathan (Elliott Fullam) – der einzig andere Überlebende – versucht, sich als Student ein unauffälliges und möglichst langweiliges Leben aufzubauen, versucht auch Sienna nach vorne zu blicken.
Art ist aber nicht dafür bekannt, dass Verständnis sprich Empathie seine am besten ausgeprägten Charaktereigenschaften darstellen, sodass er sie terrorisiert, wo es nur geht — manchmal halluzinatorisch, irgendwann auch wieder im direkten Aufeinandertreffen. Damit knüpft die Geschichte an einem sinnvollen Punkt an, verbindet alte Charaktere mit neuen und referenziert ohne Scham die bisherigen Geschehnisse. Auch die im zweiten Teil aufgebauten, fantastischen Elemente – denn Art und sein diabolischer Vorgesetzter haben in der Tat eine mythologische Biographie gewidmet bekommen – werden weitergedacht und die Sagen der Geisterwelt vertieft.
Angenehm ist es, dass sich den übrigen Figuren des Franchise angenommen und ihnen etwas Inhalt zugetraut wird. Während Sienna abermals als Final Girl nicht nur taff und sympathisch wie eh und je bleibt, kann sie ihre Relevanz für das Universum fortführen. Jonathan hingegen geht in dieser Fortsetzung gnadenlos unter und wirkt eher wie ein nostalgischer Anker, als eine autonome Figur. Letztendlich wird Terrifier 3 für seine Erzählung keine Preise für das beste Drehbuch erhalten und weiß dies ganz genau, deswegen ist der Progress in der Story gerne mal sprunghaft. Denn letzten Endes will das Publikum etwas ganz Bestimmtes sehen und eines kann man mit Sicherheit sagen: Wen es abermals nach übertriebener Gewalt lüstet, der wird nicht enttäuscht.
Goriges Gelächter
Im Slasher-Genre gibt es gewisse Tabus, an die sich die meisten Vertreter auch halten. Der erste Film hat sich bereits in Teilen darum foutiert, ob das Gezeigte die Grenzen des Erträglichen sprengt und dessen Nachfolger hat dem Konzept des bestialischen Killerclowns nochmal eine Schippe draufgelegt. Dass der dritte Teil also dort nochmal mehr in die Vollen geht, wo man denken könnte, dass dies gar nicht mehr möglich sei, ist nicht gerade schockierend. Allerdings muss man sagen, dass hier Akte der Gewalt gewagt werden, von denen man nicht mal von Art geglaubt hätte, dass er hierzu imstande wäre.
Terrifier 3 testet die Schmerzgrenze seiner kampferprobten Zuschauerschaft und spult dabei nicht einfach sein routiniertes Programm ab, denn hier erreichen die Verstümmelungen ein neues Level. Mit Kettensägen werden Genitalien zerstört, Gesichter zuerst mit Flüssigstickstoff eingefroren und im Anschluss mit Hämmern zertrümmert oder über sehr simple Ideen auf eine möglichst geisteskranke Weise ein Maximum an Ekel und Muskelkrämpfen generiert.
Da Art sich mit seiner Mimik und Gestik nun vollends zum Comedian etabliert und der Film den makabersten Humor an den Tag bringt, kann man sich nur wundern, wie Damien Leone seinen eigenen Exzess noch toppen möchte. Vielleicht ist Terrifier 3 mit seinen 125 Minuten wieder etwas lang geraten, aber Splatter und Gore können seine Längen und erzählerischen Löcher kompensieren. Effektiv bleibt die perverse Unterhaltung allemal und die handgemachten Kills sind wieder ein wahrer Hingucker. Wer sich wegen der schrecklichen Erscheinung und Taten des Antagonisten schon an Halloween nicht mehr vor die Haustür getraut hat, kann weiterhin beunruhigt sein: Weihnachten hat der gute Mann jetzt nämlich auch versaut!
TERRIFIER 3 LÄUFT SEIT DEM 31. OKTOBER 2024 IN DEN DEUTSCHEN KINOS – UNCUT!
7.0 Punkte
Dorian
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Die Leidenschaft Filme jeder Art in sich hinein zu pressen, entbrannte bei mir erst während meines 16. Lebensjahres. Seit diesem Zeitraum meines Daseins gebe ich jeder Bewegtbildcollage beim kleinsten Interesse eine Chance, seien es als Pflichtprogramm geltende Klassiker oder unentdeckte Indie-Perlen.