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Drehbuch: Mark L. Smith
Schnitt: Stephen Mirrione
Kamera: Martin Ruhe
DarstellerInnen: George Clooney, Felicity Jones, David Oyelowo, Caoilinn Springall, Kyle Chandler
Sprache: Englisch
Länge: 1h58min
Genre: Science Fiction, Drama
Die Welt ist am atomaren Abgrund und unbewohnbar, die Menschheit evakuiert – wohin auch immer. Es ist nur ein Mann, der in einer arktischen Forschungsstation zurückbleibt, um dort die letzten Jahre seines krebskranken Daseins zu verbringen. Bis Augustine (George Clooney) das Signal einer Jupiter-Mission empfängt, die gerade auf dem Weg zur Erde zurück ist und nichts von dessen Schicksal weiß. Das Problem: Beide Seiten können nicht miteinander kommunizieren. Augustines Kommunikationsmodule reichen nicht aus und die Raumfahrer bekommen es mit Asteroidenschwärmen zu tun, die ihre Systeme beschädigen.
Zwischen diesen beiden Schauplätzen wechselt George Clooney, der diesmal selbst auf dem Regie-Stuhl für Netflix Platz genommen hat, immer wieder. Das teilt The Midnight Sky in zwei. Auf der einen Seite eine Art Survival-Abenteuer über das Trotzen der unbändigen arktischen Natur à la The Revenant, auf der anderen Seite ein Gravity light, mit epischen Weltraumbildern und nervenaufreibenden Space Walks inklusive. Über die Größe der Ambitionen, die Netflix mit den Geldmitteln möglich macht, die eines Blockbusters würdig sind, lässt sich kaum streiten. So hat man sich in The Midnight Sky gleich an zwei hochgelobten Filmen orientiert. Um es gleich vorweg zu nehmen: Das war vielleicht etwas zu viel des Guten.
Während eine technische und visuelle Größe, die höchstens ab und an eine Spur zu künstlich wirkt, erreicht wird – mit epischen Weltraumbildern und atemberaubenden Schneelandschaften, die ihre Kühle auf geradezu körperliche Weise ausstrahlenden -, ist auch der Inhalt zunächst überraschend interessant: Augustines endendes Leben wird filmisch mit der endenden Welt nach außen getragen, während die Weltraummission, die Jupitermonde auf eine mögliche Bewohnbarkeit untersuchen sollte, für das genaue Gegenteil steht. Für den Neuanfang und das Leben. Dabei versuchen die Macher, Augustines Innenleben mit einem Mädchen zu durchleuchten, das er eines Tages auf seiner Forschungsstation “findet” und das in ihm ständig Erinnerungen weckt. Es ist also eine Art Reflexion seines Protagonisten, die in The Midnight Sky passieren soll. Das Problem ist dabei, dass er nicht weiß, diese recht komplex anmutenden Verknüpfungen mit entsprechender narrativem Geschick zu untermauern.
So wirkt gerade das ständige Wechseln zwischen den Schauplätzen unausgegoren: Während George Clooneys tolle Performance als Augustine aufrichtig und herzlich wirkt, fallen die Raumschiff-Sequenzen als besonders farblos auf. Keiner der Astronauten ist interessant, der Subplot fehlt es an emotionalem Gewicht und selbst die lauteren Szenen sind zwar wirklich gut, hat man in einem der vielen Vorbilder von The Midnight Sky aber stets schon besser gesehen. Selbst tonal und thematisch und im Pacing unterscheiden sich beide der Geschichten maßgeblich voneinander. Ein Kontrast, der funktionieren kann, in diesem Falle aber unausgereift wirkt.
Es ist also die Weltraum-Geschichte, die The Midnight Sky aktiv schadet und ihn davon abhält, eine wirkliche Empfehlung darstellen zu können. Wäre aus diesem Film einfach ein meditatives, reflexives Überlebens-Drama rein aus der Sicht von Clooney geworden, hätte man ihn nämlich wohl als gelungenes Original betiteln können. Gerade die unheimlich atmosphärischen Arktis-Aufnahmen, der melancholische Score und die bedrückte, aber weise Mine des bärtigen Clooneys sprechen für sich. Aber da ist eben der Weltraum-Teil, der trotz seiner gelungenen Optik nicht mehr als generisch sowie emotional, inhaltlich und eigentlich auch thematisch schlichtweg überflüssig ist. Durch sein interessantes Szenario und seine ambitionierten thematischen Verknüpfungen, die der Film anstellen zu versucht, ist The Midnight Sky aus meiner Sicht immer noch ein solider Film. Mehr aber auch nicht.