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Drehbuch: Katie Lovejoy, Jenny Han
Schnitt: Joe Klotz, Tamara Meem, Michelle Harrison
Kamera: Michael Fimognari
DarstellerInnen: Lana Condor, Noah Centineo, Janel Parrish, Anna Cathcart
Sprache: Englisch
Länge: 1h55min
Genre: Drama, Romance
Teenie-Romcom-Netflix-Originals sind so eine Sache. Es gibt sie wie Sand am Meer, alle sehen irgendwie gleich aus, fühlen sich gleich an und sind letztlich auch zumindest ziemlich ähnlich. Kissing Booth, The Last Summer, All the Bright Places, Nur die Halbe Geschichte, Sierra Burgess is a Loser – ich könnte hunderte aufzählen. Da aus der Masse hervorzustechen gelingt so gut wie nie und deshalb ist es üblicherweise auch völlig egal, wenn neues Teenie-Material auf Netflix erscheint, weil es in den meisten Fällen sowieso wieder das exakt gleiche wie zuvor ist.
Zu dieser Fließbandproduktion gehörte vor drei Jahren auch To all the Boys I’ve loved Before. Doch er stach heraus, wurde immer wieder in Toplisten genannt und bekam überraschend viel Aufmerksamkeit. Doch um das zu erreichen, hatte Netflix damals nicht die Romcom-Formel völlig auf den Kopf gestellt – im Gegenteil. Auch To all the Boys I’ve loved Before war generische Genre-Kost, die der formelhaften, engen Struktur dieser Filmgattung treu blieb. Das, was der Film anderen aber voraus hatte, war ganz einfach: Er war sympathisch. Lana Condor in der Hauptrolle begleitete Noah Centineo in seiner bis heute einzig guten Rolle auf unglaublich anzuschmachtenden Weise, dass das lahme Drehbuch und der generische Pop-Look in Vergessenheit geriet. Dazu noch eine gewisse Bodenständigkeit, und die Sympathiepunkte waren angesammelt. Das Ergebnis: Zwei Fortsetzungen.
Die Sympathie ist auch noch irgendwo in To All the Boys: Always and Forever vergraben und immer mal wieder durch die liebenswerte Lana Condor hervorgeholt. Allein das hält ein gewisses Grundgerüst an Spaß bereit, das man beim Schauen des dritten Teils der Reihe besteigt. Das fühlt sich jedoch so wackelig wie nie zuvor an.
Das Grundproblem an diesem Film ist eigentlich ziemlich einfach. Er hat nichts zu erzählen. Denn der Grundkonflikt – die zweifelhaften Zukunftsperspektiven zweier Partner, die auf eine getrennte College-Zeit schauen – ist letztlich in etwas mehr als einer halben Stunde abgehandelt. Es ist fast gruselig, wie spannungsarm dieses Dilemma geschrieben ist. Zweifellos ist die schlussendliche vermittelte Botschaft zwar nicht preisverdächtig, aber für Heranwachsende doch wertvoll, wie auf diese Auflösung jedoch hingearbeitet ist, ist schlicht langweilig. Dazu kommt eine völlig blinde und problematische Romantisierung des urbanen College-Lebens, die zwar das Bewusstsein amerikanischer Teenies akkurat repräsentieren mag, ohne entsprechende Reflektion aber nur Kontraproduktives bewirken kann.
Abgesehen von einer Handvoll Szenen, die zum Hauptkonflikt beitragen und zwischen Niedlichkeit und Fremdscham pendeln und immer mal wieder in besagte fragwürdige Gefilde abdriften, wird die Laufzeit von To All the Boys 3 eigentlich ausschließlich mit Nichtigkeiten ausgestopft. Nahezu zwei Stunden füllt Regisseur Michael Fimognari mit größtenteils belanglosen Comedy- und Charaktermomenten, denen es nicht nur völlig an Substanz fehlt, sondern die vor allem einfach langweilig sind. Gerade die ersten zwanzig Minuten, die aus einem im Trailer groß angeteasten Korea-Trip bestehen, könnten in dieser Form völlig gestrichen werden. Es fehlt diesen Szenen jegliche Relevanz im Hinblick auf die Narrative, die eigentlich entstehen soll. Um ein bisschen dem Hype um koreanische Popkultur entgegenzutreten sicherlich nicht schlecht, aber aus filmischer Perspektive schlicht unnötig.
Anders als im ersten Teil fehlt es dem Film in vielen dieser unbedeutenden Szenen an Glaubwürdigkeit und Nahbarkeit, um ihre Belanglosigkeit zu überschatten. Um als Schlusswort dennoch etwas Positives loszuwerden: Die Intention von To All the Boys ist es nicht und war es nie, eine poetische, künstlerische und komplexe Geschichte zu erzählen – die Reihe war nie mehr als eine niedliche Porträtierung einer High-School-Beziehung, die sich mit kleinen inszenatorischen Kniffen und einer sympathischen Hauptdarstellerin in die Herzen vieler Netflix-Zuschauer gespielt hat. Im Kern entspricht der finale Teil der Reihe noch immer diesem Konzept, wenn auch nicht mehr so charmant wie einst 2018.
Yarons Meinung: Ich stimme Daniel eigentlich in fast allem zu, To All The Boys: Always and Forever ist im Grundsatz seinen Vorgängern sehr nahe – nur dass ich den Film, ein bisschen subjektiver betrachtet, echt lahm finde. Klar, der Film ist vermutlich nicht für mich bestimmt und bedient sich einer völlig anderen Zielgruppe, dennoch kann ich das schlechte Drehbuch nicht ignorieren. Die Dialoge und die Handlung wirken wie eine Mischung aus den schlechten Angewohnheiten der ersten beiden Teile, gepaart mit Fanfictions von 12-Jährigen. Im dritten Film hat sich der kitschige Poplook und der Schnitt dann auch schon sehr nervenaufreibend in meine Gehirnzellen gebrannt, da kann Lana Condor diesmal leider auch nicht mehr viel retten.
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