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Drehbuch: Troy Kennedy Martin
Schnitt: Pietro Scalia
Kamera: Erik Messerschmidt
Schauspieler*innen: Adam Driver, Penélope Cruz, Shailene Woodley
Land: Italien, England, USA
Sprache: Englisch
Länge: 2h11min
Genre: Drama, History
Wer den Namen hört, assoziiert ihn mit glänzendem Lack, hohen Drehzahlen und weichen Lenkungen. Hinter dem Schöpfer der weltweit renommierten Automarke steckt aber ein viel größeres Vermächtnis, dem sich Michael Mann nach einer beinahe zehnjährigen Abstinenz vom Filmemachen widmet. Enzo Ferrari (Adam Driver) ist getrieben von Leidenschaft und Ehrgeiz, den Rennsport durch die Charakteristiken seiner Wägen neu zu definieren. Hoch ist aber der Preis, den er dafür zahlt, kategorisch die Reise, auf die uns dieses Werk entführt – ein Kompliment?
Geölte Referenzen
Alles an dem Stil des Filmes lässt aufhorchen. Fokussierte Aufnahmen von blitzschnellen Kraftwägen sowie betäubende Sounds von arbeitenden Motoren geben sämtlichen Szenen mit und um den Sport ein Echtzeitgefühl. Währenddessen werden die privaten Konflikte der titelgebenden Persona gegen die professionellen gestellt und familiäre Schwierigkeiten aufgezeigt. Ätzend wie Säure ist das Verhältnis zwischen Enzo und seiner Frau Laura (Penélope Cruz), die nach dem tragischen Tod ihres Sohnes nicht mehr zueinander finden.
Ohne ihr Wissen flüchtet er sich eine Affäre mit Linda Lardi (Shailene Woodley), mit welcher er sogar einen Sohn hat. Zwar vermutet Laura Untreue seitens Enzo, die Existenz einer Elternschaft ist ihr aber fremd und er setzt alles daran, dass dies so bleibt. Zu Beginn des Filmes knistert die Dramaturgie vor Anspannung, da das Potenzial gegeben ist und das Drehbuch dieses zumindest wahrnimmt. Wie es aber auch die windschnittigen Gefährte gleichen Namens tun, lässt Ferrari mit seiner hohen Geschwindigkeit eine Menge Staub hinter sich.
Dröge Präsentation
Stetig kratzen Momente an der Oberfläche des Subjekts, ohne selbiges greifbar zu gestalten. In einer Szene, in der das Ehepaar über die Ausgabe einer beträchtlichen Summe zugunsten einer verwitweten Frau diskutiert, streitet es über Enzos Einfühlungsvermögen. Groß sei angeblich seine Empathie, doch tritt er vor der Kamera permanent wie ein unterkühlter Schatten auf. Michael Mann ist bekannt dafür, Figuren aus ihrer professionellen Komfortzone zu reißen und sie mit ihrem menschlichen Versagen zu konfrontieren. Auch in diesem Film gelingt ihm die destruktive Strategie, nur scheitert es an der trockenen und durchhetzten Präsentation.
Insbesondere von dem Ensemble lässt sich mehr Intensität erwarten, dennoch werden Dialoge hölzern und mit versteinerter Miene aufgesagt. Schlecht sind die Performances keineswegs, sie erzeugen aber wie die Inszenierung kaum Höhepunkte. Wenn man dieses Biopic als eines beschreiben kann, ist es routiniert. Es illustriert Schlüsselszenen, um einem den Fall des Mannes auf dem Cover zu schildern. Etwas empfunden wird dabei aber nicht. Dass die Ereignisse wie auf einer Strichliste akribisch abgehakt werden, bringt dem Ganzen ebenfalls wenig Abhilfe.
Vereinzelt verspricht Ferrari die Charaktere zu nuancieren, letztendlich bleibt das Tempo dann doch zu hoch und die Vertiefung zu spärlich. Handwerklich darf man gelegentlich durchaus staunen, insgesamt fehlt Manns neustem Werk aber die Passion zum Feinschliff. Fetzige Felgen und polierte Polster sind schön und gut, doch ist es der Treibstoff, der den fahrbaren Untersatz ins Rollen bringt. Um sich Kernaspekten einer Epoche aus Enzo Ferraris Leben bewusst zu werden, genügt die erbrachte Darstellung. Wenn man sich allerdings für die Persönlichkeit hinter besagtem Leben interessiert, soll man enttäuscht werden.
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5.0 Punkte
Dorian
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Die Leidenschaft Filme jeder Art in sich hinein zu pressen, entbrannte bei mir erst während meines 16. Lebensjahres. Seit diesem Zeitraum meines Daseins gebe ich jeder Bewegtbildcollage beim kleinsten Interesse eine Chance, seien es als Pflichtprogramm geltende Klassiker oder unentdeckte Indie-Perlen.