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Drehbuch: Mike Cheslik, Ryland Brickson Cole Tews
Schnitt: Mike Cheslik
Kamera: Quinn Hester
Schauspieler*innen: Ryland Brickson Cole Tews, Olivia Graves, Doug Mancheski
Land: USA
Sprache: Englisch
Länge: 1h48min
Genre: Comedy, Adventure, Action
Nachdem der Traum des ewigen Applejacks geplatzt ist, muss sich Spirituosenverkäufer Jean (Ryland Brickson Cole Tews) dem nackten Überleben stellen. Als ein besitzergreifender Biber das Fundament seines Schnapshauses zernagt und es unter den Schäden kollabiert, findet sich der unbeholfene Trunkenbold im Herzen eines harten Winters wieder. Weder Brennstoff für Lebenserhaltung oder Leber bleiben ihm. Er muss mit dem auskommen, was Mutter Natur ihm zur Verfügung stellt und trotz seiner chronischen Tollpatschigkeit zu seinen Instinkten zurückfinden — anfänglich noch für die eigene Existenz, etwas später für die Liebe.
Komische Klaubereien
Zwar ist der unfreiwillige Wilde mit einem breiten Repertoire an charmanter Dümmlichkeit ausgestattet, wird deshalb aber nicht von seinem gnadenlosen Umfeld verschont. Nach zahlreichen Fehlschlägen des Fischefangens oder Lagerfeuers wetzt er seine Fertigkeiten am bitteren Geschmack der Niederlage, um sich zu einem effizienten Jäger und Überlebenskünstler zu etablieren. Auch hierbei bleibt der Witz an der Situation aber nicht aus, denn obgleich seiner wachsenden Skills hat Jean noch immer zwei linke Hände.
Hundreds of Beavers ist ein Slapstick-Fest oberster Güte und erinnert in der rapiden Aneinanderreihung von Witzen an Sketche von Charlie Chaplin oder Buster Keaton, lässt sich regelrecht als Tribut an den altmodischen Klamauk beschreiben. Ähnlich reduziert ist die Handlung, umso kreativer aber deren Ausschmückung. Immer und immer wieder wird dem humoristischen Treiben des Protagonisten noch einer draufgesetzt. Wenn er beispielsweise auf Nahrungssuche Bäume erklimmt, um an die Eier eines nistenden Spechts zu gelangen, fällt er nicht gleich einmal vom Ast, sondern zehnmal — allerdings jedesmal mit differenter Pointe.
Dadurch wirkt das Ganze automatisch wie ein endlos gestreckter Running Gag und schießt bei aller Sympathie und Unterhaltung in eine merkliche Überlänge, besticht nichtsdestoweniger mit vielen Ausgängen der recycelten Szenarien, die komplett unerwartet daherkommen und das Lachgetriebe des Publikums nicht nur ankurbeln, sondern nämlich konsequent mit Öl schmieren. Sollte einem dieser dermaßen stark überzeichnete Quatsch nicht taugen, merkt man dies bereits innerhalb der ersten Montagen, in denen der Hauptcharakter auf einem rollenden Brandyfass seine Balance halten muss. Wie alles andere ist Humor eben Geschmackssache, wer für diesen Blödsinn aber zugänglich ist, wird aus dem Schlemmen nicht mehr rauskommen.
Ob hundert oder tausend…
Einen Großteil des Witzes macht letztendlich die absurde Motivation des Protagonisten aus. Irgendwann hat er nämlich nicht mehr um sein Leben zu bangen, vielmehr um die Hand seiner Liebsten. Als Tochter eines mürrischen Händlers hat sie schnell einen Narren an Jean gefressen, ihr Vater zeigt sich im Absegnen ihrer potenziellen Partnerschaft jedoch als wählerisch. Deswegen gibt der skeptische Geschäftsmann unserem Helden eine schier unmögliche Aufgabe: Wenn Jean ihm einhundert erledigte Biber liefert, steht der erwünschten Heirat nichts im Wege.
Da Jeans Selbstdisziplin inzwischen kein Limit mehr kennt, werden aus hundert Biberkadavern im Eifer auch schnell mal tausend. Ob per Handkantenschlag oder Fallenapparatur spielt keine Rolle, dem Jäger ist kein Mittel zu schade, um den mannshohen Holzsammlern den Garaus zu machen. Insbesondere eine Massenschlägerei vor brennendem Kaminfeuer mitsamt Schlagstöcken bleibt als Paradebeispiel dafür, wie unvorhersehbar ein so hohles Konzept eskalieren kann.
Primitiver kann man die Intentionen eines Charakters wahrscheinlich nicht schreiben. Zwecklos wäre es, hier nach einer ökologischen Botschaft zu suchen, denn Jean metzelt sich auf seiner Quest förmlich durch die gesamte Biberpopulation der Welt. Seine Entwicklung zum wettbewerbsfähigen Weidmann sowie das exzessive Ausleben des Wildererwahnsinns passen makellos zum stumpfen Schwachsinn, den Hundreds of Beavers zelebriert. Vorwiegend da der Aspekt des Überlebens irgendwann völlig fallengelassen wird und sich alle nur noch gegenseitig in die Faust rennen, hallt dieser gigantische Humbug nach. Ein vollbärtiger Mann kämpft gegen Menschen in übergroßen Biberkostümen. Wie bescheuert aber gleichzeitig genial ist das?
HUNDREDS OF BEAVERS LÄUFT AB DEM 13. FEBRUAR 2025 IN DEN DEUTSCHEN KINOS
8.0 Punkte
Hundreds of Beavers - Review
Dorian
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Die Leidenschaft Filme jeder Art in sich hinein zu pressen, entbrannte bei mir erst während meines 16. Lebensjahres. Seit diesem Zeitraum meines Daseins gebe ich jeder Bewegtbildcollage beim kleinsten Interesse eine Chance, seien es als Pflichtprogramm geltende Klassiker oder unentdeckte Indie-Perlen.