SynopsisCrewDetails
Während des Zweiten Weltkrieges rückt ein Trupp deutscher Soldaten unter dem Kommando von Hauptmann Woermann in ein rumänisches Dorf in den Karpaten ein, um die nahegelegene Burg zu besetzen und einen Gebirgspass zu sichern. Die Festung, genannt The Keep, ist jedoch nach Aussage von Alexandru, dessen Familie seit Generationen über den Bau wacht, verflucht. Nach dem Geheimnis des Ortes befragt, belässt er es allerdings bei Andeutungen. Der selbstbewusst auftretende Kommandeur Woermann zeigt sich zwar verwundert über die Architektur des Festungsbaus, schenkt den Warnungen des alten Mannes aber keinen Glauben, und so beziehen er und seine Männer Quartier in der Burg und beginnen mit ersten Umbauarbeiten. Als zwei Wachsoldaten eigenmächtig beginnen, einen Steinblock aus der Wand herauszulösen, setzen sie eine unheimliche Macht frei, deren Sog alles zerreißt, was ihr in den Weg kommt.
© TMDB
Regie: Michael Mann
Drehbuch: Michael Mann
Schnitt: Dov Hoenig
Kamera: Alex Thomson
Schauspieler*innen: Scott Glenn, Alberta Watson, Jürgen Prochnow, Ian McKellen
Produktionsjahr: 1983
Land: England
Sprache: Englisch
Länge: 1h36min
Genre: Horror, Drama, Fantasy

Wollt ihr mal eine traurige Geschichte hören? Der Name der Geschichte lautet “Was deins ist, ist meins und was meins ist, geht dich nichts an”. Handeln tut sie von einem Künstler, welcher stolzer nicht sein könnte, denn sein neustes Werk steht kurz vor dessen Vollendung. Es ist genauso, wie er es sich vorgestellt hat. Jeder einzelne Pinselstrich markiert eine Punktlandung. Doch wenige Zeit vor der Ausstellung beschließen die Galeristen, welche das Gemälde präsentieren, es nach ihren Vorstellungen zu überarbeiten. Plötzlich fühlt der Künstler, dass es gar nicht mehr sein Werk ist, erkennt er es doch kaum wieder, weswegen er sich schnell von selbigem Werk distanziert.

Fremde Pfuscherei

In diesem Fall ist der Künstler Michael Mann und die Galeristen sind Paramount; das verpfuschte Kunstwerk ist das Endprodukt einer womöglich außergewöhnlichen Dark Fantasy-Tale, welche unter Kürzungen und Änderungen in sich zusammengebrochen ist. Gerüchten zufolge soll der Rohschnitt von Die unheimliche Macht an die 210 Minuten lang gewesen sein, das Produktionsstudio gewährte zur Vertreibung des Filmes jedoch lediglich eine zweistündige Laufzeit. Mann musste vieles entfernen und dennoch ist die Vorführung der bereits gekürzten Fassung auf negative Resonanz gestoßen. Paramount rasierte die Laufzeit auf knappe 96 Minuten hinunter, womit der Film mehr als die Hälfte seines eigentlichen Materials verloren hat — mit fatalen Konsequenzen.

Heftige Editing- sowie Kontinuitätsfehler lassen wenig von dem Gesantkonstrukt übrig, was sich das Publikum inzwischen nur vorstellen kann. Nicht nur obliegt es der Zuschauerschaft, sich Storyelemente selbst zusammenreimen zu müssen, auch die Struktur der Handlung wirft mehrere Fragen auf. Wieso kann der Protagonist mit der hiesigen Entität kommunizieren und teilt deren Kräfte, ist dann aber selten zu sehen? Welche Motivation verfolgen die Nationalsozialisten bei der Besetzung der rumänischen Festung? Worauf zieht sich die Wut der Anomalie, die dort haust?

Man kann über die Story des Filmes wenig sprechen, da sie aufgrund der nicht vorhandenen Linie kaum greifbar ist. Sieht man in einem Moment noch den Oberbefehlshaber der chargierenden Truppe mit einem Professor über die Natur des unsichtbaren Feindes lamentieren, führt der nächste Schnitt auf einmal nach Griechenland, wo einem mysteriösen Mann Lichtstrahlen aus den Augen schießen. All diese Momente ergeben kein Bild, als würde man eine Vielzahl diverser Clips zu einer zusammenhanglosen Montage zusammen schneiden.

Versunkene Schätze

Bedauernswert ist die Zerstörung per Fremdeinwirkung, denn trotz aller Probleme wird deutlich, dass Mann eine klare Vision gehabt hat. Insbesondere inszenatorisch vollführt der Regisseur eine spirituelle Handreichung durch hypnotische Aufnahmen, monumentale Set-Pieces und schaurige Höhepunkte. Eine lange Überseefahrt vor einem im Pink der Abendröte schimmernden Horizont, das leise Schwanken des Bootes auf glänzendem, die Farben des Äthers reflektierendem Wasser und die Begleitung der somnambulistischen Musik von Tangerine Dream ist nur eine von vielen Szenen, in denen traumwandlerische Bildsprache mittels Atmosphäre zu genießen ist.

Es lässt sich permanentes Potenzial erkennen, einen phänomenalen Mix aus Horror und Fantasy durch das Milchglas sehen zu können. Dies benötigte allerdings Umstände, zu denen es nicht gekommen ist. Wenn sogar der eigentliche Regisseur die digitale Veröffentlichung seines Filmes zu verhindern versucht, hat das einiges zu bedeuten. Atemberaubende Ideen sind aber letztendlich nichts ohne ihre Ausführung. An jener ist Manns vielversprechendes Werk gescheitert, wobei es sich beinahe schon falsch anfühlt, seinen Namen vor diesen Film zu setzen. Was ist also die Moral von der Geschicht? Eines anderen Kreation verhunzt man nicht. Immerhin war das zu Beginn protzende Logo Paramounts nie passender — Die unheimliche Macht ist ihr Werk; nicht das von Michael Mann.

5.0
Punkte