Noch sechs Wochen und das Jahr ist wieder vorbei. Bevor man aber über das vergangene reflektieren und die Filme des Jahres küren sollte, genießt man lieber erstmal den Rest. Denn da kommt filmisch noch so einiges, das Ende einer Sonnenumrundung der Erde ist häufig der interessanteste Teil. Die spannendsten Kino- und Heimkino-Releases des Rest-Jahres:

Booksmart – 14.11.

Regie: Olivia Wilde, Laufzeit: 1h42min

©United Artists

Wenn ihr Coming of Age mögt, müsst ihr euch auch Booksmart anschauen. Ich konnte Olivia Wildes ersten Langfilm schon sehen und behaupte, dass er die Coming-of-Age-Komödie des Jahres ist. Die Prämisse entspricht genau der Coming-of-Age-Blaupause – zwei High-School-Mädchen, die mehr zu den Losern und weniger zu den Coolen gehören, möchten kurz vor ihrem Abschluss nochmal die Seite zu den beliebten Kids wechseln – ist aber völlig egal, weil es eben einfach funktioniert. Die überdrehte Inszenierung und die quietschig-sympathischen Protagonistinnen, verkörpert von Kaitlyn Dever und Beanie Feldstein, führen zu einer einfach herzerwärmenden Geschichte. Toller Film, kein Meilenstein, der in die Geschichte eingehen wird, aber ganz oben im Genre mit dabei.


The Irishman – 14.11. / 28.11.

Regie: Martin Scorsese, Laufzeit: 3h29min, Kino-Release: 14.11., Netflix-Release: 28.11.

© Netflix

Seit gestern schon läuft The Irishman in deutschen Kinos, ihn in dem in eurer Stadt zu erwischen, wird aber eine Glückssache. Denn das neuste Scorcese-Feature läuft, nachdem kein anderes Studio nach seinem letzten Flop Silence sein Mafia-Epos finanzieren wollte, unter der Flagge von Netflix. Und die lassen – ganz typisch für den Streaming-Giganten, wenn er Oscars riecht – The Irishamn alibimäßig in einigen wenigen Kinos laufen, um sich für die Academy-Awards zu qualifizieren. Die meisten von euch (ich auch) werden sich also noch zwei Wochen gedulden müssen, bis ihr ihn auf der Couch schauen könnt. Zum Film selbst: Ein Mafia-Epos ganz im Stile von Pate, Goodfellas und Co. Epos übrigens im wahrsten Sinne des Wortes, für The Irishman werdet ihr ganz schön Sitzfleisch mitbringen müssen, der Film hat eine Laufzeit von 209 Minuten. Sehen muss man ihn trotzdem, alleine weil der Name Scorsese draufsteht, es sein Herzensprojekt ist und weil die Pressestimmen bisher richtig gut waren.


Die Eiskönigin 2 – 20.11.

E: Frozen II, Regie: Chris Buck, Jennifer Lee, Laufzeit: 1h44min

© Disney

Frozen 2 ist ein Beispiel, das unbedingt auf diese Liste muss, mich aber persönlich kein Stück interessiert. Ersteres einfach deshalb, weil der Erstling vor sechs Jahren ein unfassbarer Welterfolg war und heute einen absoluten Meilenstein in der Familien-Animations-Film-Geschichte darstellt. Sein Rekord, der erfolgreichste Animationsfilm aller Zeiten zu sein, wurde dieses Jahr zwar vom König-der-Löwen-Remake eingestellt, ein Phänomen ist Frozen dennoch. Allein aus Interesse, ob der Nachfolger jetzt einen ähnlichen Hype – zumindest unter Kindern – auslösen wird, muss er eben auf diese Liste.


Stephen Kings Doctor Sleeps Erwachen – 21.11.

E: Doctor Sleep, Regie: Mike Flanagan, Laufzeit: 2h32min

©Warner Bros

Kennt ihr noch The Shining? Das Horror-Meisterwerk von Kubrick von 1980? Ich hoffe doch. Ganze 39 Jahre später (!) kommt mit Doctor Sleep jetzt die Fortsetzung. Nach Zombieland 2 wieder eine Fortsetzung, die viel zu spät kommt? Zumindest scheint Doctor Sleep ziemlich unter dem Radar zu laufen und niemanden so wirklich zu interessieren. Alleine aufgrund der Genialität aber zumindest einen Blick wert. Außerdem: Ewan McGregor.


Marriage Story – 21.11. / 06.12.

Regie: Noah Baumbach, Laufzeit: 2h16min, Kino-Release: 21.11., Netflix-Release: 6.12.

© Netflix

Das Drama von Noah Baumbach, der unter anderem auch für Frances Ha und The Meyerowitz Story verantwortlich ist, gilt jetzt schon als einer der filmischen Höhepunkte des Jahres. Und wenn dann noch Scarlett Johansson und Adam Driver die Hauptrollen übernehmen, dann kommt man nicht mehr um Marriage Story herum. Beide sind jedes Mal ein Highlight und können ganze Filme alleine zu großartigen machen. Der Film thematisiert die Scheidung eines Theater-Regisseurs und einer Schauspielerin und ist genau wie schon The Irishman für Netflix ein Oscar-Hoffnungsträger für 2020. Deshalb haben wir auch hier wieder einen limitierten Release im Kino, spätestens zu Nikolaus ist es aber soweit, dann solltet ihr euch Marriage Story ebenso wenig entgehen lassen wie ich selbst.


Hustlers – 28.11.

Regie: Lorene Scafaria, Laufzeit: 1h47min

© Universal

In Hustlers geht es um eine Gruppe Stripperinnen, die sich zusammentun, um Wall-Street-Börsenmakler auszunehmen. Was zweifelsohne das größte Interesse an Hustlers auslöst, ist der Cast. Constance Wu, Jennifer Lopez, Julia Stiles, Keke Palmer und Riverdale-Fan-Favorite Lili Reinhart sind in den Hauptrollen. Schaut man in der Liste weiter nach unten, findet man sogar Namen Cardi B, Usher und G-Eazy. Ein Star-Aufgebot ist hier also schon mal gegeben. Dazu kommt noch, dass zumindest der Großteil der amerikanischen Presse die Crime-Komödie ziemlich abfeiert. Ich selbst bin zwar noch skeptisch, aber einen Kino-Besuch ist das allemal wert.


Der Leuchtturm – 28.11.

E: The Lighthouse, Regie: Robert Eggers, Laufzeit: 1h50min

©A24

Robert Eggers ist einer der wichtigsten Figuren der New Wave Horror – der Begriff für frische Horrorfilme aufstrebender Filmemacher der 2010er Jahre wie It Follows, Hereditary, A Quiet Place oder The Witch, die nach der “Horrorkrise” der 2000er aufgekommen sind. Mit The Witch inszenierte er einen Folk-Horror, der unter Genre-Liebhabern als einer der besten der letzten Jahre gilt. Der Leuchtturm ist sein nächstes Werk über zwei Leuchtturmwärter, die in den 1890er Jahren um ihren Verstand kämpfen. Komplett in schwarz weiß gehalten wird The Lighthouse als der beste und wichtigste Horrorfilm des Jahres gehandelt. Ich bin unendlich gespannt, ihr hoffentlich auch.


Star Wars 9: Der Aufstieg Skywalker – 18.12.

E: Star Wars: The Rise of Skywalker, Regie: J.J. Abrams, Laufzeit: 2h35min

© Lucasfilm

Muss ich hier noch irgendetwas sagen? Klar, dass die finale Star-Wars-Episode ein Highlight wird. So sehr Episode 8 auch polarisiert hat, ist man doch zumindest gespannt darauf, was sich die Drehbuchschreiber J.J. Abrams und Chris Terrio ausgedacht haben, um die Geschichte zu einem befriedigenden Ende zu führen. Gerade bei letzterem Namen bin ich noch sehr vorsichtig, denn Terrio steckte auch schon hinter den Drehbüchern von Batman v Superman und Justice League, die beide nicht gerade für ihre gute Schreibe bekannt sind. Egal, ins Kino gerannt wird trotzdem. Die Trailer sahen zumindest interessant aus, offene Fragen wie die, wie Palpatine zurückkommt und wie sie jetzt mit der Figur Leah umgehen, wollen beantwortet werden und Star Wars ist einfach noch immer ein Event, zumindest die Haupt-Episoden, um das man nicht herumkommt. Wer also im Weihnachtsstress noch ein bisschen Zeit hat, muss sich Star Wars 9 anschauen.


The Farewell – 18.12.

Regie: Lulu Wang, Laufzeit: 1h38min

©A24

Eine junge Amerikanerin kehrt in ihre chinesische Heimat zurück, als ihre Großmutter eine schwere Diagnose erhält und gerät in ein großes Familiendrama. The Farewell soll zu den besten Tragikomödien des Jahres gehören, die komplizierte Familiendynamiken mit einem gut gespielten Drama verbindet. Ich bin mir noch nicht sicher, womit The Farewell genau auf uns zu kommt, aber alle Stimmen sind einheitlich im Richtig-Gut-Bereich. In den USA gibt es den Film schon seit Juli, glücklicherweise bekommen wir im Dezember auch das Vergnügen mit Lulu Wangs The Farewell.


Bonus: Cats – 25.12.

Regie: Tom Hooper, Laufzeit: 1h50min

Zugegeben, das ist mehr ein Spaß-Eintrag als alles andere. Der Trailer für Cats war der wohl schrecklichste des Jahres und kündigt nicht gerade einen sehenswerten Film an. Man fragt sich, wer diesen Film wie gepitcht hat und wer ihm dann grünes Licht gegeben hat. Selbst der Cast ist eine ziemliche Kuriosität. Ich lass ihn mal für sich selbst sprechen: Eine Ballerina Francesca Hayward, Late-Night-Show-Host James Corden, Judi Dench, Sänger Jason Derulo, IDris Elba, Jennifer Hudson, Sir Ian McKellen, und Taylor Swift. Eine ganz merkwürdige Mischung aus großen Schauspielern, Popstars und Tänzern. Was dabei rauskommt, werden wir im Dezember wahrscheinlich erfahren. Also hey, wer am Weihnachtsfeiertag wirklich so gar nichts zu tun hat, der kann das Jahr vielleicht einfach mit einem Musical beenden…


1917 – 25.12.

Regie: Sam Mendes, Laufzeit: 1h50min

Oder man ist einfach ein bisschen schlauer und schaut sich Sam Mendes neuen Film an. 1917 ist ein Erster-Weltkriegs-Drama, das vor allem mit einer Tatsache Aufsehen erregt hat: Der Film ist ein One-Take. Das ist technisch immer wieder unglaublich beeindruckend und füllt mich auch hier mit Vorfreude. Der erste Trailer sah dazu auch noch richtig gut aus. Also das ist schon eher ein Jahresabschluss!


Das waren zumindest meine Highlight für den November und Dezember. Was meint ihr, fehlt hier noch? Welche Filme erwartet ihr besonders?