Drehbuch: Clive Barker, Peter Atkins
Schnitt: Richard Marden
DarstellerInnen: Ashley Laurence, Clare Higgins, Imogen Boorman
Sprache: Englisch
Länge: 1h39min
Genre: Horror
Während Kirsty Cotton (Ashley Laurence) noch den Mord ihres Vaters aus dem ersten Film der Hellraiser-Reihe betrauert, vergeht kein Tag, da findet sie sich schon in einer psychiatrischen Anstalt wieder. Dort glaubt ihr niemand die übernatürlichen Phänomene, welche sie mit ihren eigenen Augen ertragen musste. Nur der leitende Arzt Dr. Philip zeigt ein unterschwelliges Interesse an Kirsty und ihren Aussagen. Schnell wird ersichtlich, warum: Er studiert die schrecklichen Phänomene seit Jahren und möchte sich selbst ein Bild von der Hölle mitsamt ihren finsteren Aposteln machen.
Gesagt, getan. Als er einen Patienten entführt und ihn auf der blutdurchtrieften Matratze vom Tatort der Familie Cotton ausbluten lässt, öffnet sich das Tor zur Hölle erneut und mit ihr gelangt die getötete Freundin von Kirstys Vater – Julia – aus ihrer infernalen Gefangenschaft. Unglücklicherweise gelangen so auch die Zenobites – jene Kreaturen, welche Kirsty schon in Hellraiser – Das Tor zur Hölle ans Leder wollten – wieder in die Welt der Sterblichen. Jetzt soll die finale Konfrontation stattfinden, nach der sie Kirsty in die ewigen Qualen der Hölle hinabziehen, schließlich hat Kirsty noch eine Rechnung zu begleichen seit dem Tod ihres Vaters.
Dabei erweitert Hellraiser II – Hellbound die im ersten Teil der Horrorfilmreihe nur angekratzten Regeln aus der anderen Dimension, scheitert zugleich jedoch an einer solchen komplizierten Aufgabe, die den Genuss dieser hart an der Schmerzgrenze vorbeischrammenden Fortsetzung mildert. Allen voran liegt es am Drehbuch, welches angeblich unter brisantem Zeitmangel entstanden sei, welches zu grobe Schnitzer erlaubt, als dass sich die ZuschauerInnen gänzlich vom audiovisuellen Horror in den Bann ziehen lassen. Echter und schlimmer als in Teil Eins fühlen sich die exzellenten, handgemachten Spezialeffekte an. Schädeldecken platzen auf, fleischfressende Tentakeln kriechen per Stop-Motion-Verfahren aus Händen und die hautlose Julia sieht wirklich unfassbar abartig aus. Allerdings wird die Handlung abermals ihrem Abbild nicht gerecht. Auf den ersten Blick scheint sie eine kohärente Fortsetzung zum Vorgänger darzustellen, doch schon nach den ersten Szenen scheinen sich absurde Zufälle aufzutun. Dieses Mal veranlassen keine Pornodialoge zum Stirnrunzeln, sondern die Figuren und ihre hanebüchene Funktion in der Erzählung.
Zu schnell werden sich ZuschauerInnen Fragen stellen, die einzig und allein das Drehbuch aufwirft. Was für ein Zufall es ist, dass Kirsty in eine Anstalt eingewiesen wird, in welcher der leitende Arzt seit Jahren die speziellen Artefakte aus der Hölle studiert und sie öffnen will. Und was für ein Zufall es doch sein muss, dass sich eine Patientin (Imogen Boorman) unbewusst den Öffnungsmechanismus dieser Artefakte aneignet. Drehbuschreiber Clive Barker kreiert mit dieser Fortsetzung einige Figuren, die als Zahnräder nicht ohne Verschleiß in die Dramaturgie eingesetzt werden, dafür sind die Umstände zu plump und unausgereift. Jedoch ist das ist im Vergleich nur ein Knackpunkt am Rande.
Schließlich stellt Hellraiser II – Hellbounds Stärke bedauerlicherweise zugleich dessen größten Schwachpunkt dar, denn es wird sich in dieser Fortsetzung zur Aufgabe gemacht, die im Vorgänger nur angedeutete Dimension der Hölle jetzt auch für die ZuschauerInnen greifbar zu visualisieren. Dem Vorhaben wird der Film auch gerecht. Endlose Gänge, Etagen und Räume – alle mit maximalem Unbehagen gefüllt – verschaffen dem zweiten Teil eine höhere atmosphärische Dichte. Leider belässt es Barker nicht bei dieser Art von mysteriöser Erweiterung, er stattet die unheimlichen Zenobites obendrein mit einer Hintergrundgeschichte aus. Ein vehementer Fehler, der ihre Bedrohung im Keim erstickt und entmystifiziert, sogar zu albernen Figuren verkommen lässt.
Es ist wirklich ein Jammer, dass Hellraiser II – Hellbound die Welt der Filme bereichert und dabei trotzdem ein zweischneidiges Schwert schmiedet, welches sich am meisten negativ auf die geheimnis- und unheilvollen Antagonisten auswirkt. Kompensiert werden die fatalsten Fehler des Drehbuchs durch eine weiterhin starke Hauptfigur, die makellose Veranschaulichung der im ersten Teil nur angedeuteten Horrorwelt sowie durch die überaus drastische Gewalt. Die groben Schnitzer sind es jedoch, die es dem zweiten Teil verwehren, über den ersten hinauszuwachsen.