Dead Man (1995)
Jim Jarmusch waren seine letzten Filme wohl doch etwas zu konventionell, denn 1995 kehrte er mit einem Anti-Western erster Güte zurück in die Lichtspielhäuser. Johnny Depp spielt William Blake, einen jungen Mann der nach einer Auseinandersetzung selbst verwundet wird, den Angreifer jedoch tötet. Infolgedessen werden auf ihn Kopfgeldjäger angesetzt, welche ihn auf seiner Flucht nach dem Mord verfolgen. Es beginnt für William eine spirituelle Reise, auf welcher er von dem indianischen Einzelgänger Exhibitchee begleitet wird. Es gibt in diesem Film keinen typischen Westernhelden und es werden keine typischen Themen behandelt. Der Film wird außergewöhnlich inszeniert und musikalisch einzigartig, aber auch grandios, von Neil Young untermalt. Robby Müller fängt abermals wunderschöne und vielsagende Bilder ein und die Kombination all dieser Elemente sorgt für ein wahrhaft besonderes Erlebnis, welche durch das starke Schauspiel von Johnny Depp, Robert Mitchum und dem Rest des Casts nur noch bestärkt wird.
Ghost Dog: Der Weg des Samurai (1999)
In Ghost Dog inszeniert Jarmusch einen abermals von der Gesellschaft abgewandten Einzelgänger, welcher in diesem Fall den inoffiziellen Beruf des Auftragsmörders ausübt. Schuld, Zugehörigkeit, Gesellschaftskritik, Humor und Action: all das wird in diesem Film vereint. Die Mischung dieser Elemente ist durchaus interessant und gerade auch durch die wirklich gute schauspielerische Darbietung von Forest Whitaker kann der Film stets das Interesse des Zuschauers behalten, doch so wirklich fruchten tut dieser wilde Mix im Endeffekt nicht – zumindest nicht so sehr, als dass man hier von einem Meisterwerk sprechen könnte. Empfehlenswert ist der Film dennoch, insbesondere für Fans des Regisseurs.
Coffee and Cigarettes (2003)
2003 hat Jim Jarmusch seine Kurzfilme um das Thema Kaffee-und-Zigaretten, welche er ab 1986 nebenbei drehte, gesammelt als Episodenfilm veröffentlicht. Für Jarmusch-Fans werden diese elf Episoden eine wunderbare Ergänzung der Filmografie darstellen, zusammenhängend sind sie allerdings nicht und folglich stellt der Film vermutlich auch keinen geeigneten Einstieg in die Welt von Jim Jarmusch dar. Außerdem handelt es sich bei dieser Kurzfilm-Sammlung um einen typischen Fall von “Hit-or-Miss”, denn manch eine Episode ist leider selbst für Liebhaber des Regisseurs eher Zeitverschwendung. Als Entschädigung erhält man allerdings mindestens zwei grandiose Kurzfilme, nämlich einerseits den mit GZA, RZA und Bill Murray und andererseits den mit Tom Waits und Iggy Pop.
Broken Flowers (2005)
Broken Flowers ist eine Rom-Com, wie sie eben nur ein Jim Jarmusch kreieren könnte: trocken, wenig romantisch und durch sein Ende gewohnt unkonventionell. Aus allem was ihm in den Weg kommt wird ein Witz gemacht, sei es ein Name, ein Tabu oder Gewalt. Auch Detektivgeschichten nimmt Jarmusch aufs Korn und so entsteht ein frischer und doch routiniert wirkender Mix aus etlichen Handlungselementen. Mit Bill Murray, Tilda Swinton, Sharon Stone, Julie Delpy und Jeffrey Wright ist Broken Flowers zudem wahnsinnig gut besetzt und auch besonders die musikalische Untermalung sticht erneut überaus positiv hervor. Als Einstieg in die Filmografie von Jim Jarmusch eignet sich dieser Film hier vermutlich am besten, denn er vereint im Grunde alles, was Jim Jarmusch ausmacht: trockener Humor, unkonventionelle Handlungsentwicklungen und sowohl auditive, als auch visuelle Klasse, bestärkt durch eine wirklich tollen Cast.
The Limits of Control (2009)
Ein spiritueller Agentenfilm, welchen man eventuell als spirituellen Nachfolger von Ghost Dog bezeichnen könnte, der allerdings auch stellenweise an Filme wie Inception erinnert. The Limits of Control ist ein ganz eigenartiger Film – im positiven Sinne. Hier trifft zu, was Christopher Nolan bezogen auf Tenet mehrfach äußerte: Du musst es nicht verstehen, sondern fühlen. Als Einstieg in die Filmografie von Jim Jarmusch ist kaum ein Film weniger geeignet als dieser, denn selbst für Jarmusch Fans ist er alles andere als einfach, jedoch irgendwie auch genau das, wofür man den Regisseur so liebt… Isaach De Bankole liefert in der Hauptrolle eine tolle Performance ab und wird unterstützt von beispielsweise Tilda Swinton und Bill Murray, die während ihrer Auftritte jedem die Show stehlen. The Limits of Control ist besonders, selbst im Verhältnis zu den “schwierigsten” Filmen des Kultregisseurs.