1. Her (2013)
Regie: Spike Jonze, Laufzeit: 2h6min
Hach, was liebe ich diesen Film. In Her gehtes um Theodore, gespielt von einem großartigen Joaquin Phoenix, der sich in einer unbestimmen nahen Zukunft hinter einer zerbrochenen, kurz vor der Scheidung stehenden Ehe befindet. Von Beruf ist er ein Ghost Writer der etwas anderen Art, er schreibt persönliche Schreiben für andere Menschen – Liebesbriefe, Entschuldigungsschreiben, oder einfach kleine Gedichte. Theodore entdeckt ein neues Produkt, ein sogenanntes OS, eine künstliche Intelligenz, die als eine Art alltäglicher Wegbegleiter fungiert. Nachdem er sich eine solche OS zugelegt hat, die in seinem Fall den Namen Samantha hat, gesprochen von Scarlett Johansson, entwickelt sich eine immer inniger werdende Beziehung zwischen den beiden.
Bis heute ist es ein Enigma für mich, gleichzeitig aber auch ein Zeugnis der Genialität Hers, wie Spike Jonze es schafft, eine Beziehung zwischen Mensch und Computer so intim, romantisch und berührend zu gestalten, wie es sonst kaum andere Genre-Vertreter zwischen zwei Menschen schaffen. Die beiden kommen sich so nahe, und alles ist so authentisch, so, als könnte all das eben auch bei uns passieren. Sowohl Phoenix als auch Johansson zeigen sich verletzlich, angreifbar und öffnen sich einander. Dabei halte ich es für eine große Errungenschaft von Her, das der Film sich ein solches Thema nicht greift und dem Zuschauer mit jedem Frame ins Gesicht tritt, wie falsch all das doch ist und was für eine schreckliche Zukunft uns bevorsteht. Stattdessen zeigt Her uns beide Seiten der Medaille, lässt unsere moralischen Mauern geschickt wackeln, nimmt aber doch immer eine Haltung ein, die empathisch und vielgesichtig ist. Weder wird das, was Theodore tut, durchweg kritisiert, noch wird es glorifiziert.
Her ist aber noch viel mehr als nur eine reine Liebesgeschichte mit interessantem Black-Mirror-esquen (Her war übrigens vorher da 😉 )Twist. Her ist ein Film über Liebe, Einsamkeit, Verletzlichkeit, Identität, Trennungen, Technologie-Kritik und die Zukunft. In der Ruhe, Einsamkeit und Gedankenverlorenheit, die Theodore und der gesamte Film ausstrahlen, bekommen wir viel Zeit, über all diese Dinge nachzudenken. Das alles ist so geschickt verpackt, alles in diesem Film trägt zu diesen Themen bei, das Spiel mit den Farben, die Welt, die sich hinter den Protagonisten abspielt, die Set Pieces, die Montagen über Theodores vergangene Beziehungen. Einfach alles. Man bräuchte meiner Ansicht nach eigentlich einen sehr sehr langen Text, um diesem Film gerecht zu werden. Ich fasse es einfach mal in einer Auflistung von Adjektiven zusammen: Her ist vielseitig, romantisch, wunderschön, berührend, strahlend, zerreißend, herausfordernd, ehrlich, authentisch, erwachsen und intelligent. Heute morgen habe ich ihn zum fünften Mal gesehen und ich bin heute noch so begeistert wie damals.
“It’s like I’m reading a book… and it’s a book I deeply love. But I’m reading it slowly now. So the words are really far apart and the spaces between the words are almost infinite. I can still feel you… and the words of our story… but it’s in this endless space between the words that I’m finding myself now. It’s a place that’s not of the physical world. It’s where everything else is that I didn’t even know existed. I love you so much. But this is where I am now. And this is who I am now. And I need you to let me go. As much as I want to, I can’t live in your book any more.”
“Where are you going?”
“It would be hard to explain, but if you ever get there, come find me. Nothing would ever pull us apart.”
“I’ve never loved anyone the way I love you.”
“Me too. Now we know how.”