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Die Menschheit befindet sich im Krieg: Gegen die echsenartigen Dracs kämpfen sie um die Herrschaft über ein Planetensystem. Nach einem Kampfschaden landet der irdische Raumjägerpilot Willis Davidge auf einem fremden Planeten, allerdings stellt er bald fest, dass er nicht der einzige Überlebende der Schlacht ist – Jeriba Shigan, ein Soldat der feindlichen Dracs, hat auch überlebt.
© TMDB
Regie: Wolfgang Petersen
Drehbuch: Edward Khmara, Barry Longyear
Schnitt: Hannes Nikel
Kamera: Tony Imi
Schauspieler*innen: Dennis Quaid, Louis Gossett Jr., Brion James
Produktionsjahr: 1985
Land: USA
Sprache: Englisch
Länge: 1h48min
Genre: Sci-Fi, Drama

Man muss nicht immer tief in die Trickkiste greifen, um eine bekannte Story kreativ aufleben zu lassen. Das Konstrukt von Wolfgang Petersens erster Produktion aus dem amerikanischen Raum ist über Berg und Tal vertraut — zwei rivalisierende Individuen müssen ihre Fehde unterbrechen, damit sie durch Zusammenarbeit das eigene Leben gewährleisten können. Zwischen dem konventionellen Verlauf eines spannenden Überlebenskampfes inmitten einer fernen Welt spielt Enemy Mine wunderbar mit den Erwartungen, welche man an die abgedeckten Genres pflegen könnte, ohne selbige gänzlich abzulegen.

Nächstenliebe statt Feindschaft

Es handelt sich nicht um eine adrenalingeladene Konkurrenz zweier Parteien oder einem actionreichen Feuerwerk höchster Güte, denn tatsächlich bleibt dieses bedächtige Werk arm an Action und dafür reich an Seele. Unter der Führung von einem toll spielenden Dennis Quaid und einem noch toller spielenden Louis Gossett Jr. in den Hauptrollen wird eine warmherzige und charmante Geschichte erzählt, die von Freundschaft und Nächstenliebe predigt, wobei ihre schwungvollen Höhepunkte eher als Randeffekt vermerkt und verwendet werden.

Enemy Mine greift eine Vielzahl an interessanten Ansätzen auf, mit denen der zu Beginn formell auftretende Konflikt durch eine eigensinnige Virtus geschürt wird. Petersen bedient sich an diversen Elementen zur Intensivierung der thematischen Vertiefung, wie der Kommunikationsbarriere auf Basis einer nicht geteilten Sprache oder der Vorverurteilung einer anderen Herkunft. Kritisierend ist der Ton, welcher sich differenziert mit dem humanitären Leitbild und der militärischen Idolisierung auseinandersetzt.

Menschen waren seit jeher besonders gut darin, ihre internen Konflikte auf andere abzuwälzen. In der Realität von Enemy Mine herrscht ein furchtbarer Krieg inmitten der Sterne, der die Ressourcen der Involvierten bis ins Letzte ausschöpft. Doch wer startete diesen Krieg? Im Kontext der Story ist dies kein grundlegender Aspekt, jedoch wird die Konfrontation mit dieser Frage dadurch umso faszinierender. Unser Protagonist betritt den außerirdischen Planeten als von den hiesigen Prinzipien überzeugter Mann, bewandert ihn aber mit jedem Dialog, der zwischen ihm und seinem frisch gebackenen Zeitgenossen stattfindet, mit wachsender Ungewissheit.

Forcierte Konfliktsituation im sonstigen Feingefühl

So verliert sich die Figur nicht, sondern findet sich neu, lernt und lehrt Sitten und Traditionen und schließt letztlich ein freundschaftliches Bündnis mit einem Wesen, welches vor nicht mal 24 Stunden noch sein todgeschworener Feind war. Insbesondere die Aufopferung einer Lebensart und die Transition in eine andere ist ein inhaltlicher Kniff, mit dem revolutionäre Meilensteine der Filmwelt wie beispielsweise Der mit dem Wolf tanzt und Last Samurai ebenfalls brillierten. In jenen übergreifenden Momenten, in denen der menschliche Hauptcharakter mit einem Alien Football spielt und lacht, wirkt Enemy Mine trotz der konventionellen Handlung und Prämisse herrlich unkonventionell.

Dass sämtliche Aspekte nicht zur Gänze ausgespielt werden, ist zwar ein klein wenig bedauerlich im Sinne des imaginären Potenzials der Thematik, sorgt aber gleichzeitig dafür, dass die Narrative angenehm geerdet bleibt. Zentral wird der Aufbau einer harmonischen Bindung von zwei Persönlichkeiten aufgezeigt, die nicht unterschiedlicher sein könnten. Herzlich sind die schönen Ereignisse der leichtfüßigen Geschichte, umso dramatischer sind aber die ergreifenden Tiefschläge der interstellaren Biographien. Lediglich in gewissen Parts und besonders zum Ende hin verrennt sich die Geschichte etwas in der eigenen Melancholie und will durch forcierte Konfliktsituationen fast schon zu sehr zum Nachdenken anregen.

Während Petersen viel Feingefühl und Bedacht in die bußfertige Story investiert, hat Enemy Mine auch audiovisuell nichts an seiner Raffinesse einbüßen müssen. Bröckelige Klippen, sandige Weiten und atemberaubende Sonnenauf- sowie Sonnenuntergänge schmücken eine bildgewaltige Prärie, welche den Film zu einem einnehmenden optischen Erlebnis macht, das sich als empfehlenswerter Genre-Vertreter manifestieren kann. Solange die Effekte gerade nicht aus dem klapprigen Computer stammen, bietet das Science-Fiction-Drama eine glamouröse Bildgewalt voller kreativer Kreaturen und omnipräsenter Hindernisse.

Im Deckmantel des Bekannten

Enemy Mine stellt sich wie ein naher Bekannter vor, entwickelt sich aber durch die innovativen Einzelheiten immer wieder zu einem gefährlichen Fremden. Überwiegend soll man enttäuscht werden, wenn man über die interessanten Nebenthemen und Impulse der Story hinaus großartige Neuheiten vom Inhalt erwartet. Von einer bahnbrechenden Geschichte kann man hier nicht sprechen, jedoch ist eine gut umgesetzte Formel immer wieder sehenswert, ganz gleich wie oft man sich ihrer annimmt.

Gerade im aufregenden Setting und World-Building erntet Enemy Mine mächtig Bonuspunkte, die der Geschichte einen bunten Anstrich verpassen. An Spannung und Dynamik mangelt es nicht, was aufgrund der entschleunigten Erzählung mehr als verwunderlich daherkommt. Da man ein ruhiges, spirituell angehauchtes Abenteuer aufgesetzt bekommt, weiß der Film mit seinem ordentlichen Härtegrad und der packenden Konsequenz gelegentlich auch wirklich zu überraschen. Es braucht keine abgefahrenen Wendungen oder das Zurückgreifen auf konstante Schockmomente. Was kann es denn Schöneres geben, als sich sorgenfrei mit einem guten Freund dem wüsten Horizont hinzugeben und zu wissen, dass man morgen nicht allein ist?

7.0
Punkte