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Nach 27 Jahren wird die kleine Stadt Derry wieder von einer Mordserie heimgesucht. Dem Bibliothekar Mike Hanlon wird schnell bewusst, was los ist. Er kontaktiert seine ehemaligen Freunde vom Club der Verlierer. Die leben inzwischen alle woanders…
Regie: Andy Muschietti
Drehbuch: Stephen King, Gary Dauberman
Schnitt: Jason Ballantine
Kamera: Checco Varese
DarstellerInnen: Bill Skarsgård, Jessica Chastain, Bill Hader, James McAvoy, Isaiah Mustafa, Jay Ryan, James Ransone, Andy Bean, Jaeden Martell, Wyatt Oleff, Jack Dylan Grazer, Finn Wolfhard, Sophia Lillis, Chosen Jacobs, Jeremy Ray Taylor, Teach Grant, Nicholas Hamilton
Land: USA
Sprache: Englisch
Länge: 2h49min
Genre: Horror

Dementsprechend hoch waren die Erwartungen an die Fortsetzung, die auch nicht länger als zwei Jahre auf sich warten ließ. Als einer von insgesamt vier Ablegern der King-Filmadaptionen aus dem Jahre 2019 war Es Kapitel 2 neben Doctor Sleep – der Fortsetzung von The Shining -, dem Netflix-Original In the Tall Grass und dem bereits erwähnten Friedhof der Kuscheltiere derjenige, auf den die Masse am meisten schaute. Und wie schon beim Vorgänger waren die Voraussetzungen vielversprechend. Dieser Teil führt die Story exakt 27 Jahre nach den Geschehnissen des ersten fort und versammelt die damalige Truppe als Erwachsene, welche gezwungen sind in ihre Heimat des Schreckens zurückzukehren. Dabei sprangen zwei Dinge direkt ins Auge: Der neue Cast und eine Laufzeit, die an der Grenze von drei vollen Stunden kratzt.

Mit Darstellern wie James McAvoy (Split, Abbitte) und Jessica Chestain (Interstellar, Der Marsianer) hatte man neben dem in der Rolle des Pennywise wiederkehrenden Bill Skårsgard schon mal das große Los gezogen. Wie zuvor schon der Jungcast weiß auch die Ansammlung erwachsener Akteure zu überzeugen und reflektiert die gebliebenen Folgeschäden ihrer Figuren stets glaubhaft. Und so bedauerlich dies nach den Vorschusslorbeeren des Vorgängers auch ist, hört es hier mit der einschränkungslosen Belobigung der Aspekte auch wieder auf, denn so viel sei an der Stelle vorwegzunehmen, nämlich dass Es Kapitel 2 nicht mit seiner besseren Hälfte mithalten kann.

Angefangen bei den Figuren selbst, die viel an Ausstrahlung einbüßen müssen. Obwohl sich der Film derart viel Zeit nimmt seine Charaktere auf ein Neues zu etablieren, bieten sie nicht die emotionale Tragweite ihrer Kinderversionen. Es wirkt wie eine dreistündige Rekapitulation dessen, was der Erstling längst erreicht hat. Der Impact des Filmes und das Investment des Zuschauers nehmen ab. Die Ausnahmen bilden Protagonist Bill Denbrough, der eine mitreißende und von McAvoy bravourös porträtierte Entwicklung durchmacht, sowie eine toll inszenierte und ebenfalls von Bill Hader (Star Wars – Episode VII: Das Erwachen der Macht, Her) gut gespielte Entmystifizierung von Richie Tozier. Aber wo bleibt der Rest? So viele Stränge (des Buches) gehen unter und zeigen, dass man trotz einer brachialen Laufzeit nicht alles unterbringen konnte, was die Story in sich trägt.

Und hierbei ist nicht mal von der Tatsache die Rede, dass Skårsgard in der Rolle des Pennywise vollkommen verschwendet und der Charakter schmerzhaft unterrepräsentiert ist. Zum Beispiel das Einfleischen der Beziehung zwischen Beverly und Ben fliegt komplett unter dem Radar. Oder das krankhafte Verhältnis zwischen Beverly und ihrem gewalttätigen Ehemann Tom sowie dessen Bedeutung gegenüber dem Wesen Pennywise und der ganzen Stadt, die nicht viel mehr als Ambiente bleibt. Und was ist bloß mit dem grandiosen Aufbau der Figur von Henry Bowers passiert? Die Mühe des Filmes vieles davon in Einzelheiten abzudecken und wenigstens kurz zu zeigen macht sich bemerkbar, kommt über seine Mühe aber nicht hinaus. Auch wenn man es als gewollte Änderung betrachtet, verbessert es die fehlende Exposition der Inhalte nicht. Dafür findet sich in den Dialogen der Charaktere zu viel Exposition und deutlich weniger Interaktion. Das Potenzial für mehrere Reize geht hier verloren. Es ist nichts als Narbengewebe.

Auch in punkto Horror und Atmosphäre muss er sich unterordnen. Dabei war Es bereits kein Hardcore-Terror der übelsten Sorte, Es Kapitel 2 aber setzt auf die übermäßige Benutzung von CGI und lahmen Jumpscares. Wer zu diesem Zeitpunkt schon auf Pennywise hofft, wird noch am allermeisten enttäuscht. Der darf zwischendurch mal in die Linse schreien und ist dann auch schon wieder weg. Das Produktionsniveau bleibt auf einer hohen Messlatte bestehen, jedoch verpasst der Film es an die Stimmung des Vorgängers anzuknüpfen und sie gleichermaßen zu nutzen. Ein weiterer Aspekt, der viel des Grusels und auch der Erzählung zunichte macht, ist die angehobene Gag-Dichte. Sobald der Film es schafft die Ernsthaftigkeit des Plots aufzustellen, wie schlimm der Werdegang der Figuren ist und was sie eigentlich verbindet, feuert der Film mit One-Linern um sich. Und das will wirklich nicht in meinen Kopf rein. Selbst die gefühlvollen Szenen werden damit verbaut. Die Kombination aus diesem Drehbuchfehler und der rudimentären Kraft der Charaktere sorgt allgemein dafür, dass Es Kapitel 2 in allen Facetten, welche den Vorgänger so gut machten, abspeckt.

Wäre es nicht für die grandiosen, letzten 40 Minuten, die problemlos an besagte Power von Kapitel 1 andocken können, würde ich hier keine Gnade walten lassen. Bis hierhin klingt es nämlich danach, als sei Es Kapitel 2 ein grottenschlechter Film. Das trifft bei Weitem nicht zu. Er unterliegt nur den eigenverantwortlich auferlegten Ansprüchen. Die Schauspieler leisten einen guten Job, die Audiovisualität bleibt trotz zu vieler Computereffekte standhaft und für seine Länge unterhält er ordentlich. Aber gerade beim Vergleich mit seinen Ursprüngen – und das ist ein Vergleich, der gezogen werden muss – fliegt er nicht mehr so unbeschwert wie sein charmanter Titelcharakter es uns glauben lassen will. Wie heißt es so schön?: Je höher der Flug, desto tiefer der Fall.

5.0
Punkte