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Drehbuch: Terry Rossio, Michael Dougherty, Eric Pearson, Max Borenstein, Zach Shields
Schnitt: Josh Schaeffer
Kamera: Ben Seresin
Schauspieler*innen: Alexander Skarsgård, Millie Bobby Brown, Rebecca Hall, Brian Tyree Henry, Shun Oguri, Eiza González
Sprache: Englisch
Länge: 1h53min
Genre: Action, Kaiju
Trommeln hämmern, wenn Kong auf seine Brust schlägt, Synthesizer pulsieren, wenn Godzilla in die Nacht von Hongkong schreit. Zerfetztes, blutiges Fell, genauso in Neon getaucht wie die aufgeschlitzten und aufgeriebenen Schuppen gegenüber, sind umgeben von leuchtender Zerstörungswut der unheiligen Monsterschöpfungen. Im letzten Drittel von Godzilla vs. Kong pulsiert das Herz eines Kaiju-Liebhabers, wenn Pranke auf Schuppe kracht und Atomlaser auf Riesenhammer. Eine schwachsinnige Geschichte, fehlende filmübergreifende Konsequenz und belanglose menschliche Gestalten sind plötzlich völlig vergessen, wenn man sich seinen niederen Instinkten hingibt und mit großen Augen dem Zusammenstoß der Megamonster folgt.
Godzilla vs. Kong hat immer wieder die Momente, nach denen Kaiju-Fans lechzen und schmachten, nach denen sie Sehnsucht haben, nach denen sie gieren. Momente filmischer Ekstase, gemahlen zu einem feinen Pulver, das direkt durch die drei Meter großen Nasenlöcher der Tonnen schweren Echse inhaliert wird. Es sind Momente purer Freude, die über ihre Inszenierung gedankenlose Befriedigung verleihen und ein starkes Gegengewicht zu dem sonst so unausgegorenen Paket Film darstellen, das der neuste Beitrag in das Monsterverse von Legendary letztlich ist.
Früh fällt auf, wie sehr sich der neuste Ableger des Filmuniversums von seinen Vorgängern unterscheidet. Regisseur Adam Wingard kehrt dem bitterernsten, geradezu apokalyptischen Ton von Edwards und Dougherty den zackigen Rücken zu und gibt der Affektiertheit vieler früher Godzilla-Filme der Toho-Ära eine warme, behaarte Umarmung. Das äußert sich in so gut wie jedem Teil des Films: Anstelle von ständiger Zurschaustellung der endzeitlichen Gotteskraft durch Schulterblicke über der Achsel des Monsterreptils, oder von hinaufschauenden Shots von den Füßen der Ungetüme, platziert Wingard die Kamera seitlich oder sogar in Vogelperspektive, um so dem Showdown von Godzilla und Kong deutlich mehr Bildfläche zu geben. Dadurch rückt der Kampf selbst unmittelbar in den Vordergrund, rückt die Bedeutung dieser urtümlichen Wesen aber nach hinten.
Genauso entziehen sich diesmal die Science-Fiction-Elemente jeglicher Erdung, verkommen zu völliger, geradezu manieristischer Unsinnigkeit mit futuristischen Raumschiffen, Gravitationsumkehrungen oder von Ghidorah-DNA-betriebene Kampfrobotern. Vergangen sind zumindest theoretisch spannende Konzepte wie Öko-Terrorismus oder das Infrage stellen der Spezies Mensch selbst. Von der Ersatzbank läuft stattdessen konfuser Blockbuster-Irrwitz ein, der in den meisten Fällen nicht ansatzweise Sinn ergibt und bedeutungslose Figuren wie vom Fließband mitschickt. Der Preis dafür ist eine filmübergreifende Inkonsequenz: Denn wo man sich als Einzelwerk gesehen noch problemlos auf den Stuss einlassen könnte, tritt er als Fortsetzung seine Vorgänger mit Füßen. Statt sich mit den aufgemachten Themen zu beschäftigen, ignoriert er sie zum größten Teil schlichtweg – von den aufgeweckten Titanen und dem halb zerstörten Globus aus King of the Monsters ist nahezu keine Rede mehr – und stellt völlig neue Dinge in den Raum, die zuvor noch keinerlei Ansprache erhalten hatten.
So schadet die Franchise-Umgebung von Godzilla vs. Kong dem Film tatsächlich mehr als sie ihm nutzt. Wingard interpretiert Kaiju anders: Simpler, bunter, campy und weniger bedeutungsschwanger. Eine Auslegung, die ihre Berechtigung hat, aber auf keine Weise in das Konzept des Monsterverse zu passen scheint. Alleine die Rückstellung Godzillas zur Nebenfigur – der dem Titan viel von seiner Bedeutung raubt – wird vielen Fans des Franchises sauer aufstoßen. Nicht zu übersehen ist aber der unfassbare Unterhaltungswert: Denn trotz allem ist Godzilla vs. Kong Kaijukino pur. Es macht höllischen Spaß, dem Monstergekloppe mitsamt seiner erinnerungswürdigen Shots, seines Synthie-Soundtracks, seiner Neon-Ästhetik, seiner brachiale Zusammenstöße zuzuschauen und zu lauschen. Und sind wir ehrlich: Was will man mehr?